Management von Innovation und Risiko - Quantensprünge in der Entwicklung erfolgreich managen

von: Oliver Gassmann, Carmen Kobe

Springer-Verlag, 2006

ISBN: 9783540337553 , 568 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 53,94 EUR

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Management von Innovation und Risiko - Quantensprünge in der Entwicklung erfolgreich managen


 

III.2 Plattformmanagement zur Reduktion von Innovationsrisiken (S. 122-123)

Marc Müller

1 Zentrale Bedeutung des Risikomanagements

Die Beherrschung und Eliminierung von Risiken in der Produktentwicklung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb. Dem bewussten und kontrollierten Umgang mit Entwicklungsrisiken kommt deshalb entscheidende Bedeutung zu. Erfolgreiches Risikomanagement trägt entscheidend zur Verkürzung der Entwicklungszeiten und Senkung der Entwicklungskosten bei. Geeignete Modularisierung und Produktplattformen können erheblich zur Reduktion der Risiken von Produktentwicklungen beitragen.

1.1 Entwicklungskompetenz als kritischer Erfolgsfaktor

Die heutige Markt- und Wettbewerbssituation ist vielfach durch eine hohe Segmentierung der Märkte und eine hohe Dynamik und Komplexität der technologischen Entwicklung geprägt. Gleichzeitig ist in vielen Industrien eine Verkürzung der Innovationszyklen festzustellen. Die Mikrosegmentierung der Märkte zwingt das Unternehmen Produkte anzubieten, die spezifisch auf die individuellen Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind. Diese Verbreiterung der Produktpalette führt oft zu einer Steigerung der Anzahl Entwicklungsprojekte und damit zu einer Erhöhung des Entwicklungsaufwandes insgesamt. Die Anzahl verschiedener Modelle in der Automobilindustrie wächst ständig. Hinzu kommen zahlreiche Modellvarianten und eine steigende Anzahl Ausstattungsvarianten: Durch die vielen verschiedenen Ausstattungsvarianten ergeben sich heute für einen Audi A4 über 2000 verschiedene Türinnenverkleidungen.

Die hohe Dynamik und Komplexität der technologischen Entwicklung birgt ein hohes technologisches Entwicklungsrisiko und erfordert vom Unternehmen einen hohen Entwicklungsaufwand. Vor dreißig Jahren war noch jedes Auto mit einer Notkurbel ausgerüstet, die man im Herbst beim ersten Frost in Betrieb setzte. Die Batterien versagten in der ersten Kälte ohne Vorwarnung ihren Dienst. Dafür verstand man die damaligen Autos noch: Ein Blick unter die Motorhaube lohnte sich allemal für jeden technisch normal begabten Fahrer. Mechanik und etwas Elektrotechnik, aber keine Elektronik und keine Software. Dem hohen und teilweise steigenden Entwicklungsaufwand steht in vielen Industrien eine Verkürzung der Innovationszyklen gegenüber. Das Unternehmen muss immer mehr Produkte in immer kürzerer Zeit entwickeln.

Dadurch steigt das Risiko, neue Produkte nicht rechtzeitig am Markt einführen zu können. Während der Innovationszyklus einer mechanischen Schreibmaschine noch 25 Jahre betrug, so hat sich dieser heute bei einer mikroprozessorgesteuerten Schreibmaschine auf nur noch fünf Jahre reduziert. Die Beherrschung und Eliminierung der Risiken in der Produktentwicklung ist deshalb für zahlreiche Unternehmen eine zentrale Managementaufgabe. Kalkulierbare Entwicklungsrisiken ermöglichen eine exaktere Planung der Termine und Ressourcen und tragen damit zu einer Verkürzung der Entwicklungszeiten und Senkung der Entwicklungskosten bei. Der Gegensatz zwischen immer mehr und technologisch immer komplexeren Produkten bei gleichzeitiger Verkürzung der Entwicklungszeiten verlangt nach neuen Lösungsansätzen im Bereich der Produktentwicklung: Geeignete Modularisierung und Produktplattformen können wesentlich zur Beherrschung und Eliminierung der Entwicklungsrisiken beitragen.

1.2 Inhärente Risiken von Entwicklungsprojekten

Das Entwicklungsrisiko steigt in der Regel mit zunehmender Komplexität und zunehmender Dauer des Entwicklungsprojektes. Durch aufwendige Planungsprozesse und ausgeklügelte Planungsinstrumente versuchen viele Unternehmen ihre Entwicklungsvorhaben besser in den Griff zu bekommen. Dies steigert jedoch gleichzeitig auch die Komplexität des Projektes selbst. Das Unternehmen kann die Entwicklung neuer Produkte nur begrenzt planen und beherrschen. Verschiedene Faktoren können den Erfolg von Entwicklungsprojekten gefährden:

• Technisches Realisierungsrisiko: Das technische Realisierungsrisiko bei Entwicklungsprojekten, insbesondere bei neuen Technologien, ist beträchtlich. Oft treten Probleme auf, die nicht bekannt waren oder an die vorher zumindest niemand gedacht hat.
• Kostenrisiko: Die Kalkulation der Entwicklungskosten eines neuen Produktes ist teilweise nicht einfach. Je nach Komplexität des Entwicklungsprojektes können die Entwicklungskosten erheblich von den ursprünglichen Budgets abweichen.
• Zeitrisiko: Die Planung der Entwicklungszeit eines neuen Produktes ist oft schwierig. Durch unvorhergesehene technische Probleme oder Änderungen der Marktanforderungen können sich Entwicklungen zeitlich stark verzögern.