Bewertung unternehmensübergreifender IT-Investitionen - Ein organisationsökonomischer Zugang

von: Christoph Hirnle

DUV Deutscher Universitäts-Verlag, 2006

ISBN: 9783835057081 , 204 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 49,44 EUR

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Bewertung unternehmensübergreifender IT-Investitionen - Ein organisationsökonomischer Zugang


 

3 Organisationsökonomische Analyse (S. 63-64)

Zur Bewertung gemeinsamer IT Investitionen sind – wie in Kapitel 2.3 gesehen – bestehende Vorarbeiten aus dem IT Controlling nicht ausreichend. Wie in Kapitel 2.4 zusammenfassend beschrieben erfordern die organisationstheoretischen Spezifika von Unternehmensnetzwerken die Erfassung des einer Investitionsoption inhärenten Opportunismusrisikos sowie der Verteilung von Kosten- und Nutzeneffekten auf die Teilnehmer.

Ziel dieses Kapitels ist es, auf Basis geeigneter theoretischer Konstrukte Teilbewertungen für diese Problemfelder durchzuführen. In Kapitel 3.1 wird dazu ein Rahmen aufgespannt, der sowohl die zu betrachtenden Theorien als auch das konkrete Vorgehen bei der Operationalisierung der organisationsökonomischen Theorien für diese Bewertung beschreibt. In Kapitel 3.2 erfolgt die Bewertung des Opportunismusrisikos während Kapitel 3.3 die Kosten- / Nutzenverteilung thematisiert. Kapitel 3.4 zeigt zusammenfassend auf, wie mit Hilfe der ausgewählten organisationsökonomischen Zugänge eine Bewertung dieser grundlegenden Investitionsproblemen ermöglicht wurde.

3.1 Analyserahmen

3.1.1 Neue Institutionenökonomik


Die neue Institutionenökonomik (NIÖ) stellt eine Denkrichtung der Wirtschaftswissenschaften dar, die sich explizit auf der Bedeutung von Institutionen wie z.B. Märkten, Hierarchien, Verfügungsrechten und Verträgen für den Wirtschaftsprozess gründet. Hierzu einer der Begründer der NIÖ, Nobellaureat RONALD COASE: „Adam Smith explained that the productivity of the economic system depends on specialization …, but specialization is only possible if there is exchange – and the lower the costs of exchange …, the more specialization there will be and the greater the productivity of the system.

But the costs of exchange depend on the institutions of a country: its legal system, its political system, its social system, its culture, and so on. In effect, it is the institutions that govern the performance of an economy, and this gives the ‘new institutional economics’ its importance for economists." Während die ursprüngliche Ökonomik von ADAM SMITH, DAVID HUME und JOHN STUART MILL auch soziale Institutionen als völlig selbstverständlich erachtete, ging dieser Bezug mit der mathematischen Formalisierung der Wirtschaftswissenschaften durch die neoklassische Mikroökonomik und damit der extremen Vereinfachung wirt schaftlicher Zusammenhänge verloren. Während die Neoklassik große Erfolge feierte bildete sich um von JOHN COMMONS und WESLEY MITCHELL Anfang des 20.

Jahrhunderts eine erste Bewegung gegen die zu stark vereinfachenden Prämissen: die alte Institutionenökonomik. Allerdings hatten die auf der Beschreibung von Einzelfakten basierenden Bemühungen kaum Einfluss auf die Neoklassik – sie waren im Vergleich zur Neoklassik einfach zu wenig theoretisch. Ohne ein klares Theoriegebäude konnten ihre Ideen kaum zum angestrebten radikalen Paradigmenwechsel in der wissenschaftlichen Community führen.

Die neue Institutionenökonomik, deren Geburtsstunde oft mit der Publikation des Aufsatzes „The nature of the firm" von COASE230 gleichgesetzt wird, stellt mittlerweile jedoch ein substantielles, wenn auch nicht gänzlich einheitliches Theoriegebäude dar. Gleichzeitig bedienen sich neoinstitutionalistische Analysen durchaus neoklassischer Analysemethoden, was die Akzeptanz der NIÖ unter bestehenden Ökonomen förderte. Mit der Zielsetzung der NIÖ, die Struktur, Verhaltenswirkungen, Effizienz und den Wandel ökonomischer Institutionen zu erklären, haben Institutionen in der Ökonomik wieder deutlich an Bedeutung gewonnen. Während dabei einerseits moniert wird, NIÖ Analysen arbeiteten aufgrund erneuter Formalisierungsbestrebungen wieder mit zu vielen Prämissen, kann die NIÖ auch durchaus in die Breite gehen und grundsätzliche sozialwissenschaftliche Problemstellungen umfassend diskutieren.

So werden die eine Wirtschaft steuernden Regeln beispielsweise nur zu einem Teil vom Staat bereitgestellt und durchgesetzt – somit ist nur ein Teil der Institutionen kurzfristig radikal veränderbar. Konventionen, Sitten und private Regeln lassen sich indes nicht per Dekret verändern, prägen das Wirtschaftsverhalten aber zu einem hohen Maße und können von der Institutionenökonomik mit erfasst werden.