Organisationsentwicklung und Fachlichkeit - Eine Fallstudie zur Neustrukturierung von Beratungsdiensten im Jugendamt

von: Mirjana Zipperle

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2009

ISBN: 9783531909431 , 175 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 40,46 EUR

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Organisationsentwicklung und Fachlichkeit - Eine Fallstudie zur Neustrukturierung von Beratungsdiensten im Jugendamt


 

7 Veränderungen durch den Zusammenschluss zum Beratungszentrum (S. 117-118)

Im folgenden Kapitel geht es bezüglich des Aufbaus (wie in Kapitel 6) zunächst um die Rekonstruktion und Analyse der wichtigsten Veränderungen durch die neue Organisationsform aus Sicht der Interviewten. Aus ihren Darstellungen soll herausgearbeitet werden, was sich im Beratungszentrum im Vergleich zu den vorherigen Diensten ‚Allgemeiner Sozialdienst’ und ‚Erziehungsberatung’ verändert hat und wie sich diese Veränderungen für sie auswirken.

Auf die Frage im Interview, inwieweit sich ihre Arbeit durch den Zusammenschluss verändert habe, antworten die MitarbeiterInnen in unterschiedlichen Dimensionen. Daraus abgeleitet, werden die genannten Veränderungen auf drei Ebenen darstellt:

(1) Inwiefern haben sich Rahmenbedingungen (7.1, 7.2) der Arbeit durch den Zusammenschluss verändert?
(2) Welche fachlichen Veränderungen (7.3, 7.4) haben sich durch die neue Organisationsform ergeben?
Und (3) wie wirken sich die Veränderung auf die MitarbeiterInnen (7.5, 7.6) aus?

Im Gegensatz zu Kapitel 6 wird nicht erst am Ende der Gesamtdarstellung der Veränderungen eine theoretische Kontrastierung der Schilderungen vorgenommen, sondern, auf Grund des Umfangs des folgenden Kapitels, schon nach jeder Dimension eine theoriebasierte Bewertung angeschlossen. Diese basiert zum einen auf den in Kapitel 2 geschilderten fachtheoretischen Annahmen der derzeitig aktuellen Entwicklungen in der Jugendhilfe zum anderen auf die dargestellten Diskussionen bezüglich der Arbeitsfelder ASD und EB. Den Abschluss des Kapitels bildet zum einen eine zusammenfassende Tabelle aller Veränderungen aus Sicht der MitarbeiterInnen (7.7), zum anderen eine Bewertung dieser Veränderungen hinsichtlich der in Kapitel 3 geschilderten Herausforderungen der beiden Arbeitsfelder Allgemeiner Sozialdienst und Erziehungsberatung (7.8).

7.1 Veränderungen der Rahmenbedingungen aus Sicht der MitarbeiterInnen – eine Analyse

Die deutlich gewordenen Veränderungen der Rahmenbedingungen stellen für die Arbeit im Beratungszentrum und somit auch für die beiden anderen analytischen Ebenen – fachliche Veränderungen und mitarbeiterInnenbezogene Veränderungen – eine Art Ausgangslage dar. Es sind äußere Gegebenheiten, mit denen die MitarbeiterInnen in ihrer Arbeit umgehen müssen. Zwei Veränderungen werden deutlich: (1) die veränderte Zusammensetzung der Gruppe der Ratsuchenden, die nach dem Zusammenschluss ins Beratungszentrum kommen und (2) die Veränderung des Arbeitsorts durch den Zusammenschluss.

7.1.1 Veränderung der Zusammensetzung der Gruppe der AdressatInnen

Durch den Zusammenschluss der beiden Institutionen wäre zunächst anzunehmen, dass die Gesamtheit der Ratsuchenden, die früher die jeweils getrennten Organisationen in Anspruch genommen haben, nun den Weg ins Beratungszentrum findet. Vereinfacht ausgedrückt kommt optimalerweise die so genannte ‚sozial- und einkommensschwache’ Familie genauso mit ihren Fragen ins Beratungszentrum als auch die der Mittelschicht zugehörigen Mutter, für die es fast zum guten Ton gehört, eine Beratungsstelle bezüglich ihrer Erziehungsfragen in Anspruch zu nehmen. Ob sich Zusammenschluss zum Beratungszentrum von den Ratsuchenden positiv oder negativ bewertet wird, kann an dieser Stelle nicht diskutiert werden, da keine Aussagen von AdressatInnen vorliegen.

In der Fachdiskussion (vgl. Kap. 3.2.1) wird die Zusammenlegung jedenfalls kritisch betrachtet, was sich z.T. in den Interviewaussagen der MitarbeiterInnen widerspiegelt. Vor allem von den MitarbeiterInnen der ehemaligen Erziehungsberatung wurde anfänglich befürchtet, dass Ratsuchende Beratungsangebote im Jugendamt wegen des schlechten Images nicht mehr wahrnehmen und deshalb verstärkt auf Angebote der freien Träger zurückgreifen (vgl. N, Z. 137ff., N, Z. 746ff., ML, Z. 1140ff.).