Mobilität und Mobilisierung - Arbeit im sozioökonomischen, politischen und kulturellen Wandel

von: Irene Götz, Katrin Lehnert, Barbara Lemberger, Sanna Schondelmayer

Campus Verlag, 2010

ISBN: 9783593409863 , 480 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 49,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Mobilität und Mobilisierung - Arbeit im sozioökonomischen, politischen und kulturellen Wandel


 

Volkskundliche Wissensproduktion im Unternehmenskontext (S. 445-446)

Erfahrungen aus einem Lehrforschungsprojekt

Gertraud Koch

Das Studienprojekt zur Kulturgeschichte der betrieblichen Bildung bei der Daimler AG nahm seinen Anfang in einem kleinen Archiv im Werk Sindelfingen, das sich über die Jahre mehr zufällig aufgrund der persönlichen Sammelleidenschaft eines Mitarbeiters entwickelt hatte und schließlich nach fast 30-jähriger Sammeltätigkeit soweit angewachsen war, dass dessen Wert unstrittig und unübersehbar geworden war – für die anderen Mitarbeiter dieser Abteilung wie auch den zuständigen Abteilungsleiter.

Kurz vor Ausscheiden des Sammlers und weiterer ähnlich langjähriger Mitarbeiter drangen, vermittelt über die materielle Präsenz des inzwischen in Archivschränken untergebrachten Sammelgutes und die Frage, wie es denn nun damit weitergehen möge, dann auch die mit den Schriftstücken, Büchern, Fotos, Filmen und Objekten verknüpften gelebten Geschichten ins Bewusstsein. Man hatte angesichts der bevorstehenden Verrentungen die erlebte Geschichte als wesentlichen Zugang zu der gesammelten, materiellen Kultur wahrgenommen.

Hier trafen Gründer und Sammler des Archivs, ein weiterer Mitarbeiter der betrieblichen Bildung, der Abteilungsvertreter und wir Forscherinnen2 uns in unseren Interessen an diesem kleinen, 4,50 Meter Schrankwand umfassenden, feinen, informell entstandenen Archiv. Eine Studentin sammelte im Rahmen ihrer Bachelorarbeit oral histories der Abteilung, und fünf weitere Studentinnen der Zeppelin University ließen sich in einem Studienprojekt auf die zunächst »trocken« erscheinende Archivarbeit ein.

Die auf das Archiv gerichtete Forschungsarbeit war so von Anfang an von der Idee getragen, die Kulturgeschichte der betrieblichen Bildung mit den »Geschichten« dieser Abteilung zu verbinden. Rasch zeichnete sich darüber hinaus ab, dass die Arbeit der Betrieblichen Bildungsabteilung, die wir hier im historischen Verlauf forschend erfuhren, als wesentlicher Beitrag für die Unternehmenskultur im Werk einzustufen war.

Der Titel des Projekts war damit gefunden: »Create Corporate Culture« – ein Anglizismus in Wendung des in internationalen Konzernen üblichen Business-Englisch, gefolgt von einer die Grundierung der Forschung signalisierenden deutschen Formulierung: »Zur Kulturgeschichte der betrieblichen Bildung.« Sie verweist auf den Ort, an dem die Alltagskultur des Unternehmens wesentlich mitgeprägt wird.