Benedictus de Spinoza - Eine Einführung (Reclams Universal-Bibliothek)

von: Wolfgang Röd

Reclam Verlag, 2002

ISBN: 9783159503042 , 416 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 8,99 EUR

  • Küss mich, Playboy!
    Märchenprinz sucht Aschenputtel
    Bleib bei mir, Gabriella
    Tiffany Exklusiv Band 6 - Heisser Draht / Von dir will ich alles / Ein verführerisches Angebot /
    Sehnsüchtige Träume am Mittelmeer
    Picknick mit einem Cowboy
  • Entführt in den Palazzo des Prinzen
    Im Inselreich der Liebe
    Herzklopfen in der Karibik
    Bleibt dein Herz in Australien?
    Süsse Umarmung in Nizza

     

     

     

     

 

Mehr zum Inhalt

Benedictus de Spinoza - Eine Einführung (Reclams Universal-Bibliothek)


 

IX Erkenntnis aus reiner Vernunft (S. 245-246)

Wie alle Vertreter der rationalistischen Metaphysik glaubte Spinoza an die Möglichkeit definitiven, einer Korrektur weder fähigen noch bedürftigen und in diesem Sinne perfekten Wissens. Dieser Glaube ist charakteristisch für eine philosophische Tradition, die sich bis zu den Eleaten zurückverfolgen läßt. Parmenides hat das empirische Wissen als bloße Meinung abgewertet und ihm das wahre, absolut sichere und göttlich garantierte Wissen gegenübergestellt.

Platon nahm dieseUnterscheidung auf, und die späteren Vertreter des Platonismus hielten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, an ihr fest. In der Neuzeit findet sie sich bei Descartes und den Cartesianern, bei Leibniz, bei Kant und den nachkantischen Idealisten sowie im 20. Jahrhundert noch bei Husserl. Bei Spinoza äußert sie sich in der Auffassung, daß empirische Ideen inadäquat und nur nicht-empirische Ideen adäquat seien bzw. daß es neben Vorstellungen, die körperlichen Vorgängen und Zuständen entsprechen, auch Ideen gebe, die nicht durch zerebrale Prozesse bedingt sind und deren Zusammenhang nicht nur, wie im Falle der anschaulichen Vorstellungen und der Affekte, rein assoziativ ist.

Die empirische Erkenntnis partikulärer Dinge, die auf anschaulichen Ideen beruht, ist immer hypothetisch; ihr steht die nicht-empirische, streng allgemeingültige Erkenntnis auf Grund von adäquaten Ideen gegenüber, die notwendig ist und zu der es daher keine Alternative gibt. Von den anschaulichen Ideen bzw. vom empirischen Wissen war in Kap. VII die Rede; im vorliegenden Kapitel soll Spinozas Konzeption des perfekten Wissens, einschließlich des perfekten Wissens von Gott, erörtert werden.

1. Die Möglichkeit vollkommenen Wissens

Von Erkenntnis bzw. von Wissen sprach Spinoza gewöhnlich in bezug auf Ideen: Etwas perfekt zu erkennen bedeutet, über notwendig wahre Ideen zu verfügen. An dieser Auffassung könnte jemand, der von »Erkenntnis« und »Wahrheit« primär in bezug auf Urteile spricht, Anstoß nehmen. Man muß aber bedenken, daß Ideen nach Spinoza immer eine Behauptung enthalten und daher implizit urteilsartig sind. Im Zusammenhang der Erkenntnistheorie bzw. der Erkenntnismetaphysik wird von Ideen nicht im Sinne von Bewußtseinsakten, sondern im Sinne von Bewußtseinsinhalten gesprochen, die als endliche Modi des Attributs cogitatio von Gott bzw. von der absolut unendlichen Substanz, näherhin vom unendlichen Intellekt Gottes, abhängen.

Die Ideeninhalte haben Gott zur Ursache, und zwar unabhängig davon, ob dem gedachten Gegenstand ein reales Ding entspricht oder nicht. Gott verursacht die so verstandenen Ideen allerdings nicht unmittelbar, sondern mittelbar, nämlich vermittels anderer von Gott abhängiger Ideen (E II, 9; II,91 f.). Ideen gehören mit allen anderen Ideen einem von der unendlichen Substanz abhängenden Zusammenhang an, der dem Zusammenhang der Ideen der Geometrie analog ist. Die Ideen sind – als Denkinhalte – in Gott bzw. in der unendlichen Idee Gottes, d. h. im unendlichen Intellekt, enthalten (EII, 8; II,90; siehe auch Kap. IV im vorliegenden Band). Ideen sind also nicht nur so durch andere Ideen bedingt, wie materielle Modi durch andere Modi derselben Art bedingt sind, sondern sie sind auch durch den unendlichen göttlichen Intellekt bedingt.