Derivatisierung, Computerisierung und Wettbewerb - Die Entwicklung der Deutschen Terminbörse DTB/Eurex zwischen 1990 und 2001 im Kontext der europäischen Terminbörsen

von: Lars Walter

Gabler Verlag, 2009

ISBN: 9783834994974 , 301 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 49,44 EUR

Mehr zum Inhalt

Derivatisierung, Computerisierung und Wettbewerb - Die Entwicklung der Deutschen Terminbörse DTB/Eurex zwischen 1990 und 2001 im Kontext der europäischen Terminbörsen


 

6 Die EWU als Wendepunkt im europäischen Zinsterminhandel (1997 - 1999) (S. 167-168)

6.1 Die Ausgangslage der europäischen Terminbörsen am Vorabend der EWU

6.1.1 Struktur und Strategien der europäischen Terminbörsen

Mit der Unterzeichnung des Vertrages von Maastricht über die gemeinsame Europäische Wirtschafts- und Währungsunion am 07.02.1992 und deren Inkrafttreten am 01.11.1993 fiel der Startschuss auf dem Weg zu einer gemeinsamen europäischen Währung, die am 01.01.1999 eingeführt wurde. Die Konsequenzen der Europäischen Währungsunion sollten zu tief greifenden Umwälzungen im europäischen Kapitalmarkt sowie hinsichtlich der Struktur und der Umsatzverteilung innerhalb der europäischen Terminbörsen führen. Im Vorfeld der EWU wurde mit einer weiteren Erhöhung der Wettbewerbsintensität innerhalb des Börsensektors gerechnet, von dem insbesondere die Terminbörsen betroffen sein sollten. Dabei bildete im Terminhandel das Zinssegment den Schwerpunkt, auf das im Jahr 1997 ungefähr zwei Drittel der Umsätze an den europäischen Terminbörsen entfielen. Die Währungsunion implizierte eine Umsatzkonzentration in den Terminkontrakten auf wenige oder sogar nur einen Kontrakt je Laufzeitsegment.  ,

Die drei großen Terminbörsen LIFFE, DTB und MATIF vereinten im Jahr 1996 ungefähr 85% des gesamteuropäischen Umsatzes in Zinskontrakten auf sich und besaßen damit die kriti sche Größe, um erfolgreich um Benchmark-Kontrakte konkurrieren zu können.609 Für die kleineren Terminbörsen der Teilnehmerländer bedeutete die Währungsunion das Ende ihrer nationalen Zinskontrakte und damit einen erheblichen Umsatzverlust.

Durch verstärkte Konzentration auf das Geschäft mit Aktienderivaten wie im Fall der belgischen BELFOX oder auf exotische Zinsprodukte, etwa Finanzterminkontrakte auf Zinsdifferenzen zwischen den EWU-Teilnehmern wie seitens der spanischen MEFF,610 versuchten diese, den absehbaren Verlust der Zinskontrakte auszugleichen.611 Die Auseinandersetzung um die Etablierung einer Benchmark für die Eurozone wurde zwischen den drei europäischen Terminbörsen mit jeweils unterschiedlichen Ausgangssituationen sowohl im Geldmarkt- als auch im Kapitalmarktbereich geführt.

Allerdings ging der MATIF bereits angeschlagen in das Rennen. Während die DTB im Jahr 1996 einen Anstieg ihres Gesamtumsatzes um 32,9% und die LIFFE um 27% verzeichnen konnten, musste der MATIF einen Rückgang um 3,2% verkraften. 1996 überholte die DTB erstmals seit ihrer Gründung den MATIF in Bezug auf das gehandelte Kontraktvolumen.612 Die bereits hohe Wettbewerbsintensität nahm sukzessive, aber insbesondere im Jahr 1997 weiter zu, als auch DTB und MATIF in direkte Konkurrenz traten. Das bisherige System, in dem DTB und MATIF gegen die LIFFE agierten, wich einer Wettbewerbssituation, in der jeder mit jedem konkurrierte.

Im Vorfeld der EWU standen bei den Terminbörsen Bemühungen im Vordergrund, ihren Handel durch diverse Maßnahmen, u. a. durch eine Komplettierung der Laufzeitpalette der Zinskontrakte, attraktiver zu gestalten.613 Dabei kristallisierten sich 4 Laufzeitbereiche heraus, in denen Finanzterminkontrakte nachgefragt und von den Terminbörsen aufgelegt wurden: der Geldmarkt-, der kurz-, mittel- und langfristige Kapitalmarktbereich.