Ich bin Profiler - Eine Frau auf der Jagd nach Serienkillern und Psychopathen

von: Pat Brown, Bob Andelman

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2011

ISBN: 9783838704494 , 412 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 7,99 EUR

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Ich bin Profiler - Eine Frau auf der Jagd nach Serienkillern und Psychopathen


 

KAPITEL 1 Anne Der Mord (S. 19-20)

Noch nie war in meiner Stadt jemand ermordet worden. Das erste Haus der Gemeinde – mein Haus – war im achtzehnten Jahrhundert auf dem endlosen Ackerland Marylands errichtet worden. Zahllose interessante Dinge hatten sich im Laufe der Jahrhunderte hier ereignet, aber die gewaltsame Ermordung eines Menschen hatte die Stadt noch nie erlebt. Ich war bis zum Sonntag unterwegs gewesen. An jenem Morgen kehrte ich in die Stadt zurück und war kaum ein paar Minuten zu Hause, als die grauenvolle Nachricht mich erreichte.

Das Telefon klingelte. Am Apparat war meine beste Freundin Terry, die nur zwei Häuser weiter wohnte. »Hast du schon gehört?«, fragte sie fassungslos. In ihrer Stimme schwang Bestürzung mit. »Was denn gehört?« Als ich in die Sixtieth Street eingebogen war, hatte ich nichts Ungewöhnliches bemerkt. Keine Feuerwehrzüge oder Krankenwagen säumten die Straße. Die Stadt wirkte heiter. Die einzige Bewegung verursachte der leichte Wind, der jedoch auf die drückende Hitze jenes schwülen Frühsommertages, des dritten Juni, so gut wie keine Wirkung hatte. »In dem Bach beim Softball-Feld ist eine junge Frau gefunden worden – ermordet.«

»Was?« »Ach, es ist einfach entsetzlich. Einer der Männer, die heute früh für die Softball-Liga spielten, hat einen Ball gesucht, der ins Wasser gefallen war, und dabei hat er die nackte Leiche einer Frau gefunden. Sie wurde direkt ans Ufer geschwemmt.« Mir wurde übel. Ich könnte sie gekannt haben, war mein erster Gedanke, sie könnte eine Nachbarin gewesen sein, eine Freundin oder die Mutter eines der Kinder aus dem Ort. Ich holte tief Luft. »Wissen sie schon, wer sie ist?«

»Nein, noch nicht. Ich habe nur gehört, dass sie jung sein soll, Anfang zwanzig oder jünger. Man hat ihre Kleidung und einen Walkman gefunden, offenbar hatte sie gejoggt. Die Polizei nimmt an, dass sie gestern getötet wurde, vermutlich in der Abenddämmerung, denn bei Tageslicht hat sie kein Mensch gesehen. Sie scheint nicht aus dem Ort zu stammen.« Die Hoffnung, dass ich sie nicht gekannt hatte, verschaffte mir ein wenig Erleichterung. Mit dem nagenden, beklemmenden Gefühl, in irgendeiner Weise stärker mit dieser Sache verbunden zu sein, als ich sollte, legte ich den Hörer auf. Eine Minute lang beruhigte ich mich mit dem Gedanken, dass mir die Nachricht von einer solchen Tragödie einen Schock versetzt hatte und ich deshalb so empfand. Oder vielleicht lag es daran, dass der grausame Mord ausgerechnet in der Nähe des Spielfelds geschehen war, wo ich so viele fröhliche Stunden damit verbracht hatte, meinen Sohn und sein Baseball-Team anzufeuern.

Aber das Gefühl, das ich hatte, war anders. Unheimlicher. Irgendetwas war im Haus nicht in Ordnung. Ein böser Geist war bei uns eingezogen, und der hatte mit dem Gespenst, den frühere Bewohner auf dem Treppenabsatz gesehen haben wollten, nicht das Geringste zu tun. Ich machte meinen Kindern etwas zum Mittagessen und versuchte, mich abzulenken. Die Kinder aßen ihre Sandwichs und gingen zum Spielen nach draußen. Während ich das Geschirr ins Spülbecken räumte, kam Walt Williams, unser neuester Untermieter, aus seinem Zimmer die Treppe hinunter und zur Küchentür herein. Das Gefühl der Beklommenheit schwoll an.