Naturwissenschaft in der Allgemeinen Weiterbildung - Probleme und Prinzipien der Vermittlung von Wissenschaftsverständig. in der Erwachsenenbildung

von: Harald Bierbaum, Peter Euler, Bernhard S. T. Wolf

wbv Media, 2007

ISBN: 9783763945009 , 157 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 22,90 EUR

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Naturwissenschaft in der Allgemeinen Weiterbildung - Probleme und Prinzipien der Vermittlung von Wissenschaftsverständig. in der Erwachsenenbildung


 

Resonanzen

Kritische und nachhaltige Verbraucherbildung als Allgemeine Weiterbildung
(S. 101-102)

Armin Kremer

0 Vorbemerkung

Die im Zuge der Globalisierung immer präsenter, vernetzter und aggressiver gestalteten Werbe- und Marketingstrategien der Konsumgüter produzierenden Unternehmen haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin und diverse Verbraucherverbände eine Reihe von Offensiven für eine Reform der Verbraucherberatung gestartet haben. Dabei ist man sich einig: Verbraucherberatung allein genügt nicht (mehr), Verbraucherbildung muss Leitbild einer zukunftsfähigen Bildungspolitik sein. Deshalb soll Verbraucherbildung als Allgemeinbildung in allen Jahrgangsstufen und Schulformen und möglichst auch in der Weiterbildung verankert werden. Zu einer der Offensiven gehörte ein Schultest, der im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes an Berliner Schulen durchgeführt wurde und dessen Ergebnis den Verbraucherzentrale Bundesverband veranlasste, von „‚PISA‘ in der Verbraucherbildung" zu sprechen (Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. [Hrsg.] 2005a).

Schützenhilfe erhielten die Verbraucherverbände auch durch den Weltverbrauchertag, der 2006 im Zeichen der Verbraucherbildung stand. In einer Resolution der EU wurde beklagt, dass das vom Europäischen Gerichtshof formulierte Leitbild vom „informierten und verständigen Verbraucher" sich bisher als bloße Fiktion erwiesen habe. Parallel dazu zeigt die Konsumgüterindustrie in den Schulen immer mehr Präsenz.

So drängen, vermittelt durch PR-Agenturen, immer mehr Unternehmen als Sponsoren und Werbetreibende in die Schulen (Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. [Hrsg.] 2006). Sie wollen die kaufkräftigen Schüler/innen erreichen und als Kunden gewinnen. Denn Schüler/innen sind eine umworbene und begehrte Zielgruppe, verfügen sie doch über eine enorme Kaufkraft: Etwa 8,8 Milliarden Euro haben die rund 11 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland durch Taschengeld, Geldgeschenke zu Geburtstag und Weihnachten, Nebenjobs, Ferienarbeit und Sparguthaben direkt zur Verfügung. Sie beeinflussen außerdem auch die Kaufentscheidungen ihrer Eltern, sodass indirekt noch einmal 17,8 Milliarden Euro an Konsumausgaben dazugezählt werden können. Für die Wirtschaft also eine lukrative Zielgruppe, die es möglichst ohne Streuverluste zu erreichen gilt.

1 Das konventionelle Verbraucherleitbild

In der traditionellen Verbraucherbildung gibt es drei konnotative Kontexte, in die der Begriff „Verbraucher" eingeformt ist. Zum Ersten den Homo oeconomicus als Adressat von Information, Belehrung und Aufklärung, der zwischen den zur Verfügung stehenden Optionen rational abwägt und kalkulierend seine Konsumentscheidung trifft. Zum Zweiten der Verbraucher als Opfer, das des staatlichen Schutzes durch verbraucherpolitische Maßnahmen bedarf, und zum Dritten der Verbraucher als moralisches Subjekt, dem die Verantwortung für die Zukunft des Planeten aufgebürdet wird. Entsprechend die Definition in einem der wenigen Fachwörterbücher, in denen das Stichwort „Verbraucherbildung" überhaupt vorkommt: Verbraucherbildung „ist ein Qualifizierungsangebot für solche Erwachsene, die sich als Konsumenten informiert und verantwortungsvoll verhalten wollen" (Berger 2001, S. 321).

Verbraucherarbeit ist demgemäß vor allem auf die Vermittlung von Sachkenntnissen abgestellt. Angefangen von den Fragen einer vernünftigen, gesunden und preiswerten Ernährung bis hin zur warenkundlichen Kenntnis. Mit diesem Bildungskonzept ist die Verbraucherbildung jedoch gescheitert. Denn die genannten Paradigmen sind nicht nur unterkomplex, sondern verweisen ihre Adressaten zugleich auf Subjektpositionen, die in eklatantem Widerspruch zu den ansonsten vorherrschenden Selbstbildern des Konsumenten stehen. Er bzw. sie sieht sich und wird angesprochen (z.B. in der Werbung) als souveränes Subjekt, das sich im Konsum produziert.