Sternstunden und Wüstentage - Die kostbaren Momente im Alltag entdecken - Übungen, Gebete, Meditationen

von: Johannes Pausch

Kösel, 2010

ISBN: 9783641049188 , 192 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 7,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Sternstunden und Wüstentage - Die kostbaren Momente im Alltag entdecken - Übungen, Gebete, Meditationen


 

"Ich tue, was ich will (S. 75-76)

In der Wüste ohne Grenzen


Immer nur das zu tun, was ich will, was ich für richtig halte, was mir behagt und mir nützt, ist Willkür und bringt mich in die grenzenlose Wüste des Egoismus, in der nur noch ich Platz habe, sonst niemand. Wenn ich von Willkür spreche, dann deswegen, weil nicht das sensible, verantwortliche Denken und Handeln gemeint ist, mit dem ich kraftvoll das als richtig Erkannte durchzusetzen versuche.

Die egoistische Willkür beginnt dann, wenn ich auf meine Mitmenschen nicht höre und sie auch nicht sehe. Der Andere ist uns dann nicht nur fremd, er existiert gar nicht für uns. Und wenn doch, dann hat er nur eine Daseinsberechtigung, wenn er tut, was mir nützt und was ich will. Er ist kein Mensch, keine Person, kein Subjekt, kein Du, sondern Objekt, ein Werkzeug. Wenn der Andere mich einschränkt, weil er selbst existieren, denken und handeln will, ignoriere ich ihn, denn er will mir Grenzen setzen, mich zur Auseinandersetzung zwingen, er stellt mich in Frage, will beachtet und geachtet werden, der Andere fordert mir Antworten ab und will, dass ich Verantwortung übernehme.

Und dann will dieser Andere oder diese Andere vielleicht noch mehr: Gespräche, Verständnis, am Ende vielleicht auch noch Liebe – dann kann ich überhaupt nicht mehr tun, was ich will. Es gibt für mich nur noch wenige Möglichkeiten, dem zu entrinnen. Überall in dieser Wüste tauchen plötzlich diese Dus auf. Sogar eine kleine, graue Maus kann sich zum Subjekt mausern. Das macht Angst und kann schnell zur Aggression führen.

Der einsame Willküregoist hat ja nie gelernt, sich mit einem Du auseinanderzusetzen, und er hat nie erlebt, dass er, indem er von anderen Grenzen auferlegt bekommt, nicht nur angegriffen, sondern auch anerkannt, geachtet, geliebt und wertgeschätzt wird. Er wird zum »Amokläufer«, der wild um sich schlägt, andere verletzt oder sogar tötet, weil jede Grenze, ja sogar die Existenz anderer für ihn eine Bedrohung darstellt. Ich denke hierbei nicht nur an Terroristen oder echte Amokläufer, die in Schulen wild um sich schießen, wie erst"