Tractatus Satanicus - Die Geschichte des Teufels, von ihm selbst erzählt - Aufgezeichnet und herausgegeben von Andreas Schlieper

von: Andreas Schlieper

C. Bertelsmann, 2005

ISBN: 9783894808716 , 589 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 6,99 EUR

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    Noch einmal - mit viel Liebe!
    Julia Extra Band 316 - So heiss küsst nur ein Playboy / Sinnliche Erpressung aus Leidenschaft / Verführt von einem Prinzen / Nur dieser eine Tanz? /
    Ein frivoler Plan
    Diese glühende Leidenschaft
    Stürmische Liebe in Irland
  • Deine Küsse verzaubern mich!
    In der Hitze jener Nacht
    Nur eine einzige Nacht?
    Unendlich wie die Sehnsucht

     

     

     

     

     

 

Mehr zum Inhalt

Tractatus Satanicus - Die Geschichte des Teufels, von ihm selbst erzählt - Aufgezeichnet und herausgegeben von Andreas Schlieper


 

Drittes Intermezzo (S. 323-324)

Das Abendmahl

Es wurde ein sehr, sehr langer Abend, aber das hatte ich mir schon denken können, als B. Kaempfer ein kostbares Lederetui mit Zigarren aus seiner Jackentasche zog und auf meinen Schreibtisch legte. Ich konnte ihn allerdings ohne große Mühe dazu überreden, seine Erzählung für einen Moment zu unterbrechen und zum Diner mit mir in ein nahe gelegenes Restaurant zu gehen, wo wir zu unserem großen Glück einen freien Tisch in einem ruhigen Winkel fanden, weil einige Gäste sehr kurzfristig abgesagt hatten. Ich blickte B. Kaempfer an, doch der hob nur die Schultern und lächelte; man solle, so sagte er, das Leben eben nehmen, wie das Leben eben komme, und sich keine weiteren Gedanken darüber machen.

Dem wollte ich nun auf keinen Fall widersprechen, zumal ich gelernt hatte, dass es völlig zwecklos ist, sich mit B. Kaempfer in irgendeiner Angelegenheit auf Diskussionen einzulassen. Zum einen weiß er es im Zweifel tatsächlich besser, wie ich anfangs auf recht peinliche Art und Weise hatte erfahren müssen, und zum anderen war es eine pure Verschwendung von Zeit, ging es mir an diesem Abend doch darum, mehr über jene seltsame Bruderschaft zu erfahren, der ich einige Tage zuvor gegen Zahlung einer beträchtlichen Summe Geldes die originalen Manuskripte überlassen hatte. Auf diesen Umstand würde mich B. Kaempfer am Ende unseres Diners ohnehin noch hinweisen, als es nämlich um das Bezahlen der durch seinen übermäßigen Weingenuss recht hohen Rechnung ging. Wenn ich schon an ihm verdient habe, so sagte er mit einer gewissen Berechtigung, so wolle er daran in einem angemessenen Rahmen beteiligt werden.

Auch darüber lohnte keine Debatte, so dass ich wohl oder übel die Rechnung, einschließlich eines ebenfalls umfänglichen Trinkgeldes, zu dem mich B. Kaempfer mit sarkastischen Bemerkungen nötigte, begleichen musste. Das hatte allerdings zur Folge, dass ich bei allen späteren Besuchen in diesem Restaurant wie ein lang vermisster Sohn der Familie begrüßt wurde. Ich hatte nie wieder Probleme, einen Tisch zu erhalten. An jenem Abend jedoch wurden wir noch mit der eher üblichen Art von professioneller Freundlichkeit behandelt. Das war mir in soweit recht gleichgültig, als es mir doch darum ging, den Faden der Erzählung von B. Kaempfer nicht zu verlieren und erst in zweiter Linie meinen Hunger zu stillen, in diesem Fall sogar verbunden mit einem zusätzlichen Genuss, denn B. Kaempfer, dem ich aus lauter Höflichkeit die Auswahl der Speisen überlassen hatte, war darin offenbar sehr erfahren. Und so erfüllte er diese Aufgabe mit größter Meisterschaft.

Das Essen war also hervorragend, aber diesmal konnte ich mich nicht so richtig auf diese Art von Genuss konzentrieren, wozu ich doch ansonsten immer ohne größeren Widerstand verführt werden kann. Nun bin ich aber allmählich in einem Alter, in welchem man ohnehin die Freuden des Geistes denjenigen des Körpers vorzieht, und sei es allein deshalb, weil nur noch der Geist beweglich geblieben ist. B. Kaempfer selbst war offenbar durchaus in der Lage, sich den körperlichen und den geistigen Freuden gleichzeitig zu widmen, denn das Essen schien ihm den gleichen Genuss zu bereiten wie die ausufernde, sich ständig überschlagende Erzählung.

Dass ich manchmal kaum verstehen konnte, was er mir gerade erzählen wollte, weil auch ein bis über die Lippen hinaus gefüllter Mund ihn keineswegs davon abhielt, seine Erzählung fortzusetzen, will ich hier erwähnen, um nämlich jetzt schon zu beteuern, dass etwaige Brüche und Inkonsistenzen in der Geschichte des B. Kaempfer nicht nur auf mangelndes Verständnis oder Gedächtnis bei mir zurückzuführen sind, sondern schlichtweg aus den oft unverständlichen Formulierungen des Herrn B. Kaempfer resultieren. Und ich muss hinzufügen, dass er sich noch nicht einmal die Mühe gab, mir auf irgendwelche Rückfragen zu antworten, so dass ich schon bald einen jeglichen Versuch dazu resignierend aufgab. Das allerdings hatte zur Folge, dass ich mich dann, als ich einige Tage später in den Bergen versuchte, seine Geschichte niederzuschreiben, gezwungen sah, den einen oder anderen Zusammenhang selbst zu rekonstruieren. Ich war mir allerdings nicht in einem jeden Fall sicher, es genau so und nicht anders von B. Kaempfer gehört zu haben.