Weiterbildung und Gesundheitsförderung integrieren - Der Weg zur Demografie-Fitness Ihres Unternehmens

von: Mario Gottwald, Heidemarie Hofmann

wbv Media, 2009

ISBN: 9783763946365 , 64 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 17,90 EUR

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Weiterbildung und Gesundheitsförderung integrieren - Der Weg zur Demografie-Fitness Ihres Unternehmens


 

Anforderungen an die Gestaltung einer demografiefesten Personalpolitik (S. 17-19)

Einwände entkräften Einfluss der Erwerbsbiografie auf die Leistungsfähigkeit

Im Vorfeld der Entwicklung einer demografiefesten Personalpolitik gilt es, zwei weitverbreitete Vorbehalte zu entkräften: ,
- „Ältere sind nun mal weniger leistungsfähig ..." ,
- „Was Hänschen nicht lernt …"

Leistungsfähigkeit ist keine Frage des Alters

Kreativität, Flexibilität oder Lernbereitschaft gelten gemeinhin nicht als die Fähigkeiten, die das Alter charakterisieren. Leistungsvermögen und Innovationsbereitschaft und -fähigkeit werden oftmals immer noch mit Jugend assoziiert. Ein Leistungsabfall mit zunehmendem Alter ist jedoch nicht unausweichlich: Für Leistungs- und Lernfähigkeit der Beschäftigten ist nicht das kalendarische Alter ausschlaggebend, sondern die Umstände des bisherigen und weiteren Lebensverlaufes.

Entscheidend ist, ob die individuelle Erwerbsbiografie durch fördernde und hemmende Bedingungen gekennzeichnet ist und ob die Potenziale des Einzelnen im Betrieb richtig genutzt, eingebunden und gefördert werden. Untersuchungen der vergangenen Jahre zeigen allerdings, dass das Altersbild in den Betrieben gar nicht so negativ ist, wie der praktische Umgang mit älteren Mitarbeitern vielfach vermuten lässt. In verschiedenen Studien wurden Personalverantwortliche nach ihrer Einschätzung der Leistungsfähigkeit jüngerer und älterer Erwerbstätiger befragt (vgl. u.a. Gottwald/Keck 2008).

Die Ergebnisse belegen, dass mit dem Rückgang schwerer körperlicher Arbeiten auch die körperliche Belastbarkeit als leistungsrelevantes Beurteilungskriterium an Relevanz verloren hat. Dagegen werden in einer Arbeitswelt, die auf Flexibilität, Verantwortung und Selbstständigkeit setzt, Lernfähigkeit und Lernbereitschaft sowie personale Kompetenzen wie Disziplin und Qualitätsbewusstsein immer wichtiger. Älteren Arbeitnehmern werden hier vor allem klassische Arbeitstugenden wie Arbeitsmoral bzw. -disziplin, Qualitätsbewusstsein und Loyalität zugeschrieben, wie das folgende Beispiel einer Befragung unter 250 Betrieben in Nürnberg zeigt.

Trotz dieser zumindest zum Teil grundsätzlich positiven Einschätzung der Leistungsfähigkeit Älterer orientieren sich die Unternehmen in ihrem praktischen Handeln noch an dem überkommenen defizitären Altersbild. Vermutet werden generelle Einschränkungen der physiologischen und psychologischen Leistungsfähigkeit, mangelnde Flexibilität, Qualifikationsdefizite oder unzureichende Lernmotivation. Dass das Altern mit einem Kompetenzverlust einhergehen muss, ist wissenschaftlich längst widerlegt. Seit den 70er-Jahren haben Altersforschung und Arbeitswissenschaft neue Erkenntnisse über die Phänomene „Altern" und „Leistungsfähigkeit" gewonnen, die sich in vier wichtigen Schlussfolgerungen zusammenfassen lassen:

Viele arbeitsrelevante Kompetenzen bleiben im Erwerbsleben konstant, nehmen zu oder entwickeln sich erst mit dem Alter.

Dazu zählen natürlich die Berufserfahrung und das Betriebswissen, aber auch personale und soziale Kompetenzen wie Zielorientierung, Kooperations- und Konfliktfähigkeit, strategisches Denken und Handeln, Qualitätsbewusstsein – Fähigkeiten und Eigenschaften, die zunehmend wichtiger werden.

Während der Erwerbsspanne eintretende Leistungsverluste in einigen Kompetenzfeldern sind kompensierbar oder positiv beeinflussbar.

Biologisch bedingte Abbauprozesse des Muskelskelettapparates, der Psychomotorik und der Hirnfunktionen sind während der Erwerbsspanne von sehr geringem Ausmaß und können durch geeignete Strategien ausgeglichen werden.