Die Inhalte von Kinderbibeln - Kriterien ihrer Auswahl

von: Gottfried Adam, Rainer Lachmann, Regine Schindler

Vandenhoeck & Ruprecht Unipress, 2008

ISBN: 9783862340620 , 365 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 75,00 EUR

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Die Inhalte von Kinderbibeln - Kriterien ihrer Auswahl


 

"I. Ein Gang durch die Geschichte (S. 13-14)

1. Gottfried Adam Kinderbibeln von Martin Luther bis Johann Hübner Beobachtungen zu exemplarischen Beispielen


Der Zeitraum, den ich zu behandeln habe, umfasst nahezu zwei Jahrhunderte. Geistesgeschichtlich haben wir es dabei mit ganz unterschiedlichen Strömungen zu tun. Auf die Reformationsphase folgten das Zeitalter der Orthodoxie, der ältere Pietismus und die Frühaufklärung.

1. Zur Einführung: Kinderbibelgattungen

Am Anfang des Zeitraumes steht der imposante Entwurf einer Kinderbilderbibel, wie ihn Martin Luther mit seinem »Passional« von 1529 vorgelegt hat. Deren Wirkungsgeschichte blieb erstaunlich begrenzt. So geht es eben, wenn eine Veröffentlichung »zu früh« und damit zur Unzeit erscheint. Am Ende des Zeitraumes steht wiederum ein imposanter Entwurf, diesmal einer Schulbibel: Johann Hübners »Zweymahl zwei und funffzig Auserlesene Biblische Historien« von 1714.

Ihre Wirkungsgeschichte war nicht begrenzt, sondern reichte bis ins Jahr 1902. Mit Hübners Biblischen Historien ist insofern ein markanter Punkt erreicht, als mit seinem Werk eine katechetische Kinderbibel für den schulischen Gebrauch vorliegt, die lange Zeit die Bibeldidaktik maßgeblich bestimmt hat. Es ist kein Zufall, dass im Jahre 1832 Christian Gottlieb Barth seinen »Biblischen Geschichten« wiederum den Namen »Zweimal zweiundfünzig Biblische Geschichten« gegeben hat und damit deutlich eine Kontinuität zu Johann Hübner signalisiert hat.

Wir müssen bedenken, dass wir es für die Zeit von Luther bis Hübner mit Kinderbibel-Veröffentlichungen sowohl in deutscher wie lateinischer Sprache zu tun haben. Mit dem Erscheinen von Hübners »Biblische Historien« ist die Zeit der lateinischen Ausgaben abgelaufen und es gibt fortan nur noch deutschsprachige »Biblische Historien« bzw. »Biblische Geschichten«2. Im Reformationsjahrhundert hat zunächst in der kirchlichen Praxis der Katechismus »das Rennen« gemacht.

Es ist Christine Reents zuzustimmen, wenn sie schreibt, dass Luthers »Kleiner Katechismus« für die nächsten Jahrhunderte »zur wichtigsten Erziehungsschrift der evangelisch-lutherischen Kirche« wird3. Gleichwohl gibt es genügend Anhalt für die Beobachtung, dass die Bibel eine größere Rolle gespielt hat, als dies in unserem Bild von Reformation und Orthodoxie gemeinhin der Fall ist. Dies belegen nicht zuletzt die von Johann Michael Reu herausgegebenen »Quellen zur Geschichte des kirchlichen Unterrichts in der evangelischen Kirche Deutschlands zwischen 1530 und 1600«, die als Teil II eine umfängliche Sammlung von »Quellen zur Geschichte des biblischen Unterrichts«4 enthalten. – Wenn man von Kinderbibeln als Gattung spricht, so ist idealtypisch zunächst an folgende »klassischen« Formen zu denken:
(1) Biblische Spruchbücher, –
(2) Bilderbibeln, –
(3) Perikopenbücher, –
(4) Katechetische Kinderbibeln."