Evidenzbasierte Leitlinie zur Psychotherapie der Sozialen Angststörung

von: Nina Heinrichs, Ulrich Stangier, Alexander Gerlach, Ulrike Willutzki, Thomas Fydrich

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783840920776 , 72 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 17,99 EUR

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Evidenzbasierte Leitlinie zur Psychotherapie der Sozialen Angststörung


 

"8 Die Soziale Angststörung in der psycho - sozialen Versorgung (S. 48-49)

8.1 Erkennung und Behandlungsrate in der Versorgung

Auch wenn die Störung in der Forschung nicht mehr länger vernachlässigt wird, ist derzeit nicht klar, in welchem Ausmaß Soziale Phobien in der Versorgung erkannt und behandelt werden. Studien in Europa und in den USA sprechen dafür, dass nur ein geringer Anteil an Betroffenen erkannt und behandelt wird. Magee et al. (1996) fanden in den USA, dass nur zwischen 13 % bis 28 % der Personen mit Sozialen Phobien jemals einen professionellen Behandler wegen ihrer Störung aufgesucht haben.

Lediglich 11.4 % der Betroffenen mit starken psychosozialen Beeinträchtigungen erhielten hierfür eine professionelle Behandlung (zumeist pharmakologisch), bei leichten psychosozialen Beeinträchtigungen sank die Behandlungsrate auf 1%. Eine Studie von Wittchen et al. (1999) zeigte für Deutschland höhere Behandlungsraten bei generalisierter Sozialer Phobie (reine Sozialphobie: 27.3 %, komorbide Sozialphobie: 43.5 %) als bei nicht generalisierter Sozialphobie (rein: 10.9 %, komorbid: 14.9 %).

Stein et al. (2004) fanden, dass lediglich 37 % der Soziophobiker von einem Hausarzt zu einem qualifizierten Behandler für psychische Störungen überwiesen wurden. 67 % erhielten eine psychopharmakologische Behandlung, hingegen lediglich 23.5 % eine psychotherapeutische Behandlung. Die Gründe für die geringe Behandlungsrate liegen vermutlich einerseits in der Tendenz von Betroffenen, aus Scham ihre Beeinträchtigungen zu verschweigen; andererseits ziehen sich Personen mit sozialen Ängsten vermutlich aufgrund ihrer Perspektivlosigkeit in „ökologische Nischen“ zurück, in denen die Ängste weniger aktiviert werden.

Sicherheitsverhaltensweisen lassen die Betroffenen zum Teil „merkwürdig“ und „unecht“ erscheinen, so dass auch professionelle Helfer sie zum Teil fehldiagnostizieren. Weiterhin erschweren die Heterogenität der Symptomatik sowie die Überlagerung durch Symptome komorbider Störungen eine eindeutige Diagnosestellung und Differenzialdiagnostik.

8.2 Selbsthilfegruppen


Selbsthilfegruppen können eine wichtige, niederschwellige Anlaufstelle für Betroffene darstellen. In Deutschland existieren sowohl eine spezifische Selbsthilfegruppe für Soziale Phobie („Forum Soziale Angst Selbsthilfe“; http://www. sozialeangst.de/index.htm) als auch eine Zentrale für die Selbsthilfe bei Angst-störungen insgesamt (DASH – Deutsche Angststörungshilfe und Selbsthilfe, c/o MASH Münchner Angst-Selbsthilfe e.V., Bayerstraße 77a Rgb., 80355 München)."