Determinanten der Kapitalstruktur - Eine meta-analytische Studie der empirischen Literatur

von: Hilmar Schneider

Gabler Verlag, 2010

ISBN: 9783834986412 , 361 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 49,44 EUR

Mehr zum Inhalt

Determinanten der Kapitalstruktur - Eine meta-analytische Studie der empirischen Literatur


 

5 Analyse der Determinanten der Kapitalstruktur (S. 145-146)

5.1 Moderatorvariablen

5.1.1 Größenfokus


Ende der neunziger Jahre etablierte sich innerhalb der empirischen Determinantenforschung der eigenständige Literaturstrang der Mittelstandsstudien. Die Autoren dieser Studien vermuten aus vielfältigen Gründen signifikante Unterschiede zwischen dem Finanzierungsverhalten mittelständischer und großer (börsennotierter) Unternehmen. 312 Oftmals beruht die Argumentation auf der unzureichenden Geltung großer Teile der bestehenden Kapitalstrukturtheorie für mittelständische Unternehmen. Daneben weisen entsprechende Studien auf spezifische größenbedingte Besonderheiten hin, die möglicherweise unmittelbar auf einzelne Kapitalstruktur-Determinanten wirken.

Viele bedeutende Kapitalstrukturtheorien sind für mittelständische Unternehmen von geringer oder keiner Relevanz.313 Aufgrund der fehlenden Kapitalmarktpräsenz scheiden die Market-Timing- und Inertia-Theorie zur Erklärung des Finanzierungsverhaltens mittelständischer Firmen per se aus. Da die Persistenztheorie keine Angaben über das Zustandekommen des initialen Verschuldungsgrades macht, trägt auch sie kaum etwas zum Verständnis der Kapitalstruktur mittelständischer Unternehmen bei.

Weitestgehend ungeeignet zur Erklärung der Kapitalmaßnahmen von mittelständischen Unternehmen sind des Weiteren die Signalling-Theorien. Signalling-Modelle bauen auf dem Grundgedanken auf, dass ein höheres finanzielles Engagement oder ein höherer Haftungsrahmen von Firmen-Insidern externen Investoren als Qualitätssignal dient. Bei mittelständischen Unternehmen ist die wirtschaftliche Existenz der Inhaber üblicherweise bereits auf engste Weise mit dem Unternehmenserfolg verknüpft. Die Signalwirkung einer höheren Eigenkapitalbeteiligung (Leland/Pyle, 1977) dürfte bei mittelständischen Firmen somit ins Leere gehen.

Auch der von Ross (1977) vorgeschlagene verschuldungsabhängige Signalling-Mechanismus lässt sich nicht auf den Mittelstand übertragen. Mittelständische Unternehmer haben kein Motiv, die (imaginäre) Marktbewertung ihres Unternehmens durch eine künstliche Anhebung der Verschuldung zu steigern. Des Weiteren sind mittelständische Unternehmen nicht auf dem Kapitalmarkt vertreten und damit kaum in der Lage, überhaupt ein Signal an einen breiteren Investorenkreis zu übermitteln.

Marktstrategische Kapitalstrukturtheorien eignen sich im Mittelstandskontext ebenfalls nicht. Grundannahme vieler marktstrategischer Theorien ist die Existenz eines oligopolistischen Absatzmarktes. Mittelständische Unternehmen erreichen eine derartige Marktmacht üblicherweise nicht, weshalb diese Modellklasse grundsätzlich nicht auf KMUs übertragbar ist. Auch dürfte es mittelständischen Firmen in der Regel nicht gelingen, Kunden und Lieferanten in bedeutende Abhängigkeitsverhältnisse zu bringen.

Marktstrategische Erklärungsansätze, die über solche Abhängigkeitsverhältnisse die Ausgestaltung der Kapitalstruktur erklären wollen, erscheinen somit ebenfalls nicht anwendbar. Hinzu kommt, dass der Modellmechanismus marktstrategischer Theorien nur greift, wenn die unternehmensexternen Adressaten (Kunden, Lieferanten, Wettbewerber) die Finanzierungsentscheidungen zeitnah beobachten können. Diese Annahme trifft auf den Mittelstand wiederum nicht zu.