Gespräche mit dem inneren Schweinehund - Arbeit mit Tierfiguren in systemischer Beratung und Therapie

von: Frank Natho

Vandenhoeck & Ruprecht Unipress, 2013

ISBN: 9783647401553 , 141 Seiten

3. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 25,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Gespräche mit dem inneren Schweinehund - Arbeit mit Tierfiguren in systemischer Beratung und Therapie


 

Tierfiguren in der Teamberatung – Wenn der Chef zum Schwein wird (S. 104-105)

Dass sich Tierfiguren auch außerhalb des klassisch beraterischen bzw. familientherapeutischen Settings verwenden lassen, soll in diesem Kapitel dargestellt werden. Das »Team in Tierfiguren« ( Natho, 2007c) stellt eine Methode dar, die sich im Rahmen von Teamsupervision und Teamentwicklung gewinnbringend einsetzen lässt. Gerade dann, wenn eine Rollen- und Beziehungsreflexion im Team angeregt werden soll, ist das Vorgehen hilfreich. Solche Situationen ergeben sich in der Teamarbeit immer wieder.

Denn Teams sind höchst dynamische Systeme. Sie verändern sich ständig, weil Personen sich weiterentwickeln, sich Anforderungen und Arbeitsprozesse verändern. Teammitglieder beschreiben dann die Zusammenarbeit als konfliktreich und wenig harmonisch. Aus Sicht der Teamentwicklung ist dies eine notwendige Phase, die eine Überprüfung der Selbst- und Fremdwahrnehmung der Kollegen nötig macht, um sich in der Zusammenarbeit neu zu ordnen.

Tiermetaphern im Team – Wie Kollegen zu Tieren werden


Beobachtet man Teams aufmerksam, so kann man feststellen, dass häufig auch Tiermetaphern kommuniziert werden. Da wird in der Supervision – zumindest in der verbalen Beschreibung der Teammitglieder – der Chef schon mal zum Schwein. Wenn dieser dann brüllt wie ein Löwe, sind die meisten Kollegen mucksmäuschenstill oder stecken den Kopf in den Sand. Andere stellen sich wie Pferde oder sture Esel auf die Hinterbeine und behaupten so ihren Standpunkt. Man verteidigt sein Revier oder es wird mit den Wölfen geheult. Teammitglieder beschreiben sich selbst oder gegenseitig als Tiere.

Da gibt es eine dumme Gans, einen begossenen Pudel, einen Pechvogel, einen Angsthasen, einen Hecht im Karpfenteich oder einen Wolf im Schafspelz. Im Gespräch wird das eigene Team auch schon mal zum Saustall, zum Affentheater oder zur Löwengrube. Es kräht kein Hahn danach, wenn ein hohes Tier ein Machtwort spricht, nur die getroffenen Hunde, die bellen natürlich. Manchmal geht es auf keine Kuhhaut, dass einige Kollegen sogar Artenschutz genießen. Aber wie das Sprichwort sagt, es passen viele geduldige Schafe in einen Stall. Man kann feststellen, dass Tiermetaphern in Teams häufig Verwendung finden, um sich selbst, bestimmte Charaktere von Kollegen oder soziale Interaktionen im Team zu beschreiben.

»Metaphern sind Bausteine zur Konstruktion unserer Wirklichkeit «, so postuliert Lauterbach (2004, S. 137). Menschen können nicht anders, als ihre Welt metaphorisch zu beschreiben. Tiermetaphern sind besonders geeignet zur Beschreibung von Persönlichkeitsanteilen (fauler Hund) oder von sozialen Interaktionen (der Hahn im Korb). Metaphern reduzieren die Komplexität der Welt und schaffen einen Rahmen für Verhalten, Wahrnehmung und Erkenntnis. Die im Team verwendeten Metaphern spiegeln individuelle und kollektive Wirklichkeiten der Teammitglieder wider und bilden die Basis für Verständnis und Missverständnis. Sie motivieren und rechtfertigen das Verhalten im Team.