Die facebook-Falle - Wie das soziale Netzwerk unser Leben verkauft

von: Sascha Adamek

Heyne, 2011

ISBN: 9783641053994 , 352 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 13,99 EUR

  • Grundrechte und Verfassungsschutz
    Die Dialektik von Angriff und Verteidigung - Clausewitz und die stärkere Form des Kriegführens
    Astroturf - Eine neue Lobbyingstrategie in Deutschland?
    Decentralization on the Example of the Yemeni Water Sector
    Perspektiven des Verbandsmanagements - Festschrift für Dieter Witt zum 70. Geburtstag
    Nachhaltigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit
  • Superwahljahr 2009 - Vergleichende Analysen aus Anlass der Wahlen zum Deutschen Bundestag und zum Europäischen Parlament
    Die Menschenrechtsidee - Ein abendländisches Exportgut
    Frieden schaffen mit anderen Waffen? - Alternativen zum militärischen Muskelspiel
    Handbuch Kommunale Sozialpolitik
    Technik, Wissenschaft und Politik - Studien zur Techniksoziologie und Technikgovernance
    Sozialdemokratie im Wandel - Programmatische Neustrukturierungen im europäischen Vergleich
 

Mehr zum Inhalt

Die facebook-Falle - Wie das soziale Netzwerk unser Leben verkauft


 

KAPITEL 5 Die Fake-Politik (S. 125-126)

Wie soziale Medien die Demokratie verpixeln Der Mann im blütenweißen Hemd mit blauer Krawatte wirkt jugendlich. Er blickt zuversichtlich in eine strahlende Zukunft, während er am oberen Ende der Homepage thront. Gleich daneben fällt unser Blick auf einen roten Button. »Donate Now«, »Spenden Sie jetzt«, steht darauf. Wer ihn anklickt, braucht nur noch Namen, Adresse und Kreditkartennummer einzugeben und muss sich anschließend entscheiden, ob er 10, 20, 50 oder ein paar hundert Dollar lockermachen will. Sie würden so etwas nicht tun, denken Sie jetzt? 1,5 Millionen Amerikaner haben es getan.

Von März 2007 bis Juli 2008 nahm Barack Obama mit 280 Millionen Dollar mehr an Spendengeldern ein, als George W. Bush während seines gesamten Wahlkampfs im Jahr 2004.160 Im Wahljahr flossen beständig etwa 20 Millionen Dollar monatlich, im Februar 2008 zählte Obamas Wahlkampfteam sogar Einnahmen in Höhe von 55 Millionen Dollar, wovon 45 Millionen über die Internetseite Mybarackobama.com flossen. Obama hatte das Glück, ein politischer Popstar zu sein, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort auftauchte und der eine Vision von einem besseren Land hatte.

Viele Experten meinen allerdings, dass dieser Newcomer ohne die Online-Mobilisierung junger, bislang politisch desinteressierter Menschen, ohne die gigantische Sammlung von Kleinspenden und ohne die Wählermobilisierung via Internet keine Chance gegen das reiche Establishment gehabt hätte, das hinter dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain stand. Ob es das Geld war oder seine Ausstrahlung oder beides, in jedem Fall war es das Internet, ohne das die Wahl dieses charismatischen Quereinsteigers nicht möglich gewesen wäre. Stehen wir also nun vor einem neuen Zeitalter der Internet-Demokratie, wie es uns der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore bereits 1994 prophezeite? Gore führte damals aus:

»Die globale Informationsgesellschaft wird mehr sein als eine
Metapher für eine funktionierende Demokratie. Sie wird das
Funktionieren der Demokratie tatsächlich voranbringen, weil sie die
Bürger an den Entscheidungen beteiligt. Und sie wird auf großartige
Weise die Fähigkeit der Länder stärken, miteinander zu kooperieren.
Ich sehe ein neues athenisches Zeitalter der Demokratie, das in den
Foren der globalen Informationsgesellschaft geschaffen wird.«

Barack Obama schreibt mir noch immer

Es ist schwer zu sagen, ob die Vereinigten Staaten seit Obamas Amtsübernahme demokratischer geworden sind. Aber ob Sie es glauben oder nicht: Der Präsident kennt mich noch immer. Täglich schickt er mir Botschaften, Hinweise auf wichtige Abstimmungen und nun, im Herbst 2010, Mobilisierungsaufrufe für die anlaufenden Vorwahlen in den USA.

Der Grund: Als der damalige Kandidat 2008 nach Berlin kam, ließ ich mich als Journalist online registrieren und konnte den Hoffnungsträger aus nächster Nähe bewundern. Meine E-Mail-Adresse und die von 13 Millionen Amerikanern162 dient ihm noch heute dazu, uns alle auf dem Laufenden und seine potenziellen amerikanischen Wähler politisch bei der Stange zu halten. Auf der Website der Demokratischen Partei sehe ich, wie erfolgreich diese Strategie nach wie vor ist. Unter dem Foto von Obama haben 13 943714 Facebook-Nutzer den »Like«-Button angeklickt. Genau eine Minute später sind es bereits hundert mehr.  Auch diese Facebook-Nutzer kann das Obama-Team kontaktieren. Die Spalte »Obama everywhere« verlinkt uns mit sämtlichen sozialen Netzwerken sowie YouTube und der Foto-Plattform Flickr. Und selbstverständlich gibt es für mein Smartphone auch eine Obama-App.