Geschlechtsspezifische Arbeitsmarktsegregation und Einkommensunterschiede: Theoretische Untersuchung und Regressionsanalyse der Situation in Deutschland und Schweden

von: Daniela Hortelano

Bachelor + Master Publishing, 2011

ISBN: 9783863415785 , 62 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 19,99 EUR

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Geschlechtsspezifische Arbeitsmarktsegregation und Einkommensunterschiede: Theoretische Untersuchung und Regressionsanalyse der Situation in Deutschland und Schweden


 

Textprobe: Kapitel 2, Gleichstellungspolitische Maßnahmen und Ihre Erfolge: Die deutsche Bundesregierung Deutschland verfolgt mehrere Strategien und Maßnahmen zur Überwindung der Entgeltungleichheit als zentrales gleichstellungspolitisches Anliegen. Erschreckend ist aber, dass das Bundeskabinett erst seit 1999 die Gleichstellung von Frauen und Männern als Leitprinzip der Regierungstätigkeit ansieht und die Strategie des Gender Mainstreaming fördert, daher bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die Interessen beider Geschlechter zu berücksichtigen- obwohl bereits in den 80er Jahren Studien zu dieser Thematik existierten. Diese hätten zu jener Zeit bereits zu Handlungen anspornen müssen. Weshalb dies nicht der Fall war, bleibt fraglich. Zur Förderung der Gleichstellung ist die Zusammenarbeit der Entscheidungsträger aus Politik, Tarifpartner, Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Verbände notwendig. Konkrete Ziele sind dabei die finanzielle und soziale Absicherung der Frau, Absicherung des Fachkräftebedarfs der Unternehmer und Abschaffung veralteter Rollenbilder und geschlechtsspezifischer Arbeitsmarktsegregation sowie die langfristige Verringerung der Entgeltungleichheit zwischen den Geschlechtern. Zu den Maßnahmen gehören einerseits die Verkürzung familienbedingter Erwerbsunterbrechungen und andererseits die Veränderung der weiblichen Erwerbsstruktur. Hierfür sind der Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten, besonders für Kinder unter drei Jahren, und die steuerliche Absetzbarkeit der Betreuungskosten sowie der Ausbau des Elterngeldes notwendig, um es Männern und Frauen beiderseits zu ermöglichen, Beruf und Familie zu vereinbaren und die partnerschaftliche Betreuungsaufgabe des Nachwuchses gerecht aufzuteilen, sodass ein kontinuierlicher Erwerbsverlauf der Frau und existenzsichernde Verhältnisse gewährleistet werden können. Ein europaweiter Ländervergleich zeigt, dass der Entgeltunterschied kleiner ist, desto höher die Frauenerwerbstätigkeit und daher Familie und Beruf besser vereinbart werden können. Hierbei geht Schweden mit gutem Beispiel voran: der geschlechtsspezifische Einkommensunterschied ist kleiner und die Erwerbsbeteiligungsquote wesentlich höher als in Deutschland. Das deutsche Steuersystem und familienbezogene Sozialausgaben fördern das männliche Ernährermodell und den Rückzug der Frau aus dem Erwerbsleben. Das führt dazu, dass 2004 in den Familien der Vater zu 90 Prozent als Haupternährer fungierte. Hingegen sind die Steuersysteme anderer Länder individualisiert: in Griechenland, Finnland und Schweden macht es steuerlich keinen Unterschied, ob einer der Partner oder einer der beiden allein das Familieneinkommen bestreiten (vgl. Kröhnert/ Klingholz 2005). Das am 1.1. 2007 in Deutschland eingeführte Elterngeld- Konzept, das durchschnittlich 68 Prozent des Einkommens ersetzt, bietet ein Beispiel hierfür. Die Elternzeit beträgt 12 Monate und verlängert sich um weitere zwei, wenn beide Elternteile diese Zeit in Anspruch nehmen. Damit soll erreicht werden, dass Frauen und Männer in selben Ausmaßen ihre Erwerbstätigkeit aus familiären Gründen unterbrechen, und nicht mehr zum größten Teil oder sogar ausschließlich die Frau. Trotz guter Absichten des Familienministeriums sind die Erfolge sehr gering. Die 2007 gestellten Anträge auf Elterngeld stammen lediglich zu 13 Prozent von Vätern. Zugegebenermaßen waren es davor gerade mal 3,5 Prozent. Von den 13 Prozent der männlichen Antragssteller nehmen aber ein Drittel lediglich die zwei Partnermonate und nur 10 Prozent das gesamte Jahr in Anspruch. Im Vergleich: 89 Prozent der Mütter bleiben das gesamte Jahr daheim. Darüber hinaus bemüht sich die Bundesregierung darum, das Berufswahlspektrum junger Frauen zu erweitern, da die Berufswahl von tradierten Rollenbildern geprägt ist. Projekte hierfür, die in Kooperation mit anderen Entscheidungsträgern stattfinden, sind: Girl`s Day und Komm, mach MINT. Girl`s Day und Komm, mach MINT sind jährlich stattfindende Informationstage der Bundesregierung. Darüber hinaus plant das BMFSFJ, das Instrument Logib (Logib steht für 'Lohngleichheit im Betrieb') in Deutschland einzuführen, das seit 2006 in der Schweiz Anwendung findet. Mithilfe dieses Instruments können Unternehmen im Selbsttest untersuchen, ob und inwieweit sie Einkommensgleichheit gewährleisten. Dabei handelt es sich um eine statistische Regressionsanalyse auf Grundlage der Arbeitsplatz-, Lohn- und Qualifikationsdaten der MitarbeiterInnen. Dadurch sollen Unternehmen zur Durchsetzung der Entgeltgleichheit ambitioniert werden. Die Teilnahme der Unternehmen ist freiwillig, daher ist Logib ein Appell der damaligen deutschen Familienministerin Van der Leyen an die Unternehmen, der zu breiter Kritik geführt hat. Beispielsweise Elke Ferner, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Sozialdemokratischer Frauen in der SPD hielt die Politik Van der Leyens im Spiegel- Interview schlichtweg für eine Akzeptanz der Ungleichbehandlung und die stellvertretende Grünen- Fraktionsvorsitzende im Bundestag Krista Sager ist der Meinung, dass ein Computerprogramm kein Ersatz für politische Steuerung sein kann. Andere europäische Staaten setzen hingegen auf Sanktionen statt Appelle. In Frankreich beispielsweise herrscht ein Gesetz zur Entgeltgleichheit. Bei Nichteinhaltung der Verpflichtungen können Sanktionen für die Unternehmen folgen. Die Europäische Kommission hat eine sogenannte Roadmap zur Förderung der Geschlechtergleichstellung in den Jahren 2006 bis 2010 festgelegt, in dieser alle Aktionspartner zur Handlung aufgefordert werden. Zudem wurde eine Arbeitsgruppe auf europäischer Ebene gebildet.