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Erster Aufzug
Wald
Den Vordergrund bildet ein Teil einer Felsenhöhle, die sich links tiefer nach innen zieht, nach rechts aber gegen drei Viertel der Bühne einnimmt. Zwei natürlich gebildete Eingänge stehen dem Walde zu offen: der eine, nach rechts, unmittelbar im Hintergrunde, der andere, breitere, ebenda seitwärts. An der Hinterwand, nach links zu, steht ein großer Schmiedeherd, aus Felsstücken natürlich geformt; künstlich ist nur der große Blasebalg: die rohe Esse geht – ebenfalls natürlich – durch das Felsdach hinauf. Ein sehr großer Amboß und andere Schmiedegerätschaften.
Erste Szene
MIME sitzt am Amboß und hämmert eifrig an einem Schwerte; endlich hält er unmutig ein.
Zwangvolle Plage!
Müh ohne Zweck!
Das beste Schwert,
das je ich geschweißt,
in der Riesen Fäusten
hielte es fest:
doch dem ich's geschmiedet,
der schmähliche Knabe,
er knickt und schmeißt es entzwei,
als schüf ich Kindergeschmeid! –
Er wirft das Schwert unmutig auf den Amboß, stemmt die Arme ein und blickt sinnend zu Boden.
Es gibt ein Schwert,
das er nicht zerschwänge; –
Nothungs Trümmern
zertrotzt er mir nicht:
könnt ich die starken
Stücken schweißen,
die meine Kunst
nicht zu kitten weiß!
Könnt ich's dem Kühnen schmieden,
meiner Schmach erlangt ich da Lohn! –
Er sinkt tiefer zurück, das Haupt nachdenklich neigend.
Fafner, der wilde Wurm, –
lagert im finstren Wald;
mit des furchtbaren Leibes Wucht
der Niblungen Hort
hütet er dort.
Siegfrieds kindischer Kraft
erläge wohl Fafners Leib:
des Niblungen Ring
erränge ich mir; –
ein Schwert nur taugt zu der Tat,
nur Nothung nützt meinem Neid,
wenn Siegfried sehrend ihn schwingt. –
Und ich kann's nicht schweißen,
Nothung das Schwert!
Er hat das Schwert wieder zurecht gelegt und hämmert in höchstem Unmute daran weiter.
Zwangvolle Plage!
Müh ohne Zweck!
Das beste Schwert,
das je ich geschweißt,
nie taugt es je
zu der einzigen Tat: –
ich tappre und hämmre nur,
weil der Knabe es heischt;
er knickt und schmeißt es entzwei,
und schmählt doch, schmied ich ihm nicht!
Er läßt den Hammer fallen.
SIEGFRIED mit jähem Ungestüm aus dem Walde auftretend, treibt einen großen Bären, den er mit einem Bastseile gezäumt, mit lustigem Übermute gegen Mime an.
Hoiho! Hoiho! –
Hau ein! Hau ein!
Friß ihn! Friß ihn,
den Fratzenschmied!
Lachend.
Hahahahahahahahahah ...!
Mime entsinkt vor Schreck das Schwert; er flüchtet hinter den Herd. Siegfried treibt ihm den Bären überall nach.
MIME.
Fort mit dem Tier!
Was taugt mir der Bär?
SIEGFRIED.
Zu zwei komm ich,
dich besser zu zwicken.
Brauner, frag nach dem Schwert!
MIME.
He! Laß das Wild!
Dort liegt die Waffe;
fertig fegt ich sie heut.
SIEGFRIED.
So fährst du heute noch heil.
Er löst dem Bären den Zaum und gibt ihm damit einen Schlag auf den Rücken.
Lauf, Brauner!
Dich brauch ich nicht mehr.
Der Bär läuft in den Wald zurück. Mime kommt hinter dem Herde hervor.
MIME.
Wohl leid ich's gern,
erlegst du Bären;
was bringst du lebend
die braunen heim?
SIEGFRIED.
Nach bess'rem Gesellen sucht ich,
als daheim mir einer sitzt;
im tiefen Walde mein Horn
ließ ich hallend da ertönen:
ob sich froh mir gesellte
ein guter Freund? –
Das frug ich mit dem Getön'.
Aus dem Busche kam ein Bär,
der hörte mir brummend zu;
er gefiel mir besser als du, –
doch bess're fänd' ich wohl noch!
Mit dem zähen Baste
zäumt ich ihn da,
dich Schelm nach dem Schwerte zu fragen.
Er springt auf und geht auf den Amboß zu.
MIME nimmt das Schwert auf, um es Siegfried zu reichen.
Ich schuf die Waffe scharf,
ihrer Schneide wirst du dich freu'n?
Er hält das Schwert ängstlich in der Hand fest, das Siegfried ihm heftig entwindet.
SIEGFRIED.
Was frommt seine helle Schneide,
ist der Stahl nicht hart und fest?
Das Schwert prüfend.
Hei! was ist das
für müß'ger Tand!
Den schwachen Stift
nennst du ein Schwert?
Er zerschlägt es auf dem Amboß.
Da hast du die Stücken,
schändlicher Stümper!
Hätt ich am Schädel
dir sie zerschlagen! –
Soll mich der Prahler
länger noch prellen?
Schwatzt mir von Riesen
und rüstigen Kämpfen,
von kühnen Taten
und tüchtiger Wehr;
will Waffen mir schmieden,
Schwerte schaffen;
rühmt seine Kunst,
als könnt er was rechts:
nehm ich zur Hand nun,
was er gehämmert,
mit einem Griff
zergreif ich den Quark!
Wär mir nicht schier
zu schäbig der Wicht,
ich zerschmiedet ihn selbst
mit seinem Geschmeid,
den alten albernen Alp: –
des Ärgers dann hätt ich ein End!
Siegfried wirft sich wütend auf eine Steinbank. Mime ist ihm immer vorsichtig ausgewichen.
MIME.
Nun tobst du wieder wie toll!
Dein Undank, traun, ist...
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