Balance als Führungsstrategie - Werkzeuge für gutes Management

von: Jörg Zeyringer

Haufe Verlag, 2010

ISBN: 9783648014714 , 234 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 25,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Balance als Führungsstrategie - Werkzeuge für gutes Management


 

• Selbstkontrolle fordern und fördern (S. 163-164)

Die klassischen Management-Theorien basieren auf der Grundüberlegung, dass jede organisatorische Einheit von ihrer übergeordneten Stelle abhängig ist. Durch diesen Ansatz entstanden Modelle wie die Hierarchie- und die Kontroll-Pyramide. Ansfried B. Weinert beschreibt in seinem Klassiker „Lehrbuch der Organisationspsychologie“ die „Pyramidale Kontrolle“ als

„eine zentralgesteuerte Kontrolle und Koordinationsinstanz, die als eine zentrale Autoritätsgewalt und Führung innerhalb der Organisation notwendig wird, die Gesamtplan und Ziel der Organisation und Fertigung festlegt, und die jeden einzelnen Produktionsschritt überwacht.“

In diesem, zunächst plausiblen Ansatz geht es in der Hauptsache um die Verteilung von Kompetenz und Macht innerhalb einer Organisation. Ein gewisses Misstrauen gegenüber nachgeordneten Hierarchieebenen ist hier impliziert.

Das Kontrollparadoxon


Was anfangs vielleicht gut funktioniert hat, entwickelte sich im Laufe der Zeit zum „Kontrollparadoxon“, das im Blickwinkel von drei Betrachtungen besonders gefährlich erscheint. Erstens wurden Macht und Kompetenzansprüche in der Hierarchie immer weiter nach oben verschoben. Zahlreiche groß angelegte Zentralisierungen sprechen Bände.

Zweitens wurde damit zeitgleich die Eigenverantwortung und –ständigkeit der mittleren und unteren Hierarchieebenen dermaßen stark beschnitten, dass in manchen Branchen und Firmen ohne die Vertreter der „Overheads“ keine Entscheidungen getroffen werden können. Dies führte zu Unselbstständigkeit, mangelndem Interesse sowie fehlender Identifikation mit den Unternehmen. In manchen Fällen verursachte dieses Modell Angst bei Mitarbeitern, selbst Entscheidungen zu treffen. So werden diese Themen lieber rückdelegiert. Genau diesen Umstand verwenden nun viele Führungskräfte als Erklärung dafür, die Entscheidungen möglichst weit oben in der Hierarchie anzusiedeln. Und dies bringt mich zur dritten, meiner Ansicht nach gefährlichsten Komponente. Zeitgleich nahm nämlich die Kontrolle der obersten hierarchischen Ebenen, wie viele Details der Finanzkrise zeigen, deutlich ab.