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Von Modernisierungsinseln zu integrierten Produktionssystemen - Ein Leitfaden für die strategieorientierte Verknüpfung betrieblicher Modernisierungsmaßnahmen in kleinen und mittleren Unternehmen


 

"2 Wechselwirkungen aufdecken mit der Beziehungslandkarte (S. 18-19)
2.1 Über Bereichsgrenzen hinaus denken – aber wie?
Gunter Lay und Christoph Zanker, Fraunhofer ISI, Karlsruhe

2.1.1 Das Instrument Beziehungslandkarte
In vielen Firmen lässt sich beobachten, dass isoliert geplante und verwirklichte Einzelmaßnahmen zur Modernisierung der Produktion zwar Beiträge zur Performanceverbesserung in den jeweils angezielten Problemfeldern erbringen können, gleichzeitig jedoch auch neue Probleme aufwerfen. So erweisen sich beispielsweise Vorgaben für die Gruppenarbeit, die auf Maximierung der Produktivität ausgelegt sind, als inkonsistent mit Job Rotation-Programmen, die die Verbreiterung der Qualifikationsbasis der Mitarbeiter und damit die Steigerung der Einsatzflexibilität zum Ziel haben. Um die Ziele des Job Rotation- Programms zu verwirklichen, darf die Maximierung der Produktivität in den Gruppen nicht ausgereizt werden. Ein anderes Beispiel zeigte, dass das Führen mit Zielvereinbarungen, in dem das Erreichen der vereinbarten Ziele entgeltrelevant ist, einem parallel realisierten KVP-Programm zuwider läuft, das keine entsprechende Entgeltrelevanz besitzt. Verbesserungsmöglichkeiten werden vor allem zur Erfüllung der Zielvereinbarungen gesucht und gefunden, das KVP-Programm wird also nicht mit Leben gefüllt.

Der Grund für diese Problematik liegt darin, dass bei Projekten zur betrieblichen Modernisierung häufig die Frage außen vor bleibt, welche Wirkungszusammenhänge zwischen Einzelmaßnahmen bestehen und welche Wirkungen auf unterschiedliche Zielgrößen ausgehen. Dies betrifft insbesondere sich konterkarierende Zusammenhänge bzw. nicht intendierte Zielwirkungen.

Im Folgenden wird das Instrument „Beziehungslandkarte"" vorgestellt, das diese Problematik aufgreift. Durch eine systematische Analyse der Beziehungen zwischen existenten Modernisierungsmaßnahmen auf Inkonsistenzen und Inkompatibilitäten werden mit der Anwendung dieses Instruments unausgeschöpfte Effizienzsteigerungsmöglichkeiten erschließbar. Effizienzbarrieren werden durch eine bessere Verzahnung bestehender Bausteine überwunden.

Im Instrument „Beziehungslandkarte"" werden alle in Unternehmen geltenden organisatorischen Regelungen, eingeführten Modernisierungskonzepte oder allgemeiner die Gestaltungsbausteine einer Unternehmung systematisiert und verortet. Der Aufbau der Beziehungslandkarte erlaubt es, alle in einem Betrieb anzutreffenden Bausteine quer zu Funktionsbereichen zu erfassen, zu gruppieren und mit dieser Gruppierung der Einzelbausteine die Voraussetzungen zu schaffen, sie auf ihre gegenseitige Passfähigkeit zu überprüfen.

Das Instrument „Beziehungslandkarte"" greift den von Porter vorgestellten Ansatz der „Activity System Maps"" (Porter 1996) auf und entwickelt ihn für die skizzierte Aufgabenstellung weiter. Activity System Maps enthalten in graphischer Form eine Auflistung unternehmerischer Aktivitäten, in der die Beziehungen zwischen diesen Aktivitäten auf ihre strategische Passfähigkeit analysiert werden. Die Herstellung von Konsistenz zwischen den Aktivitäten ist dabei ein wesentliches Ziel des Activity System Mapping. Dieses Ziel prädestiniert das Activity System Mapping dafür, die Basis für die Beziehungslandkarte zu bilden.

2.1.2 Aufbau der Beziehungslandkarte
Der Ausgangspunkt für die Überlegungen einer Systematisierung und Gruppierung der Vielzahl im Unternehmen vorhandener Bausteine waren zunächst bestehende Ansätze zur Strukturierung betrieblicher Wandlungsfähigkeit (Dreher et al. 1997, Lay et al. 1997).

Für die Beziehungslandkarte wurden diese Ansätze aufgegriffen und zu einer themenbezogenen Bündelung der betrieblichen Gestaltungsbausteine in insgesamt 10 Gestaltungsfelder weiterentwickelt (Abbildung 2.1-1). Unter einem Gestaltungsfeld ist in diesem Zusammenhang ein Konstrukt zu verstehen, das einen Rahmen für inhaltlich ähnliche oder zusammengehörige Methoden und Werkzeuge bietet (Dombrowski/Pallock/ Schmidt 2006). Diese Strukturierung ermöglicht, die vielfältigen Inhalte vorhandener Modernisierungsbausteine gegenseitig ausreichend abzugrenzen und gleichzeitig ein akzeptables Maß an Übersichtlichkeit zu bieten. Im Einzelnen lassen sich die in der Beziehungslandkarte gewählten Gestaltungsfelder wie folgt beschreiben."