Handbuch IT in der Verwaltung

von: Martin Wind, Detlef Kröger

Springer-Verlag, 2006

ISBN: 9783540462729 , 749 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 89,91 EUR

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Handbuch IT in der Verwaltung


 

Interoperabilität und Standardisierung im E-Government (S. 121-122)

Frank Steimke
1 Standardisierung und die Vernetzung von Systemen
Wenn man den derzeitigen Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien mit einem Wort charakterisieren will, so lautet dieses Wort: Vernetzung. Die Zeiten der monolithischen DV-Systeme sind vorbei. Man hat längst erkannt, dass die wirklichen Nutzenpotenziale in der Unterstützung ganzer Prozessketten liegen, in denen Daten über Systemgrenzen hinweg medienbruchfrei verarbeitet werden können. Diese Situation ist in praktisch jedem Bereich zu beobachten, in dem Computer eingesetzt werden.

Die Buchbestellung im Online Shop vom heimischen PC aus, die bei dem Betreiber des Shops, dem Zwischenhändler und anderen Beteiligten eine ganze Reihe von Teilprozessen auslöst, ist nur ein kleines, aber typisches Beispiel für diese Situation. Das gleiche Prinzip wird in großem Stil in der Automobilindustrie, in der Kreditwirtschaft und in allen anderen IT-unterstützten Bereichen mit Erfolg angewandt. Damit diese systemübergreifende Vernetzung in einer heterogenen Welt funktioniert, muss es Standards auf den verschiedenen Ebenen geben, von der Bitübertragung bis zur Anwendungsschicht.

Nur unter dieser Voraussetzung können Daten durchgängig und ohne Medienbrüche zwischen verschiedenen Systemen ausgetauscht werden. Mit der weltweiten Verbreitung des Internet und den damit untrennbar verbundenen Standardprotokollen wie TCP/IP, http, smtp usw. ist in der Regel die technische Verbindung verschiedener Systeme kein großes Problem mehr. Die wirkliche Herausforderung liegt heutzutage meistens in der Standardisierung der Anwendungsschicht, mit der sichergestellt wird, dass nicht nur Daten übertragen werden, sondern Prozessketten ineinander greifen können. Immer dann, wenn solche Standards bereits vorhanden sind und einfach genutzt oder mit geringem Aufwand adaptiert werden können, sollte man dieser Möglichkeit den Vorzug geben.

Aber in vielen Fällen kommt man um die Neuentwicklung nicht herum. Insbesondere im E-Government sind die Standards zur Datenübermittlung sehr stark von den nationalen (und in Deutschland Bundesland-spezifischen) Gesetzen, Verordnungen und sonstigen Normen abhängig. Die Chancen, bestehende internationale Standards übernehmen zu können, sind nicht hoch. In diesem Artikel wird es darum gehen, wie man Standardisierungsprojekte speziell für die Anwendungsschicht im Bereich der öffentlichen Verwaltung, also im Kontext E-Government, durchführen kann. Anschließend wird als ein konkretes Fallbeispiel die Standardisierung im Meldewesen in Deutschland untersucht.

2 Die Rolle der sicheren Infrastruktur im E-Government

Es ist auffällig, dass die Vernetzung der vorhandenen IT-Systeme im Bereich der öffentlichen Verwaltung gegenüber den Systemen der Privatwirtschaft deutlich zurückfällt. Hierfür gibt es eine Reihe von Gründen. So sind zum Beispiel die Prozesse innerhalb der öffentlichen Verwaltung oftmals deutlich weniger strukturiert und daher der automatisierten Verarbeitung nicht so zugänglich (Lenk 2001).

Es gibt aber darüber hinaus auch rechtlich-organisatorische und technische Gründe, insbesondere aus dem Bereich der Sicherheit der elektronischen Kommunikation. Es ist klar, dass bei der Planung elektronischer Dienste der öffentlichen Verwaltung die Aspekte des Datenschutzes und der Datensicherheit höchste Priorität haben müssen. Dies betrifft insbesondere die Vertraulichkeit und die Integrität der übermittelten Daten. Hinzu kommen Aspekte der sicheren Authentisierung der Kommunikationspartner sowie die Nachvollziehbarkeit der Kommunikationsvorgänge auch im elektronischen Bereich. Schließlich bedürfen viele Geschäftsvorfälle der Schriftform.