Osteopathie in der Kleintierpraxis

von: Henrike Könneker, Ute Reiter

Sonntag, 2010

ISBN: 9783830492788 , 256 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 59,99 EUR

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Osteopathie in der Kleintierpraxis


 

5 Myofasziales Release (MFR) (S. 36-37)

Still sagte einmal: „Faszien sind der Ort, wo man die Ursache der Krankheit suchen muss, sie sind aber auch der Ort, an dem die Heilung beginnt.“ [33]. Mithilfe des myofaszialen Release (MFR) werden jene bindegewebigen Strukturen behandelt, die der Osteopath als Faszien bezeichnet.

Definition
Im Gegensatz zur Schulmedizin bezeichnet der Osteopath alle Bindegewebsstrukturen als Faszien und geht von einer funktionellen Einheit von Bindegewebe/ Faszien und Nervensystem aus.

Der Anatom hingegen sieht die Faszien als selbstständige, unabhängige Strukturen an, was sich in den Eigennamen einiger Faszien ausdrückt, z. B. Fascia thoracolumbalis. Diese anatomische Vorstellung der Faszien hat dazu geführt, dass wir sie beim Studium der Anatomie lediglich als störende Komponenten des Körpers angesehen haben, die unsere Betrachtungen der vermeintlich wichtigeren Strukturen wie Muskulatur, Knochen etc. erschweren. Auch die meisten anatomischen Darstellungen des Körpers verzichten auf die Darstellung der faszialen Gewebe. So werden in der Regel die Muskelgewebe als reine Muskelpräparate dargestellt. Die enge Verbindung von Muskel und Faszie als myofasziale Strukturen findet sich selten in Abbildungen. In der Osteopathie geht man jedoch von einer Untrennbarkeit von Muskeln und dem ihn umhüllenden (Epimysium) und durchziehenden (Perimysium, Endomysium) Bindegewebe aus und spricht allgemein von Myofaszien oder myofaszialen Strukturen.

Nachdem fasziale Strukturen jahrzehntelang eher unbeachtet blieben, sind sie gerade in neuerer Zeit wieder in den Fokus der Forschung getreten. 2007 gab es an der Harvard Medical School den 1. Internationalen Faszien Kongress (2009 folgte der 2. Internationale Kongress in Amsterdam), auf dem es ausschließlich um das fasziale Gewebe ging. Hier waren Vertreter aus Forschung und Wissenschaft unterschiedlicher Richtungen anwesend: Biomechaniker, Physiologen, Neurologen, Anatomen etc. Rund um die Faszien gibt es neue Erkenntnisse und es wird in nächster Zukunft sicherlich noch viele neue wissenschaftliche Forschungsarbeiten geben.

Sowohl in der Osteopathie als auch beim Rolfing (eine von der Biochemikerin Ida Rolf entwickelt Behandlungsmethode für das Bindegewebe) hat man schon lange Zeit fasziale Strukturen behandelt. Für den Behandlungserfolg mussten verschiedene Erklärungsmodelle herhalten. Die meisten waren bisher nicht wissenschaftlich belegt. Für einige hat man nun, bedingt durch die Forschungen gerade in letzter Zeit, Erklärungen oder Erklärungsansätze gefunden. Bindegewebsstrukturen sind wichtige Elemente des Körpers und daher wollen wir uns nun eingehender mit ihnen beschäftigen.