Madame Etoile, wie werde ich glücklich? - Gespräche mit der Astrologin Monica Kissling

von: Christine Loriol

Wörterseh Verlag, 2011

ISBN: 9783037635094 , 204 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Madame Etoile, wie werde ich glücklich? - Gespräche mit der Astrologin Monica Kissling


 

Wer geht zur Astrologin?


»Rat sucht man oft gerade dann, wenn man die einzige Lösung schon kennt, aber nichts davon wissen will«
Erica Jong

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Was Politiker und Wirtschaftsleute wissen wollen.
Wie das Horoskop für ein Unternehmen aussieht.
Was man in einer Beratung erwarten kann und was nicht.

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Monica Kissling, wer geht eigentlich zur Astrologin: unsichere Menschen? Menschen, die sich nicht entscheiden können? Menschen, die keinen eigenen Willen haben?

Nein, es sind nicht in erster Linie unsichere Personen und schon gar nicht solche, die keinen eigenen Willen haben. Zu mir kommen Menschen, die für verschiedene Sichtweisen offen sind. Menschen, die ein Thema ganzheitlich und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten wollen. Sie suchen die astrologische Beratung in ganz bestimmten Lebenssituationen, in denen sie vielleicht unsicherer sind als sonst, weil eine wichtige Weichenstellung ansteht. Es gibt ja Zeiten, in denen jemand sich und sein Leben grundsätzlich hinterfragt. Zeiten, in denen Werte überprüft und tief gehende Veränderungen evaluiert werden. Sei das im beruflichen Kontext oder im Zusammenhang mit Beziehungsfragen oder Elternschaft. Dann ist Astrologie eine zusätzliche Möglichkeit der Auseinandersetzung mit sich selbst. Manche Menschen kommen auch in die Beratung, weil es in ihrem Umfeld einschneidende Veränderungen gibt oder weil sie einen Schicksalsschlag erlitten haben. Sicher ist: Die Menschen kommen nicht mit banalen Fragen, und sie wollen sich auch nicht von der Astrologie abhängig machen.

Früher haben ja auch Feldherren den Astrologen konsultiert, wenn sie in den Krieg ziehen wollten oder sollten. Und hat nicht auch der biblische König David astrologische Berater gehabt?

In früheren Zeiten war es tatsächlich der Elite vorbehalten, sich von Astrologen beraten zu lassen, und diese Möglichkeit wurde auch genutzt. Schließlich war es gerade für Personen in Machtpositionen wichtig, die jeweiligen Konstellationen zu kennen und sich damit einen Wissensvorsprung zu verschaffen. Die Fragestellungen waren jedoch weniger persönlicher Natur, sondern sie betrafen wichtige Entscheidungen im Zusammenhang mit der Führung eines Landes, strategische Entscheidungen in Bezug auf Kriegsführung oder die Vorhersage von Naturereignissen.

Und gibt es das heute noch? Ist es nicht vielmehr so, dass Meier und Müller zum Astrologen gehen, während Führungspersönlichkeiten sich damit lächerlich machen würden? Was müsste sich Frau Merkel wohl anhören, wenn sie zur Astrologin ginge, um zu entscheiden, ob sie ihre Soldaten aus Afghanistan zurückziehen soll? Astrologie können sich Führungspersönlichkeiten heute doch gar nicht mehr leisten!

Doch, sie können es sich schon leisten, und sie tun es zuweilen auch. Nur kommunizieren sie das nach außen nicht. Die Astrologie hat ja heute – zumindest in der westlichen Welt – nicht mehr die Bedeutung, die ihr vor Jahrhunderten noch zugekommen ist. Weil die meisten Menschen heute gar nicht mehr wissen, was Astrologie überhaupt ist, ist sie mit vielen Vorurteilen behaftet. Wer in der Öffentlichkeit steht, wird sein Interesse an der Astrologie deshalb eher diskret behandeln. Man will sich ja nicht unnötig negativen Reaktionen aussetzen. Obwohl klar sein sollte, dass der gesunde Menschenverstand, die Erfahrung und das Wissen einer Person nicht plötzlich nichts mehr zählen, bloß weil sie auch Astrologie in ihr Denken einbezieht. Ich kenne niemanden, der seine Entscheidungen einzig und allein von der Astrologie abhängig macht.

Von wem wissen Sie denn, dass er oder sie Astrologie nutzt?

Man weiß vom früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, dass er eine persönliche Astrologin hatte. Und auch der ehemalige französische Staatschef François Mitterrand ließ sich regelmäßig astrologisch beraten, ebenso der deutsche Verleger Axel Springer. Letzteres scheint aber gerade die Redaktion einer Springer-Zeitschrift nicht zu wissen, die gerne polemische Artikel über Astrologie publiziert. Ich kenne verschiedene Führungspersönlichkeiten, die sich mit Astrologie beschäftigen, das aber nach außen nicht kommunizieren. Ein Finanzberater beispielsweise, der fürchtet, die Kundschaft könnte denken, seine Dienstleistung wäre zu sehr auf Astrologie gestützt und nicht auf Finanzinformationen.

Für einen Schweizer Bundesrat oder eine Bundesrätin wäre es wohl eher nicht zu empfehlen, vom Besuch bei Madame Etoile zu erzählen?

Nein, natürlich nicht. Stellen wir uns zum Beispiel vor, Hans-Rudolf Merz hätte sich während seiner Zeit als Bundesrat astrologisch beraten lassen und dies wäre der Öffentlichkeit bekannt gewesen. Dann hätte es bei jedem Entscheid und vor allem, wenn etwas nicht optimal lief, geheißen: »Kein Wunder, funktioniert das nicht, wenn er sich nicht mehr auf seinen gesunden Menschenverstand verlässt, sondern auf die Sterne!« Das wäre sowohl für ihn als auch für die Astrologie kontraproduktiv gewesen.

Gehen auch andere Politiker ein Risiko ein, wenn sie die Astrologie anerkennen?

Es gibt durchaus Führungspersönlichkeiten, die dazu stehen, dass sie die Astrologie für wertvoll und hilfreich halten. Oder die zugeben, offen zu sein für die Astrologie. Zum Beispiel der frühere FDP-Nationalrat Ernst Mühlemann, der bereits in den frühen Neunzigerjahren in einer »Zischtigsclub«-Sendung im Schweizer Fernsehen für die Astrologie einstand, was ich sehr mutig fand.

Ohne Namen zu nennen: Gibt es in der Schweiz Wirtschaftsleute und Politiker, die zu Ihnen in eine Beratung kommen?

Ja, natürlich. Aber tatsächlich darf ich keine Namen nennen, denn als Astrologin unterstehe ich genauso wie Ärzte und Psychologen der Schweigepflicht. Ein Bundesrat hat noch nie meinen Rat gesucht, so weit sind wir noch nicht. Aber es gibt Politiker, die wissen wollen, wie es für die nächsten Wahlen aussieht. Ob sie für ein Amt kandidieren sollen und wie ihre Chancen stehen. Oder sie kommen, wie andere auch, mit persönlichen Fragen. Spannend ist, dass diese Politiker oft aus der SVP kommen. Das würde man ja nicht vermuten. Das Vorurteil, Astrologie sei etwas für Esoteriker oder Fantasten, aber nicht für bodenständige Menschen, hält sich ja ziemlich hartnäckig.

Sie werden auch von Unternehmen als Referentin eingeladen, die doch eher überraschen: von der Migros über die Swisscom bis zu Kantonalbanken, zur Post oder sogar zu den Zürcher Verkehrsbetrieben VBZ. Und die stehen dann ja zu ihren Einladungen!

Wer mich als Referentin einlädt, kann das nicht gut verheimlichen. Das wäre auch nicht der Sinn der Sache, denn man versucht ja gerade, dem Publikum mit der Astrologie ein unkonventionelles und spannendes Thema zu bieten. Aber klar: Es braucht Mut, und ich bin manchmal selbst überrascht, wie viele sehr renommierte Unternehmen offen sind für einen Blick in die Sterne. Engagiert werde ich meist für Anlässe, bei denen es um einen Blick in die Zukunft geht. Sei es die Zukunft eines Unternehmens, dessen Gründungshoroskop ich zum Beispiel an einer internen Kadertagung präsentiere. Oder seien es globale Tendenzen und wirtschaftliche Entwicklungen, die ich an Kundenanlässen beleuchte. Hier werde ich oft zusammen mit anderen Fachleuten, also renommierten Finanzspezialisten und Ökonomen, gebucht, sozusagen als Außenseiterin, die das Thema aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Oder ich referiere an Zukunftsforen und Marketing-tagungen über Trends.

Und worüber sprechen Sie denn mit der Wirtschaft? Was erzählen Sie einer Bank? Oder einem Arbeitgeberverband?

Beim Arbeitgeberverband Thun habe ich darüber gesprochen, wie man die Astrologie für das Unternehmen nutzen kann. Ich präsentierte dabei auch Horoskope von Unternehmen, um aufzuzeigen, wie das in der Praxis funktioniert. Bei Banken und anderen Unternehmen spreche ich meist darüber, wie man die planetaren Zyklen auf die Wirtschaft übertragen kann und was sie für die Zukunft der Wirtschaft oder Finanzmärkte bedeuten.

Wie kommt das bei diesem männerdominierten Publikum an, das in der Regel wohl nicht viel auf Astrologie gibt?

Erstaunlich gut. Das Publikum begrüßt es, wenn es neben den gewohnten Fachreferaten auch einmal ein außergewöhnliches Thema geboten bekommt. Natürlich sind die Leute am Anfang meist skeptisch. Wenn sie dann aber das Referat gehört haben, werden sie sehr neugierig und stellen viele Fragen. Ich mache oft die Erfahrung, dass sie durchaus an der Astrologie interessiert sind, aber einfach noch nie Gelegenheit hatten, mehr darüber zu erfahren. Von daher finde ich es sehr gut, dass immer mehr Unternehmen solche Referate anbieten, denn es gibt leider nur wenig öffentliche Anlässe über Astrologie. Spannend sind immer die Diskussionen im Anschluss, wo manche ihre Einstellung zur Astrologie...