Zukunftssicher durch flexible Ausbildungszeiten? - Neue Metall- und Elektroberufe in der Diskussion

von: Eckart Severing, Herbert Loebe, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb)

wbv Media, 2010

ISBN: 9783763944415 , 180 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 19,90 EUR

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Zukunftssicher durch flexible Ausbildungszeiten? - Neue Metall- und Elektroberufe in der Diskussion


 

Neue Berufsprofile in der Metall- und Elektroindustrie (S. 85-86)

Heiko Weber, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb)

Abstract

Im Zuge des technologischen und organisatorischen Wandels ergeben sich in immer schnelleren Zyklen Änderungen in den betrieblichen Prozessen und den Anforderungen an die Mitarbeiter. Immer seltener entsprechen die Anforderungen an den Arbeitsplätzen bzw. in den betrieblichen Einsatz- und Tätigkeits bereichen der Mitarbeiter den „klassischen“ Qualifikationsprofilen eines erlernten Ausbildungsberufs.

Die Neuordnung der Metall- und Elektroberufe hat diesen Entwicklungen durch die Schaffung breiter angelegter und gestaltungs offener dreieinhalbjähriger Berufe Rechnung getragen. Aber auch unterhalb der Ebene hoch qualifizierter Facharbeit haben sich auf den bisher vorwiegend von An- und Ungelernten, zunehmend jedoch auch von qualifizierten Facharbeitern ausgefüllten sogenannten Einfacharbeitsplätzen neue Tätigkeits- und Anforde rungs pro file entwickelt. Für dieses neue Anforderungssegment wurden in jüngerer Zeit bereits einige neue Ausbildungsberufe im Bereich der Metall- und Elektroindustrie entwickelt. Der vorliegende Beitrag zeichnet zunächst die Entwicklungen der letzten Jahre nach und umreißt knapp Hintergrund und Gestaltungsprinzipien der neu geschaffenen Ausbildungsberufe. Anschließend stellt der Beitrag aktuelle Untersuchungen des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) vor, die weiteren Modernisierungsbedarf im Bereich der Metall- und Elektroberufe aufzeigen.

1 Veränderte Qualifikationsanforderungen in der Metall- und Elektroindustrie

Infolge technologischer und arbeitsorganisatorischer Entwicklungen steigen die Anforderungen an die Qualifikationen und Kompetenzen der Beschäftigten in den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie nicht nur im Bereich hoch qualifizierter Facharbeit, sondern auch auf Arbeitsplätzen, die bisher vorwiegend von An- und Ungelernten ausgefüllt wurden. Arbeitsplätze für Facharbeiter in den direkten Produktionsbereichen umfassen aufgrund der Automatisierung von Fertigungsprozessen zunehmend planerische, kontrollierende und systemoptimierende Tätigkeiten. Diese Entwicklung hat zu veränderten Beschäftigtenstrukturen in den Betrieben geführt: Waren 1980 mit 51 Prozent noch mehr als die Hälfte der Arbeiter an- oder ungelernt, reduzierte sich der Anteil bis zum Jahr 2006 auf 42 Prozent (Gesamtmetall 2009).

Während mit Blick auf die gestiegenen und geänderten Anforderungen an eine flexible und gestaltungsoffene Ausbildung in den Jahren 2003/04 die dreieinhalbjährigen industriellen Metall- und Elektroberufe neu geordnet wurden, zeigt sich, dass auch Tätigkeiten unterhalb dieses Niveaus, die bisher von An- und Ungelernten ausgeführt werden konnten, künftig immer öfter eine Ausbildung erfordern werden: Einfache Arbeit wird anspruchsvoller. Untersuchungen des f-bb stützen den Befund, dass es im Beschäftigungssystem zu einem Wandel von Facharbeit und einfacher Arbeit gekommen ist. Die Beschleunigung der technischen Entwicklung und die darauf ausgerichtete Organisation der Arbeit führen dazu, dass einfache manuelle um anspruchsvollere Tätigkeiten im Rahmen der Prozess- und Qualitätssicherung und der kontinuierlichen Verbesserung ergänzt werden (Galiläer/Wende 2008; Weber 2008a; Zeller et al. 2004).

Dies hat Auswirkungen auf die Qualifikationsanforderungen sowohl im Bereich der Facharbeit als auch im Bereich der „Einfacharbeit“: Ein Großteil der Tätigkeiten im Segment der An- und Ungelernten wird anspruchsvoller, während zugleich Teile höher qualifizierter Facharbeit vereinfacht werden. Es entsteht ein Anforderungssegment zwischen hoch qualifizierter Facharbeit und Einfacharbeit, für das neue Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden müssen. Vor diesem Hintergrund wurden in den letzten Jahren bestehende Berufsbilder modernisiert und neue Ausbildungsberufe eingeführt, die eine (verkürzte) Grundausbildung mit der Eröffnung von Weiterbildungsoptionen verbinden.