Die Mami-Falle - Das etwas andere Handbuch für glückliche Mütter

von: Birgit Ehrenberg

Goldmann, 2009

ISBN: 9783641014551 , 224 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Die Mami-Falle - Das etwas andere Handbuch für glückliche Mütter


 

"Mutterglück und Hausfrauenelend (S. 112-113)

Der Beruf als Nische des Glücks


Wenn Babys erster Geburtstag naht, hat sich der Alltag mit Kind weitgehend eingespielt, das Lager der Mütter nach anfänglichen Reibereien aufgeteilt. Es gibt keine Diskussionen mehr über Kaiserschnitt oder natürliche Geburt, Stillen oder Flaschennahrung. Bis zum nächsten großen Thema: »Wann und auf welche Weise soll mein Kind trocken werden?«. Jede Mutter glaubt zu wissen, wohin sie gehört. Die Übermütter halten sich an die Übermütter, definieren sich bewusst ausschließlich über das Kind und die Familie oder planen oft schon die nächste Schwangerschaft.

Die Nervenmütter tasten sich Tag für Tag in ihr altes Leben zurück, sind zunächst einmal dankbar, dass sie das erste Jahr ohne bleibenden Schaden und mit viel Liebe im Herzen überstanden haben. Ich habe damals den Unterschied zwischen den Mütterlagern am heftigsten empfunden in der Weise, wie der erste Geburtstag des Kindes zelebriert wird. Ich bin diesen Tag zwar feierlich aber auch unsentimental angegangen, so wie es für mich am besten war. Ich hatte ohnehin an jedem Tag in den letzten zwölf Monaten viel Arbeit und wollte mir an diesem Tag nicht zu viel zumuten.

Zumal das Baby es ja wirklich nicht mitbekommt, was ich veranstalte. Andere Mütter begingen diesen Tag wie einen Staatsakt, verschickten schriftliche Einladungen, überschütteten das Kind mit Geschenken, luden dessen sämtliche Babybekannte ein. Meistens ging der Schuss nach hinten los, die kleinen Menschen waren nach einer Stunde völlig überfordert mit sich selbst und den anderen Kindern, den vielen Fremden, dem Lärm.

An der Gestaltung des ersten Geburtstags zeigt sich oft schon, wie das Kind im weiteren Leben der Familie platziert sein wird: im absoluten Mittelpunkt, um den vor allem die Mutter kreist, oder als ein Teil des Ganzen. Hier tritt ein fundamentaler Wesensunterschied zwischen den Müttern zu Tage, der sich dann im Umgang mit der Jobfrage am polemischsten zeigt. Wenn nämlich in dieser vermeintlich waffenstillen Zeit am Horizont die Möglichkeit des Wiedereinstiegs in den Beruf aufscheint, dann wird der Mütterstreit öffentlich, politisch, persönlich. Dann geht es nicht mehr »nur« um solche banalen Rivalitäten wie die, wer den Kindergeburtstag am besten inszeniert.

Die Gretchenfragen lauten: »Arbeitest du schon?« Und: »Willst du wieder arbeiten?« An diesem Stoff entzünden sich die mütterlichen Geister. Auf dem Spielplatz, im Wartezimmer beim Kinderarzt, in den Medien. Am Ende geht es immer nur um eines: Stellt die Mutter, die spätestens nach einem Jahr wieder arbeiten will oder muss, ihr eigenes Ego in den Vordergrund? Ist das schädlich für das Kind? Dazu eine wahre Geschichte. Sie spielt in meiner persönlichen Schule des Lebens und Schreibens, auf einem Spielplatz. Eine Mutter, blond, groß, schlank, sehr gepflegt, zwei Kinder, trifft eine Bekannte, eine Freundin von mir."