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Autoren und Redaktoren als Editoren - Internationale Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition und des Sonderforschungsbereiches 482 'Ereignis Weimar-Jena: Kultur um 1800' der Friedrich-Schiller-Universität Jena, veranstaltet von


 

Monika Meier (S. 215-216)

Mit Werken, Werkchen und Gesammelten Schriften auf der „BuchhändlerBörse“.

,Freundschaft‘ und Geschäft in den Beziehungen Jean Pauls zu seinen Verlegern

„Mit meinem besten Gruß u. großen Glückwunsch zu Ihren editis u. edendis – das heißt nicht zu dem was Sie aufgegeßen haben u. fernerhin eßen, sondern herausgegeben haben u. fernerhin herausgeben werden“,1 begleitet Johann Gottfried Herder am 4. Mai 1798 mit einem Wortspiel eine Sendung seiner Christlichen Schriften an Jean Paul, dabei möglicherweise auch auf die Herausgeberfiktionen der Jean Paulschen Werke anspielend – die im folgenden nicht im Mittelpunkt stehen sollen. Vielmehr geht es im prosaischen Sinn um Jean Paul als Herausgeber seiner eigenen Werke, um deren Weg zum Lesepublikum über die „BuchhändlerBörse“: durch die „merkantilische Hand“, die sie „aus der geschriebnen Welt in die gedrukte“ führte – so Jean Paul am 7. Juni 1792 an Karl Philipp Moritz, als er diesem das Manuskript der Unsichtbaren Loge, seines ersten erfolgreichen Romans, zusandte und um dessen Vermittlung an einen Verleger bat.

Carl Matzdorff, der Schwager von Moritz, war es, bei dem das Werk, gegen ein gutes Honorar für den Autor, 1793 herauskam, im Laufe des nächsten Jahrzehnts erschienen in Matzdorffs Verlag so bedeutende Werke wie Hesperus, Siebenkäs oder Titan. Insbesondere soll es um die „Werkchen“ gehen, um Beiträge Jean Pauls zu Zeitschriften, Almanachen und Taschenbüchern und um die Beigaben zu bzw. Bestandteile von Werken wie D. Katzenbergers Badereise oder Herbst-Blumine, und damit auch um den Aspekt der mehrfachen Veröffentlichung eines Textes, wie er zuletzt auf die „opera omnia“ führt. In jedem der folgenden Beispiele werden freundschaftliche Beziehungen und geschäftliche Interessen eine gewisse Rolle spielen, daneben die Zeitumstände, die sich besonders in Gestalt der Zensur und des fehlenden Urheberrechts geltend machen.

Und häufig geht es um wesentlich mehr Akteure, als die Konstellation Autor – Verleger – Publikum erwarten ließe. 1. Zensur und Zufall auf dem langen Weg einer nicht erfolgten Publikation – Meine Beantwortung der Berliner Preisaufgabe: „ob man den Pöbel aufklären dürfe“, als ich für die Algem. deutsche Bibliothek abgezeichnet wurde Im ersten Jahrzehnt der Jean Paulschen Schriftstellerexistenz – vor der Unsichtbaren Loge –, das der Autor selbst rückblickend etwas pauschalisierend mit dem Etikett der „satirischen Essigfabrik“ belegte,5 gab es noch kein zuverlässiges Interesse an seinen Texten, für die zweite Satirensammlung, die Scherze in Quart, 1789 als Auswahl aus des Teufels Papieren publiziert, war Jean Paul über mehrere Jahre auf der Suche nach einem Verleger.

Einige Zeitschriftenaufsätze wurden in dieser Zeit veröffentlicht, beispielhaft für die vielseitigen Bemühungen, die dazu oft notwendig waren, sei hier der Weg der Satire Meine Beantwortung der Berliner Preisaufgabe 7 skizziert, die Jean Paul 1788 zusammen mit der kurzen Erzählung Was der Tod ist 8 mit der Bitte an Herder sandte, sie an Wieland zur Veröffentlichung im Teutschen Merkur zu empfehlen. Caroline Herder – ihr Mann hielt sich noch in Italien auf – schickte die beiden Aufsätze, nachdem sie sie von Wieland unpubliziert zurückerhalten hatte, an Heinrich Christian Boie, den Herausgeber des Deutschen Museums.