Atlas der Infektionskrankheiten - Pathologie - Mikrobiologie - Klinik - Therapie von C. Thomas, M. Hagedorn, L. Kolesnikova, K. Salfelder und I. Weyers unter Mitarbeit von I. Grimm

von: Carlos Thomas, Annette Cecetka-Thomas, Renate Woicichowski

Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, 2012

ISBN: 9783794565818 , 555 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 104,99 EUR

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Atlas der Infektionskrankheiten - Pathologie - Mikrobiologie - Klinik - Therapie von C. Thomas, M. Hagedorn, L. Kolesnikova, K. Salfelder und I. Weyers unter Mitarbeit von I. Grimm


 

Pathologie der Infektionskrankheiten (S. 33)

Vorbemerkungen

Bei einer Infektionskrankheit kommen auf die Einwirkung von belebten Noxen sehr unterschiedliche Reaktionen des Organismus vor. Unterschiedlich sind auch die Verlaufsformen und Komplikationen. Alle drei Faktoren gehen mit bestimmten morphologischen Organveränderungen einher, die sich auf die klinische Symptomatik auswirken.

Eine adäquate Reaktion auf schädigende Noxen ist eine Grundvoraussetzung für die Erhaltung der Integrität eines vielzelligen Organismus. Die phylogenetisch ältere, unspezifische Abwehrreaktion ist die Grundlage der angeborenen Immunität. Sie bildet die erste und bei manchen Noxen einzige Reaktionsform höherer Organismen auf eine Schädigung und ist eng mit der spezifischen Abwehr des Immunsystems verflochten. Im Laufe der Phylogenese entwickelten sich immer differenziertere Reaktionsformen auf pathologische Einwirkungen, die in der Entstehung von rezeptorvermittelten, Antigenspezifischen zellulären und humoralen Immunreaktionen (erworbene Immunität) gipfelten.

Die häufigste Reaktionsform des Organismus ist die Entzündung. Aber auch der Krankheitsverlauf (perakute bis chronische Krankheitsbilder) sowie die möglichen Komplikationen (Kreislaufstörungen, degenerative Stoffwechselveränderungen oder Tumoren) prägen das morphologische und das klinische Bild einer Infektionskrankheit.

Die Systematik berücksichtigt unspezifische und spezifische Entzündungen. Spezifische Entzündungen zeigen ein so charakteristisches feingewebliches Muster sodass man aus dem histopathologischen Bild die Ätiologie ableiten kann. Beispiele sind die durch Mykosen (Kapitel 4), Parasiten (Kapitel 5) oder durch einige bakterielle Infektionen (z. B. Tuberkulose) hervorgerufenen Erkrankungen. In diesem Kapitel werden zunächst die unspezifischen Infektionskrankheiten abgehandelt, die sich nur anhand der Histopathologie nicht einem bestimmten Erreger zuordnen lassen.

Pathologie

1 Histopathologie der akuten Entzündungen

Obwohl die akute Entzündung in ihren wesentlichen Komponenten meist gleichartig abläuft, erzeugen die Art und Zusammensetzung des entzündlichen Exsudates unterschiedliche klinische, makroskopische und histologische Bilder, die die Grundlage einer morphologischen Einteilung bilden. Das morphologische Bild kann einen Eindruck von der Schwere der Entzündung und erste Hinweise auf infrage kommende Erreger liefern.

1.1 Seröse und katarrhalische Entzündungen

• Bei der serösen Entzündung ist die Permeabilität der Endstrombahn nur gering gestört; es kommt lediglich zum Austritt von Serum mit niedermolekularen Proteinen. Eine rein seröse Entzündung findet sich vorwiegend bei niedrig virulenten Noxen: z.B. bei einem Insektenstich (rasche, v. a. Histamin-induzierte Gefäßreaktion) oder einem Sonnenbrand (verzögerte Endothelreaktion), aber auch bei der allergischen Reaktion vom Soforttyp. Seröse Perikard- oder Pleuraergüsse sowie Gelenksergüsse sind oft nicht infektiöser Natur, z. B. im Rahmen von Autoimmunkrankheiten oder bei Urämie (toxisch). Eine seröse Entzündung kann aber auch ein Vorstadium einer später schwereren Entzündungsform darstellen. Bei einer bakteriellen Infektion geht häufig das anfänglich seröse Exsudat in eine eitrige Form über.