Messung und Steuerung von Kreditrisiken - Empirischer Befund und Handlungsempfehlungen

von: Gerhard Kroon

Gabler Verlag, 2009

ISBN: 9783834983589 , 261 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 49,44 EUR

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Messung und Steuerung von Kreditrisiken - Empirischer Befund und Handlungsempfehlungen


 

1 Einleitung (S. 1)

1.1 Ausgangssituation

In den Jahren 2000 bis 2003 war die Ertragslage für die Kreditinstitute in Deutschland gemessen am Teilbetriebsergebnis rückläufig. Ihre Fähigkeit, Risiken abzufedern, wurde dadurch eingeschränkt, in dieser Phase stieg das Bewertungsergebnis aufgrund von Kreditausfällen an, was zu einer bis dahin nicht beobachtbaren Größenordnung des Rückgangs der Betriebsergebnisse führte.

Das bedeutendste Risiko für Banken stellt i. d. R. das Kreditrisiko dar. In einer ersten Annäherung wird das Kreditrisiko hier als Ausfallrisiko betrachtet, welches aus der möglichen Zahlungsunfähigkeit einer Gegenpartei bei Ausleihungen, Garantien oder Derivatkontrakten resultiert. Wenn eine solche Zahlungsunfähigkeit eingetreten ist oder Hinweise vorliegen, dass sie möglicherweise bevorsteht, dann bilden Kreditinstitute Wertberichtigungen.

Vor diesem Hintergrund wurden insbesondere die Betriebsergebnisse der deutschen Kreditgenossenschaften durch vergleichsweise hohe Bewertungsergebnisse belastet: Im Geschäftsjahr 2002 war mit einem Bewertungsergebnis von -0,67 % der durchschnittlichen Bilanzsumme der höchste jemals erzielte Wert zu verzeichnen.

Dadurch wurde mit 0,17 % auch das schlechteste jemals erreichte Betriebsergebnis ausgewiesen. Als Folge dieser Entwicklung waren vermehrt Sanierungsfusionen zu beobachten und Sanierungsbanken, d. h. Kreditgenossenschaften, die eine finanzielle Unterstützung durch die Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in Anspruch nehmen mussten.

In den darauf folgenden Geschäftsjahren mussten alle Kreditgenossenschaften steigende Beitragssätze für die genossenschaftliche Sicherungseinrichtung aufwenden, diese wurden für das Jahr 2004 sogar auf das satzungsmäßige Höchstmaß angehoben, mittlerweile aber wieder zurückgeführt.

Es werden insbesondere drei Auslöser für diese Entwicklung angeführt: (1) Die makroökonomische Entwicklung, (2) eine gestiegene Zahl an Unternehmensinsolvenzen und Insolvenzen privater Haushalte sowie (3) ein verändertes Marktumfeld für die Kreditgenossenschaften, welches mit zunehmender Konkurrenz durch die so genannten Non-Banks und Near-Banks die strukturelle Ertragskraft der Kreditinstitute negativ beeinflusst.

Darüber hinaus hat sich auch ein Intra-Gruppenwettbewerb entwickelt, der innerhalb der drei miteinander konkurrierenden Institutsgruppen der Privatbanken, Kreditgenossenschaften und Sparkassen zu einem Preiswettbewerb und in der Folge zu sinkenden Ergebnisbeiträgen geführt hat.

Eine Folge dieser Entwicklungen ist, dass es eine bedeutende Rolle spielt, inwieweit die einzelne Kreditgenossenschaft in der Lage ist, alle von ihr eingegangenen Kreditrisiken messbar zu machen und ggf. zu steuern, d. h. sie entsprechend ihren geschäftspolitischen Zielen zu reduzieren oder zu erhöhen.

Eine Voraussetzung dafür ist, dass alle mit Kreditrisiken behafteten Geschäfte in die Risikomessung und anschließende -steuerung einbezogen werden können. Variabel verzinsliche, nicht an Referenzzinssätze gebundene Kundengeschäfte sind seit vielen Jahren fester Bestandteil im Produktangebot von Kreditgenossenschaften, aber auch von Kreditinstituten anderer Bankengruppen.

Aufgrund der relativ hohen Ergebnisbeiträge dieser Produkte sind sie von wesentlicher Bedeutung für die jeweilige Bank, verursachen zugleich jedoch erhebliche komplexe Probleme für die Risikomessung und -steuerung. Denn diese Geschäfte haben hinsichtlich ihrer finanzmathematischen Bewertung kein direktes Pendant an den Finanzmärkten, sondern können nur mit speziellen Ansätzen, wie dem Konzept gleitender Durchschnitte, in die Risikomessung integriert werden:

„Die Theorie der Bankunternehmung kann erst dann als Grundlage für eine Bankbetriebslehre wirklich fruchtbar gemacht werden, wenn die typische Leistung der Bank als gerade nicht vom Kapitalmarkt erbringbare Leistung hinreichend beschrieben ist.“ An diesen Sachverhalt knüpft die Problemstellung des vorliegenden Werkes an.