Einführung in die Finanzbildung - Finanzwissen und Vermögensaufbau leicht gemacht

von: Jonas Schwarz

epubli, 2017

ISBN: 9783741892158 , 152 Seiten

3. Auflage

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 5,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Einführung in die Finanzbildung - Finanzwissen und Vermögensaufbau leicht gemacht


 

Kapitel 1


Wie vervielfache ich mein Geld?
Wie man sein Geld verzigfacht oder auch nicht


Einleitung


Ein kleines investierte Summe kann sich zu einem großen Vermögen aufbauen, wenn es über längere Zeit gehalten wird und der Zinseszins frei wirken kann. Dieser Zaubertrick genannt „Zinseszinseffekt“ wird von den meisten Sparern, Investoren und Politiker in Sachen Vermögensaufbau sehr stark unterschätzt. Über die Jahre kann aus einem kleinen Haufen Geld einen großen Haufen Geld gemacht werden.

Du glaubst mir nicht? Dann lass es mich dir erklären! Davor muss aber ein gängiger Fehler erläutert werden.

Zunächst der Fehler: Die meisten Menschen fangen zu spät an zu sparen, treffen schlechte Investitionsentscheidungen, haben hohe Gebührenkosten und erreichen dadurch schlechte Renditen.

Aber selbst, wenn dieser Fehler schon begangen wurde, ist das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen. Dieses Buch soll helfen – damit dir diese Fehler nicht passieren oder du diese korrigieren kannst.

Anna und Max helfen uns dabei. Hier wird deutlich das Max aufgrund seines fehlenden Finanzwissen 787.730 € weniger beim Renteneintritt hat als Anna. Wie kann das sein?

Der dumme Max und die schlaue Anna


Max ist nicht dumm und Anna keine Professorin.

Beide sind sich recht ähnlich:

  • sie haben eine Ausbildung
  • sie haben ein Bruttojahresgehalt von 43.344 € (Durchschnittswert aller Deutschen 2016)
  • sie werden mit 67 in Rente gehen
  • sie werden anschließend von ihrer Rente leben müssen
  • jeder von ihnen ist von unterschiedlichen Einflussfaktoren beeinträchtigt, wie unerwartete Arbeitslosigkeit, Heirat und Kinder, die sich auf die Vermögensbildung auswirken können
  • (Rentenansprüche aus der Rentenkasse werden hier nicht berücksichtigt)

Max und Anna sparen beide, jedes Jahr ein Bruttogehalt (3612 €). Dies tun sie, bis sie in Rente gehen.

Es gibt geringe, aber entscheidende Unterschiede:

  • Anna fängt mit 24 Jahre an zu sparen. Max erst mit 34 Jahren, er macht sich keine Gedanken um die Rente.
  • Anna kauft einen Exchange-Traded-Fund (ETF) und verfolgt dadurch die ganze Entwicklung der globalen Aktienmärkte. Max verwaltet sein Geld aktiv. Ratschläge vom Bankberater, vom besten Freund, vom Taxifahrer und von Finanzmagazinen gibt es wie Sand am Meer. Er versucht alle Tipps gleichzeitig zu befolgen.

Als die beiden in Rente gehen, kommt für Anna und Max der Zeitpunkt, sich ihr Sparkonto anzuschauen um zu sehen, was sie sich für die nächsten 25 Jahre alles leisten können.

Anna Erspartes ist auf 961.228 € angewachsen. Um nach 25 Jahren kein Geld mehr zu haben, muss sie jedes Jahr 77.087 € ausgeben.

Max hat einen Betrag von 173.498 € erreicht. Er kann in den nächsten 25 Jahren 8,712 € pro Jahr ausgeben, dann ist sein Konto auf null.

Anna kann verreisen, das Leben genießen und es sich gut gehen lassen. Max ist wesentlich eingeschränkter. Er wird sehr auf die staatliche Rente angewiesen sein. Anna dagegen hat die finanzielle Unabhängigkeit erreicht.

Warum hat Max nicht einmal 1/5 von Annas Betrag erreicht?


Der Rest dieses Kapitels soll ergründen, warum zwischen zwei ähnlichen Menschen mit fast gleichem Sparverhalten so ein großer Unterschied überhaupt existiert. Welche Fehler hat Max gemacht und Anna nicht?

Eine Frage, die uns alle beschäftigen sollte, denn Anna und Max stehen für das Sparverhalten der Deutschen. Sie stellen den Unterschied dar von dem, was Millionen verdienen „sollten”, und dem, was die meisten leider in Wirklichkeit „bekommen”.

Doch bevor wir genauer zu dieser Frage kommen, hat die Oma von Max und Anna noch etwas zu sagen.

Oma Lotte und der unsichtbare Dieb


Oma Lotte mag Aktien nicht. Überhaupt sind alle Banker Diebe und Versicherungsvertreter lässt man gar nicht erst zur Haustür herein. Ihr Mann Willi hat sie immer gewarnt, niemandem zu vertrauen und immer schön das Geld auf dem Bankkonto zu halten. Dort gibt es die sicheren Zinsen und alles andere ist Schwachsinn. Leider hat Oma Lotte eine einfache Sachlage vergessen. Es gibt einen unsichtbaren Dieb, der sich „Inflation“ nennt.

Was genau ist Inflation?

Nichts anderes als die Preissteigerungen für Produkte oder (Dienst)-Leistungen über die Jahre hinweg.


Jedes Jahr steigt das generelle Preisniveau um ein paar Prozentpunkte. Über die Jahre kann das einiges ausmachen und das Geld auf dem Bankkonto verliert an Kaufkraft. Mit Kaufkraft ist nichts anderes gemeint als „Mein 1 € kauft mir so und so viele Produkte“. Zum Beispiel: Wenn ich für 1 € 10 Eier bekomme, kostet das Ei 10 Cent. Kostet das Ei in fünf Jahren aber 15 Cent, bekomme ich für meinen 1 € nur noch 6,66 Eier (1 / 0,15 = 6,66).

Dies sind ausgedachte Zahlen, aber sie zeigen die Beziehung von Inflation und Kaufkraft sehr deutlich. Geht die Inflation hoch, geht die Kaufkraft meines Geldes runter. Daher muss bei der Anlage von Geld versucht werden, mindestens die Inflation auszugleichen, damit das eigene Geld über die Jahre hinweg bei der gleichen Kaufkraft bleibt.

Auf das Sparkonto oder Tagesgeldkonto bezogen heißt das, ich muss auf den Zins achten. Wenn die Inflation bei 2 % ist, aber das Konto Zinsen von 1 % bietet, frisst die Inflation von meinem Sparbetrag 1 % weg (1 % Zinsen – 2 % Inflation= -1 % Kaufkraftverlust). Der Betrag des Geldes ist noch der gleiche, aber im Bezug auf das Preisniveau kauft es mir 1 % weniger Eier. Über 1 bis 2 Jahre ist das kein Problem. Aber es wird auf lange Zeit zu einem Problem.

Deshalb der Rat an Oma Lotte: Wenn du dein Geld auf dem Bankkonto lassen möchtest, stelle bitte sicher, dass die Zinsen zumindest die Inflation ausgleichen.


Und damit zurück zum Unterschied zwischen unseren Sparfüchsen Anna und Max.

Das Wunder vom Zinseszinseffekt


Was kann man mit Geld machen? Es entweder ausgeben und sich tolle Sachen kaufen oder zum Sparen verwenden. Geld ausgeben macht mehr Spaß als Geld sparen. Sparen tut man in der Hoffnung, sich später größere Einkäufe leisten zu können.

Über das letzte Jahrhundert haben die, die ihr Geld dem Aktienmarkt anvertraut haben, genau dies erreicht. Geld im Aktienmarkt ist über einen langen Zeitraum gewachsen, mit durchschnittlich 9,6 % pro Jahr. [1]

Die Inflation hat in Deutschland von 1997 – 2015 1,5 % betragen. [2] Die Wachstumsrate liegt nach Abzug der Inflation bei 8,1 % (9,6 % - 1,5 %). Natürlich schwanken die Wachstumsraten von Jahr zu Jahr und von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, aber über den langen Zeitraum sind Sparer belohnt worden.

Ein wichtiger Teil des Vermögenswachstums kann durch den Zinseszinseffekt erklärt werden. Dabei handelt sich nicht nur um die ursprüngliche Sparquote, die an Wert zugenommen hat, sondern auch um das Einkommen aus der Sparquote.

Ein Beispiel: Es werden 100 € investiert. Diese haben eine Wertsteigerung von jährlich 10 % (langfristiger Trend der Aktien gerundet) auf dem Aktienmarkt. Im ersten Jahr sind es 110 € und 10 € Gewinn. Diese werden ausgegeben. Im zweiten Jahr fallen wieder auf die 100 € 10 % Wertsteigerung an. Die Gewinne aus den beiden Jahren sind 20 €.

Werden die ersten 10 € aber nicht ausgeben, ändert sich etwas.

Im zweiten Jahr sind es dann 110 €, die 10 % erbringen. Es werden 11 € erwirtschaftet. In den beiden Jahren fallen 21 € an.

Schon mal von dem Sprichwort „Mit Geld Geld verdienen“ gehört? Jetzt weißt du, was damit gemeint ist!

Nach vielen Jahren dieser „Zinsen auf die Zinsen“ (Zinseszinseffekt) kann ein Geldbetrag eine beeindruckende Größe erreichen. In der Mathematik heißt das Phänomen der stetigen Vergrößerung „exponentielles Wachstum“. Das bedeutet, dass der Wert eines Investments schneller und schneller wächst über den Lauf der Zeit. Dieses steile Wachstum zeigt die Abbildung 1 ganz deutlich.

Abbildung 1

Wenn ihr jetzt sagt: „Ich möchte nicht mit einem Taschenrechner herumlaufen und Matheaufgaben lösen – Jonas, geht es nicht einfacher?“

Ja, es geht einfacher! Und zwar mit der Regel 72, einer Formel, die das Wunder des exponentiellen Wachstums greifbarer macht.

Regel 72: Um die grobe Zeit an Jahren zu ermitteln, die ein Investment braucht, um sich zu verdoppeln. Wie verwende ich diese Regel?


Teile 72 durch die durchschnittliche jährliche Wertsteigerung (Rendite) die vom Investment verdient wird (oder werden soll).

Demnach verdoppelt sich ein Investment, das 10 % jährliche Wertsteigerung hat, alle 7 Jahre (72 geteilt durch 10 ergibt 7,2).

Das wirklich Interessante ist der Effekt, der eintritt, wenn der Zinseszins-Effekt um weitere 7 Jahre verlängert wird. Ein Investment, das sich alle 7 Jahre verdoppelt, vervierfacht sich alle 14 Jahre (2*2). Über 21 Jahre erhöht sich das Anfangsinvestment um das 8-fache (2 * 2 * 2), bei 28 Jahren um das 16-fache (2*2*2*2) und über 35 Jahre erhöht es sich um das 32 fache (2 * 2 * 2 * 2 * 2). Über 42 Jahre (bei Anna waren es 44 Jahre) liegt der Wert der Anfangsinvestition beim 64-fachen (2 * 2 * 2 * 2 * 2 * 2). Selbst eine kleine Summe von Geld kann, wenn sie ungestört über eine längere Zeit arbeitet, zu einem...