Anlageberatung bei Retailbanken - Einfluss auf das Anlageverhalten und die Performance von Kundendepots

von: Armin Müller

Gabler Verlag, 2008

ISBN: 9783834998422 , 241 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 47,65 EUR

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Anlageberatung bei Retailbanken - Einfluss auf das Anlageverhalten und die Performance von Kundendepots


 

3.2.1.3.2 Die Wechselwirkung zwischen internationaler Diversifikation und Portfolioperformance (S. 49-50)

Verzichten Anleger auf die Vorteile einer internationalen Diversifikation? Diese Frage kann mit einem Ja beantwortet werden. Denn zahlreiche empirische Messungen anhand des IAPM (International Asset Pricing Model) belegen dies.137 Nach dem IAPM wäre die regionale Aufteilung einer Geldanlage, unabhängig von dem Heimatland des Anlegers, entsprechend dem Verhältnis der weltweiten Marktkapitalisierung des jeweiligen Landes zu wählen. Überschreitet der Depotanteil mit heimischen Wertpapieren das Verhältnis der Marktkapitalisierung, liegt der so genannte Home Bias vor. Für deutsche Anleger zeigen Oehler et al. (2005) und Rouette (2005) diesen Effekt auf.

Rouette dokumentiert, dass die deutschen Investoren in den 1990er Jahren noch knapp 90 % deutsche Investments hielten, im Jahre 2003 allerdings nur noch in einer Größenordnung von etwas mehr als 60 %. Dennoch ist dies ein hoher Wert, wenn man beachtet, dass das deutsche Wertpapierinvestitionsvolumen nur circa 4 % des Weltkapitalmarktes repräsentiert. 138 Oehler et al. (2005) gelangen zu ähnlichen Resultaten.

Das Home-Bias-Phänomen ist nicht deutschlandspezifisch. So ermittelten bereits Levy / Sarnat (1970) bei ihrer Untersuchung für 28 Länder, die sich über den Zeitraum von 1951 bis 1967 erstreckt, dass dieses Phänomen quasi weltweit vorkommt. French / Poterba (1991), Coen (2001) und Faruqee et al. (2004) weisen Äquivalentes nach.139 Levy und Sarnat zeigen auf, dass ein amerikanischer Investor in Verbindung mit Auslandsinvestments eine effizientere Risiko/Rendite-Position hätte erreichen könnte.140 French und Poterba ermitteln die rationale, implizite Renditeerwartung eines Investors, welcher ausschließlich oder zumindest zu einem relativ hohen Anteil in inländische Wertpapiere investiert.

French und Poterba konkludieren, dass ein britischer Investor den durchschnittlichen heimatbezogenen Wertpapieranteil von 82 % nur dadurch rechtfertigen kann, weil er auf den Heimatmarkt eine um jährlich 500 Basispunkte höhere Rendite als auf dem nordamerikanischen Markt erwartet. Bei einem entsprechenden Vergleich zwischen Nordamerika und Japan stellt sich heraus, dass der durchschnittliche nordamerikanische Anleger jährlich einen Mehrwert von 250 Basispunkten erwartet. French und Poterba analysieren hierfür die Aktienmärkte von USA, Japan, UK, Frankreich, Deutschland und Kanada im Zeitraum von 1975 bis 1989.

Das Ausmaß der Divergenz der Renditeerwartungen ist rational kaum zu begründen. Auf Basis von optimierten Portfolioanlagestrategien zeigen Grauer / Hakansson (1987) für einen durchschnittlichen nordamerikanischen Investor auf, dass ein internationales Portfolio eine um 2,8 % höhere Rendite bei nahezu gleichem Risiko erzielt als ein reines inländisches Portfolio. Sinquefield (1996) kann keine Vorteile für einen US-Anleger durch eine internationale Diversifikation erkennen. Gemäß den Befunden von Gerke et al. (2005) und Maurer / Mertz (2000) hat ein deutscher Investor durch eine erweiterte internationale Diversifikation ein zusätzliches Renditepotenzial zu erwarten.