Kill the Huns - Tötet die Hunnen! - Geheimdienste, Propaganda und Subversion hinter den Kulissen des Ersten Weltkrieges

von: Helmut Roewer

Ares Verlag, 2014

ISBN: 9783902732941 , 504 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 19,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Kill the Huns - Tötet die Hunnen! - Geheimdienste, Propaganda und Subversion hinter den Kulissen des Ersten Weltkrieges


 

VORWORT


Von Sarajewo bis zur Oktoberrevolution


Dieses Buch beschreibt eine Reihe von Ereignissen, die in den Ersten Weltkrieg einmündeten und seinen Verlauf entscheidend prägten. Es handelt sich um eine ganze Palette zwischen den Morden von Sarajewo und der russischen Oktoberrevolution. Alle diese Ereignisse verdanken ihren Ablauf der verdeckten politischen Kriegführung. Hierbei handelt es sich um nichtmilitärische Maßnahmen. Ihr Hauptkennzeichen ist die Heimlichkeit. Diese Art der Kriegführung ist an keinerlei Kriegserklärung gebunden, und es muss nicht einmal ein einziger Schuss abgefeuert werden. Im Gegenteil: Die Verantwortlichen neigen dazu, sich dem Publikum mit dem Gesicht des Biedermanns zu präsentieren, denn die Kunst dieser Art der Kriegführung ist es, anderen die Schuld für das Geschehene in die Schuhe zu schieben.

Für den eiligen Leser habe ich die grundlegenden Ergebnisse dieses Buches in Thesenform zusammengestellt. Sie weichen von den gängigen Erzählmustern über den Ersten Weltkrieg ab:

Erster Abschnitt: Die Morde von Sarajewo

1. Der Erste Weltkrieg wurde durch die Morde von Sarajewo ausgelöst. Sie waren insofern eine notwendige Bedingung, weil der ermordete österreichische Thronfolger ein ernstzunehmender Kriegsgegner im politischen Entscheidungsgestrüpp in Wien und damit in ganz Europa war.

2. Franz Ferdinand von Österreich-Este musste aus Sicht der kriegsgewillten Staaten Europas auch deswegen beiseite geräumt werden, da er geeignet erschien, den Vielvölkerstaat der Donaumonarchie auf friedlichem Wege in eine stabile habsburgische Föderation zu überführen. Dies galt es aus französischer und russischer Sicht zu verhindern.

3. Die russische Führung war durch Spionage über die politische Frontenstellung innerhalb der österreichischen Führung genau unterrichtet. Dies gilt auch für die Absprachen zwischen Franz Ferdinand und dem deutschen Kaiser 1913/14, die übereinstimmend einen Krieg wegen der Balkan-Affären nicht wollten.

4. Der Konflikt auf dem Balkan war für Russland der gängig erscheinende Weg, die Dardanellen-Öffnung zu erzwingen. Für Frankreich war dieser Konflikt Mittel zum Zweck, den Bündnisfall gegen Deutschland auszulösen.

5. Beide Staaten unterstützten die Mordvorbereitungen von Sarajewo. Die serbischen Attentäter wurden durch die russische Militäraufklärung Raswjedka finanziert.

6. Der serbische Staat verhinderte die Detail-Aufklärung der Attentatsplanung und -durchführung. Er konnte nicht verhindern, dass zahlreiche Einzelheiten während der deutschen Besetzung 1941–44 ans Tageslicht kamen.

7. Der serbische Ministerpräsident Nikola Pašic´ betätigte sich als Meister der Intrige und der Desinformation im Zentrum der Attentate, die integraler Bestandteil der serbischen Gewaltpolitik waren.

Zweiter Abschnitt: Einkreisung Deutschlands

1. Deutschland unternahm seit der Jahrhundertwende keine geeigneten politischen Schritte, um die Gefahr einer Einkreisung zu unterbinden, obwohl die Reichsleitung hierüber durch politische Spionage rechtzeitig und zutreffend unterrichtet wurde. Deutschland traf stattdessen Kriegsvorbereitungen für einen Zweifrontenkrieg. Diese basierten auf einem Hirngespinst, dem Schlieffenplan.

2. Der Schlieffenplan beruhte auf geheimdienstlich beschafften Erkenntnissen über den angenommenen Feind. Soweit sie Frankreich betrafen, waren sie zutreffend, hinsichtlich Russlands waren sie falsch. Die deutsche Militärführung schrieb zu Unrecht die Erkenntnisse einer Petersburger Spitzenquelle fort, die 1904 aufgeflogen war.

3. Der deutschen Seite war unbekannt, dass die russischen Vorbereitungen für Mobilmachung und Aufmarsch unter Kriegsminister Wladimir Suchomlinow grundlegend verändert worden waren. Durch die heimliche Einführung einer Kriegsvorbereitungsphase war die russische Militärführung in der Lage, die Operationsfähigkeit der Armee abseits der üblichen und öffentlichen Prozeduren herzustellen. Die Einleitung dieser Maßnahmen begann in den westlichen Militärbezirken im Frühjahr 1914.

4. Die britischen Kriegsvorbereitungen gegen Deutschland begannen kurz nach der Jahrhundertwende. Der Machtwechsel in Großbritannien 1905/06 hin zu den Liberalen änderte hieran nichts, da eine Clique innerhalb dieser Partei um den Außenminister Grey zusammen mit einer kleinen Gruppe von Spitzenbeamten und Militärs am eingeschlagenen Kurs entgegen den parlamentarischen Mehrheiten festhielt.

5. Diese Gruppe schuf abseits des parlamentarischen Budgetrechts Geheimdienststrukturen, deren Ziel die Herstellung und Verbreitung von Falschinformationen über eine deutsche Gefahr war, um auf diese Weise die Entscheidungsträger zu beeinflussen und Hysterie in der Bevölkerung auszulösen. Ein entscheidender Schlag gelang so in den ersten zwei Kriegstagen, als die parlamentarischen Gremien durch Falschinformationen über die angebliche Festnahme deutscher Spionageorganisationen getäuscht wurden. Aufgrund dieser Täuschung wurde gesetzlich eine Totalüberwachung der britischen Bevölkerung eingeführt. Hierfür bestand aus Sicht der Entscheidungsträger Anlass, da breite Teile der Bevölkerung nicht kriegswillig waren.

6. Die Reichsleitung wiegte sich in Illusionen über die britischen Vorbereitungen für einen Krieg gegen Deutschland, obgleich sie durch politische Spionage über die tatsächlichen Verhältnisse exakt und zeitgerecht informiert worden war. Sie unterließ es, die durch diese Kriegsvorbereitungen innenpolitisch kompromittierten britischen Politiker durch Erpressung zu schädigen.

7. Durch den Einmarsch in Belgien ab dem 4. August 1914 setzte sich Deutschland in der Weltmeinung irreparabel ins Unrecht. In Großbritannien nutzte die Kriegspartei das Ereignis, um sich als Hüter der belgischen Neutralität darzustellen und die britische Kriegserklärung an Deutschland auszulösen.

8. Die nach dem deutschen Einmarsch in Brüssel aufgedeckte mehrjährige Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und Belgien für eine gemeinsame Kriegführung gegen Deutschland blieb ohne Wirkung, da sie von einer britischen Propagandawelle über angebliche deutsche Kriegsverbrechen in Belgien gekontert wurde. Die einschlägigen Publikationen beruhten auf Erfindungen einer eigens zu diesem Zweck geschaffenen britischen Propagandabehörde. Ihre Produkte waren speziell für den US-amerikanischen Pressemarkt zugeschnitten und lösten dort in einschlägigen Kreisen einen bemerkbaren Deutschenhass aus.

Dritter Abschnitt: Den Krieg mit allen Mitteln ans Ende bringen

1. Im September 1914 erkannte die deutsche Reichsleitung, dass der Krieg mit militärischen Mitteln nicht beendet werden konnte. Deswegen gründete die zivile Reichsleitung und der Generalstab je eine Stelle für die politische Kriegführung.

2. Die Instanzen zur politischen Kriegführung arbeiteten nicht koordiniert, sondern vielfach planlos und auch gegeneinander. Bis 1917 blieb umstritten, ob primär Frankreich oder Russland aus dem Feindverband herauszubrechen war und welche Mittel hierfür anzuwenden waren.

3. Die politische Kriegführung Deutschlands agierte weltweit. Soweit Großbritannien das Ziel war, reagierte dieses mit brutalen Unterdrückungsmitteln im eigenen Lager. Die deutschen Maßnahmen, denen vielfach etwas Zufälliges anhaftete, hatten, wie im Fall von Irland, schwerwiegende Folgen über das Kriegsende hinaus.

Vierter Abschnitt: Kriegsziel USA

1. Hinsichtlich der USA hatten die Mittelmächte und die Entente entgegengesetzte Ziele. Großbritannien und seine Verbündeten versuchten, die USA in den Krieg hineinzuziehen, Deutschland und seine Verbündeten, die USA herauszuhalten.

2. Zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung in den USA lancierten die Briten Gerüchte über deutsche Anschläge. Wo tatsächliche Anschläge stattfanden, konnte eine deutsche Täterschaft niemals nachgewiesen werden. In den meisten Fällen, in denen diese Anschläge genauer untersucht werden können, deuten die Indizien darauf hin, dass sie vom britischen Marinegeheimdienst begangen wurden.

3. Soweit während oder nach dem Krieg angeblich oder tatsächlich Beteiligte eine deutsche Täterschaft bezeugten, wurden sie von britischer oder amerikanischer Seite erpresst oder durch großzügige Geldzuwendungen bestochen.

4. Die USA wurden in den Krieg hineingezogen, weil das von der US-Regierung bevorzugte Vorgehen, die Ententestaaten durch üppige Lieferungen zum Siege zu bringen, bis zum Jahreswechsel 1916/17 nicht zum Erfolg geführt hatte und den beteiligten amerikanischen Geschäftsleuten eine gigantische Pleite drohte.

5. Einer der Schauplätze einer scheinbaren deutschen Bedrohung der USA war Mexiko, wo die Amerikaner einen unerklärten Krieg zur Durchsetzung eigener...