Regionalspezifische Intonationsverläufe im Kölnischen - Formale und funktionale Analysen steigend-fallender Konturen

von: Pia Bergmann

Walter de Gruyter GmbH & Co.KG, 2008

ISBN: 9783484970977 , 322 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 210,00 EUR

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Regionalspezifische Intonationsverläufe im Kölnischen - Formale und funktionale Analysen steigend-fallender Konturen


 

6 Schlussbetrachtung (S. 299)

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine umfassende formale und funktionale Analyse regionalspezifischer Intonationsverläufe des Kölnischen vorzunehmen. Zu diesem Zweck wurden in Kapitel 2 zunächst die Grundlagen der Intonationsphonologie und der Interaktionalen Linguistik vorgestellt und verschiedene Ansätze zur Beschreibung des Verhältnisses von Formen und Funktionen der Intonation thematisiert. Kapitel 3 führte in das untersuchte Datenmaterial und die angewandten Untersuchungsmethoden ein. In den Kapiteln 4 und 5 wurden schließlich zwei regionalspezifische Intonationsverläufe des Kölnischen formal und funktional beschrieben.

Bei der ersten untersuchten Kontur (Kap. 4) handelt es sich um eine nuklear steigend-fallende Kontur, die sich in Perzeptionsexperimenten im Rahmen des Projekts “Untersuchungen zur Struktur und Funktion regionalspezifischer Intonationsverläufe im Deutschen” (vgl. Auer et al. 2000) als äußerst salient für das Kölnische erwiesen hat. Die zweite untersuchte Kontur (Kap. 5) wurde im selben Experiment zwar von Kölnischen SprecherInnen dem Kölnischen zugeordnet, nicht jedoch von SprecherInnen aus anderen Regionen Deutschlands (vgl. Köser MA). Es handelt sich ebenfalls um eine steigend-fallende Kontur, die sich jedoch nicht nur über den Nukleus einer Intonationsphrase erstreckt, sondern über die gesamte Phrase. Im Vergleich zur nuklear steigendfallenden Kontur ist sie nicht nur auditorisch weniger typisch für das Kölnische, sondern im untersuchten Korpus auch weniger häufig.

Das Zentrum der Arbeit bildete deshalb die nuklear steigend-fallende Kontur. Die Analyse beider Konturen ist an das 3-Ebenen-Modell des Intonationssystems von Gilles (2005) angelehnt, auf dessen Grundlage detaillierte phonetische, tonologische und funktionale Beschreibungen der ausgewählten Intonationsverläufe vorgenommen wurden. Durch die formale Analyse ist die Vergleichbarkeit der Untersuchungsergebnisse mit Ergebnissen zu ähnlichen Verläufen anderer Varietäten des Deutschen gegeben. Die funktionale Analyse hingegen liefert das spezifische Gebrauchsprofil der entsprechenden Verläufe.

Zweck der funktionalen Analyse war somit nicht in erster Linie der Abgleich der untersuchten Verläufe mit bestehenden Verläufen, sondern es sollte versucht werden, die spezifische, kontextgebundene Verwendungsweise durch die Interaktionsteilnehmer herauszuarbeiten. Dabei wurden die formalen Varianten der Intonationsverläufe berücksichtigt, um überprüfen zu können, ob die interne Variation von den Interaktionsteilnehmern zur Bewältigung interaktionaler Aufgaben eingesetzt wird. Im Zentrum des Interesses stand somit die Frage, in welcherWeise die Interaktionsteilnehmer die regionaltypischen Intonationsverläufe in der Interaktion einsetzen.

Den Ausgangspunkt der funktionalen Analyse bildeten die in den Kapiteln 4.2 und 5.1 herausgearbeiteten phonetischen Varianten. Es konnte allerdings festgestellt werden, dass die phonetische Variation nicht systematisch mit bestimmten konversationellen Verwendungsweisen verbunden ist. Auf der Grundlage der erzielten Untersuchungsergebnisse kann ein Großteil der berücksichtigten konturinternen intonatorischen Variation, wie beispielsweise die Tonhöhe der Nukleussilbe oder die finale Falltiefe, als “freie Variation” bezeichnet werden, da sie weder durch sprachinterne noch durch sprachexterne Faktoren bedingt ist. So konnte für die finale Falltiefe der nuklear steigend-fallenden Kontur kein Zusammenhang mit dem zur Verfügung stehenden segmentellen Material festgestellt werden. Mindestanforderung für die Realisierung einer finalen Fallbewegung ist zwar, dass für jeden Ton eine More zur Verfügung steht, wie in Kapitel 4.3 diskutiert wurde, die Falltiefe ist jedoch nicht durch das segmentelle Material bedingt.