Europäische Anregungen zu Sozialer Inklusion. Reader zur internationalen Konferenz 2005 in Magdeburg

von: Wolfgang Bautz (Hrsg.)

Frank & Timme, 2006

ISBN: 9783865960597 , 244 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 24,99 EUR

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    Reviews of Environmental Contamination and Toxicology Volume 208 - Perfluorinated alkylated substances
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  • Health Information Systems - Architectures and Strategies
    European Business Ethics Casebook - The Morality of Corporate Decision Making
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    A Rights-Based Preventative Approach for Psychosocial Well-being in Childhood
    The Classical Foundations of Population Thought - From Plato to Quesnay
 

Mehr zum Inhalt

Europäische Anregungen zu Sozialer Inklusion. Reader zur internationalen Konferenz 2005 in Magdeburg


 

2. Inklusive Gemeinschaften bilden – Eine Herausforderung für alle (S. 53-54)

2.1 Konzeptionelle und politische Überlegungen

Inklusive Gemeinschaften bilden – Eine Herausforderung für alle David Johnstone; Lehrender des Masterstudienganges „European Perspectives on Social Inclusi-on" von der Edge Hill University, Großbritannien Ich danke Ihnen für diese Möglichkeit, zur Konferenz beitragen zu können. Als ich zusagte, über dieses Thema zu sprechen, ist es mir nicht richtig bewusst gewesen, dass die Konzepte Integration und Inklusion schon seit gut 30 Jahren im Umlauf sind und trotzdem immer noch debattiert werden. In meinem Land, hat sogar die Schutzpatronin der Integration und Inklusion im Bildungsbereich Mary Warnock Bedenken angemeldet. Sie hat zu verstehen gegeben, dass der Enthusiasmus des ursprünglichen Berichts der Warnock-Kommission (1978) zu weit gegangen sei und dass auch im Getrennt-Sein Vorteile liegen könnten.

So ist Inklusion ein Konzept, welches sowohl auf breiter Basis befürwortet wird, als auch auf ebenso große Ablehnung stößt. Tatsächlich hat es nur eine Bedeutung, wenn dessen Gegenteil, das Konzept der Exklusion, mit bedacht wird. Ebenso wie die Konzepte Innen und Außen benötigen beide Begriffe einander, damit sie voll verstanden werden können.

Wie Bürgerschaft („citizenship") ist Inklusion ein Indikator für Zugehörigkeit. Hierbei bildet die Mitgliedschaft in einer politischen und sozialen Gemeinschaft, und somit das Gefühl der Zugehörigkeit, eine Quelle der Identität, was die Welt weniger bedrohlich und fremd macht.

Das Konzept der inklusiven Gemeinschaften bedeutet, dass diejenigen Menschen zusammengebracht werden, welche sich von denjenigen unterscheiden, die von der Mitgliedschaft ausgeschlossen sind. Dieser exklusive Aspekt von Inklusion ist umso problematischer geworden, je stärker sich die europäischen Gesellschaften den Idealen der Freiheit, Gleichheit und Demokratie für alle Bürger der Gesellschaft angenähert haben. Wie können wir beispielsweise auf der einen Seite Rechte und Freiheiten für alle proklamieren, während wir auf der anderen Seite fortfahren so ziale Systeme aufrecht zu erhalten, die einige Individuen und Gruppen deklassieren und unterdrücken? Die Bildung behinderter Menschen in Sonderschulen ist hierfür ein offenkundiges Beispiel. Die Existenz des Sonderschulsystems kann am besten als ein System begriffen werden, dass auf der gleichen Philosophie der Selektion oder auf der gleichen politischen Ideologie beruht, wie die Aufteilung von Kindern im Altern von 11 Jahren zu der Zeit als ich zur Schule ging. Das „11+Examen" sortierte diejenigen, die zum Gymnasium gingen, von denen aus, die die Haupt- und Realschule besuchten. Solch eine Philosophie basiert auf zwei grundlegenden Argumentationslinien: Erstens, dass Kinder in homogene Gruppen aufgeteilt wer-den könnten und sollten, welche eines einheitlichen Erziehungsstils bedürften. Zweitens, dass diese Erziehung in von einander getrennten Gebäuden stattzufinden habe. Die Rechtfertigung für solch eine Philosophie der Selektion, wie in diesem Fall der Gymnasien, basierte auf der Überlegung, dass es leichter ist, gesonderte Gebäude mit einer Aura zu umgeben, die Lehrern wie Schülern einen höheren Sta-tus verleihen. Die Konsequenz dieser Selektion für diejenigen, die als Schüler mit geringeren Fähigkeiten gelten, ist eindeutig. Ebenso wie ein hoher Status durch die Auswahl und die Beschulung in dem abgetrennten Gebäude des Gymnasiums ge-währt wird, wird die Minderbegabung und der niedrige Status durch die Aussonde-rung verstärkt. Dies gilt im Besonderen für Kinder, von denen angenommen wird, dass sie Lernbeeinträchtigungen haben.

Jedoch, selbst wenn solche Ungereimtheiten ausgebügelt werden könnten, wäre es gewagt zu behaupten, dass es keinen Unterschied gäbe zwischen einer, ich nenne es, Inklusion erster und zweiter Klasse. Eine Einteilung nach Klasse, Einkommen, Geschlecht, Herkunft, Behinderung, Alter und Sexualität geht gewöhnlich mit Sta-tusunterschieden in der einen oder anderen Form einher.