Auswirkungen von Solvency II (Stand: QIS5) auf Versicherungsunternehmen

von: Kristian Kutz, Fred Wagner

Verlag Versicherungswirtschaft, 2011

ISBN: 9783862980888 , 70 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 23,99 EUR

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Auswirkungen von Solvency II (Stand: QIS5) auf Versicherungsunternehmen


 

4 Bedeutung des aktuellen Standardmodells für Versicherungsunternehmen (S. 48-49)

4.1 Auswirkungen auf die Kapitalausstattung und Ermittlungskomplexität

4.1.1 Überblick und Abgrenzung


An dieser Stelle soll keine grundsätzliche Stellungnahme zum Standardmodell bspw. in Bezug auf das gewählte Risikomaß, dessen Kalibrierung oder die stichtagsbezogene Marktbewertung der Solvency- II-Bilanz vorgenommen werden. Gegenstand dieses Kapitels ist vielmehr die Beurteilung der Entwicklung der Parameter und des Umfangs des Standardmodells seit der QIS4, wobei wesentliche Kritikpunkte aus der QIS4 aufgegriffen werden. Zusätzlich wird die QIS5 im Hinblick auf das SCR und die Eigenmittelausstattung mit Solvency I verglichen.

4.1.2 Marktrisiko


Das Marktrisiko war unter QIS4 die wesentliche Risikokategorie für die Lebensversicherung. Im Rahmen der Rückmeldungen von der BaFin, von CEIOPS und vom CRO Forum wurden die Zinsszenarien und der Aktienstress für den globalen Index als zu optimistisch eingestuft, während der Marktwertverlust für eigengenutzte Immobilien, die Zuordnung von strategischen Beteiligungen zu den beiden Aktienindizes und die für alle Währungen einheitlichen Schockszenarien als nicht angemessen erachtet wurden.192 Die Zinsanstiegsszenarien sind unter QIS5 für eine Laufzeit bis zu fünf Jahren sowie ab elf Jahren gesenkt und die Zinsrückgangsszenarien mit einer Laufzeit bis einschließlich sechs Jahren deutlich erhöht worden.

Die scheinbaren Unklarheiten bzw. Unstimmigkeiten über realistische Korrelationen bezüglich des Zinsrisikos werden dadurch gelöst, dass die Ausprägung zu wählen ist, die in Verbindung mit dem Zinsanstiegs- bzw. Zinsrückgangsszenario zu einer höheren Kapitalanforderung für das Marktrisiko insgesamt führt. Die Kapitalanforderung für das Spreadrisiko steigt insbesondere durch die deutlich geringere Anerkennung von Diversifikationseffekten innerhalb des Marktrisikomoduls an. Darüber hinaus verursachen vor allem Unternehmensanleihen mit mindestens AA-Rating, strukturierte Kreditprodukte mit Ausnahme von zugrunde liegenden Assets mit mindestens AA-Rating und einer Laufzeit bis zu zwei Jahren sowie Kreditderivate mit geringem Spread deutlich höhere Kapitalanforderungen.

Dies scheint unangemessen vor dem Hintergrund, dass die Spreads am Kapitalmarkt bis Ende 2009 wieder deutlich gesunken sind. Komplexitätstreibend wirkt zudem die Einführung der zweiten Methode zur Ermittlung der Kapitalanforderung für strukturierte Kreditprodukte, die zusätzlich zu der QIS4-Methode anzuwenden ist. Weiterhin kritisch zu sehen ist, dass EWR-Staatsanleihen ausschließlich dem Zinsrisiko bzw. Nicht-EWR-Staatsanleihen per Definition regelmäßig deutlich geringeren Kapitalanforderungen als sonstige Anleihen unterliegen.