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Entwicklungspsychologische und methodische Perspektiven: Ulla Johnsson-Smaragdis Grundlagenforschung zur Mediennutzung (S. 141-142)
Angela Schorr
Dieses Kapitel behandelt die Beiträge der Jugendmedienforscherin Ulla Johnsson- Smaragdi zur Jugendmedienforschung, insbesondere zum schwedischen Media Panel Program, einer 1975 gestarteten Längsschnittstudie zur Mediennutzung bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ausgewählte, historisch und aktuell für die Jugendmedienforschung zentrale Erkenntnisse zur Buch- und Fernsehnutzung werden referiert. Die von Johnsson-Smaragdi frühzeitig in das Forschungsfeld eingeführte Entwicklungstheorie Bronfenbrenners wird vorgestellt und ihre Bedeutung für die weltweite Panelforschung zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen skizziert.
Schlagworte: Mediennutzung, Displacement-Hypothese, Bioökologisches Modell, Selbstwertgefühl
Ulla Johnsson-Smaragdis wissenschaftliche Laufbahn ist geprägt durch die frühe Zugehörigkeit zum Forschungsteam des schwedischen Mediensoziologen Karl Erik Rosengren und das von ihm initiierte, 1975 begonnene Media Panel Program (MPP). Das Programm besteht aus einer in ihrer Art einmaligen Längsschnittstudie zur Mediennutzung bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Schweden, in der die Teilnehmer über Jahrzehnte in Bezug auf ihre Mediennutzung regelmäßig befragt wurden. Für dieses Langzeitprojekt, das auch zahlreiche „Querschnittprojekte" enthielt und regelmäßig zu anderen Querschnittstudien aufschloss - so zuletzt zu der europäischen, von 12 nationalen Teams getragenen Vergleichsstudie „Children and their changing media environment" (vgl. Livingstone &, Bovill, 2001) - zeichneten das Department of Sociology der University of Lund und das Department of Information Techniques der Växjö University verantwortlich. Die University of Lund war lange Zeit die Heimatuniversität Ulla Johnsson-Smaragdis, bis sie vor wenigen Jahren zur Växjö University wechselte.
Die Forschung, die das Media Panel Team an beiden Universitäten betrieb, war von Anbeginn an in ihrer Art einzigartig. Inhaltlich waren die Projekte stark soziologisch ausgerichtet, und auch methodisch setzten sich die anspruchsvollen Forschungsmethoden der empirischen Soziologie durch. Für die Kommunikations- und Medienwissenschaft, insbesondere für die in der Jugendmedienforschung tätigen Wissenschaftler stellten die aufwendigen statistischen Analysen dieser Gruppe in den 70er und 80er Jahren - das kann man in der Rückblende gut nachvollziehen - eine große Herausforderung dar.
Nicht immer wird die Kommunikation zwischen den Forschergruppen erfolgreich gewesen sein, obwohl die Jugendmedienforschung damals weltweit eng mit der soziologischen und psychologischen Forschungstradition verknüpft war. Empirisch-quantitative Analyseverfahren als zentrales Erkenntnisinstrument gehörten also zum Standard. Doch so wichtig und zukunftsweisend das forschungsmethodische Vorgehen des Media Panel-Teams war, noch ein Vierteljahrhundert später bezeichneten Medienforscher konkurrierender Lager sie als „unverbesserliche methodologische Fundamentalisten" (Jensen, 2001). Respekt verschafften sich die schwedischen Forscher, indem sie von Anfang an regelmäßig in englischer Sprache publizierten und sich damit Zugang zur internationalen Forschungsgemeinschaft verschafften.
Die Medienforscher der Universitäten Lund und Växjö wurden in der internationalen Wissenschaftlergemeinschaft schnell sehr ein.ussreich. Entscheidender ist jedoch: Ihre Forschung erwies sich als grundsolide, inhaltlich tragfähig und in ihren Erkenntnissen und Schlussfolgerungen so nachhaltig, dass es der nächsten Generation der Jugendmedienforscher zuweilen schwer .el, über die Fortschreibung der Ergebnisse der Schweden hinaus zu kommen und aufregende neue Erkenntnisse vorzulegen. Hier betrieb man Grundlagenforschung im besten Sinne. Es wurden Zusammenhänge im Mediennutzungsverhalten erkannt und richtig interpretiert, die bis heute jenseits der rasanten Entwicklung der Medientechnologie und des Auftretens immer neuer Medien (und damit einhergehend neuer Mediennutzungsmuster) Gültigkeit und Bedeutung haben.
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