Thailand nach dem Tsunami - Regionale Strategiewechsel als Chance für den Tourismus

von: Stephanie Hirsch

Diplomica Verlag GmbH, 2008

ISBN: 9783836611435 , 128 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: frei

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Preis: 34,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Thailand nach dem Tsunami - Regionale Strategiewechsel als Chance für den Tourismus


 

Kapitel 5, Auswirkungen von touristischen Krisen:

Das Reiseverhalten:

Zu Zeiten touristischer Krisen oder direkt im Anschluss an ein Naturereignis mit katastrophalen Auswirkungen passt sich das Reiseverhalten der Touristen an die veränderten Rahmenbedingungen an. Die betroffenen Zielgebiete werden kurzfristig gemieden und es kommt zu einer Verschiebung der Reiseströme weg von den als unsicher empfundenen Destinationen hin zu ähnlichen aber sicheren Zielen.

Ausschlaggebend für die Auswirkungen des Reiseverhaltens der Touristen ist ebenso die Art der Krise. Laut einer Studie der IPK International über weltweite Reisetrends im Rahmen des ITB World Travel Trend Reports 2006 haben Epidemien und Seuchen einen stärkeren Einfluss auf globale Reiseströme, als Naturkatastrophen. Demnach stellen gesundheitliche Gefahren die stärksten Nachfrageeinbrüche für die Reiseindustrie dar, da sie schwerer einschätzbar sind in ihrem Ausmaß als bspw. Terroranschläge oder bewaffnete Konflikte.

Die TU Dresden hat in ihrer Risikoforschung über die Wahrnehmung von Reisenden angesichts touristischer Krisen ähnliche Ergebnisse fest-gestellt. So empfanden Reisende im Jahr 2001 die ausgehende Gefahr von Terroranschlägen und Gesundheitsrisiken schlimmer als bei katastrophalen Naturereignissen. Der Umfang der touristischen Nachfrage zu Krisenzeiten ist jedoch in jedem Fall zeitlich und räumlich begrenzt und der Einfluss negativer Großereignisse auf den internationalen Tourismus nimmt immer stärker ab.

Negativmeldungen wirken besonders verhaltensprägend, wenn sie die emotionale Betroffenheit bzw. das Erleben von Bedrohung ansprechen - allerdings nur bis zu einem gewissen (Zeit-) Punkt...Der Zeitfaktor wirkt und heilt. Mit der Zeit lässt die subjektiv empfundene Risikowahrnehmung der Krisensituation nach und der internationale Tourismus erholt sich.

Die Rolle der Medien:

Erst durch die Medien wird eine Katastrophe international wahrgenommen. Touristische Krisen treten unerwartet auf, stoßen auf großes Interesse in der Öffentlichkeit, erhöhen Auflage und Einschaltquoten und spielen somit für die Medien eine große Rolle. Nichts desto trotz stehen diese aber auch in einem Zwiespalt. Zum einen besteht für Medienanstalten Informationspflicht, zum anderen entstehen Fragen in der ethischen Berichterstattung, da Bilder mit katastrophalen Ausmaßen schnell verbreitet werden. Doch die Rolle der Medien kann auch fördernd sein bei der Krisenkommunikation. Die gesendeten Bilder animieren die Zuschauer zu Spendenaktionen. Durch die Berichterstattung haben sie Einfluss auf Entscheidungsträger im In- und Ausland und üben so Druck auf diese aus, um etwa Hilfsleistungen zu erhöhen oder die Arbeitsbedingungen der Hilfsorganisationen zu verbessern.

Neben der Informationsvermittlung haben die Medien jedoch auch die Möglichkeit vor nahenden Katastrophen zu warnen und dadurch Schäden gering zu halten. Die Warnungen müssen allerdings rechtzeitig erfolgen und die richtigen Adressaten erreichen. Diese müssen auf jegliche Notsituationen vorbereitet sein und vor allem entsprechend schnell reagieren. Es besteht also eine nötige Kooperation von Experten, Politik und Gesellschaft, mit der Bereitschaft, unter Einschluss der Öffentlichkeit rechtzeitig und vor allem wirksam zu handeln. Bei der Flutkatastrophe in Südostasien war genau dieses Versäumnis der Kommunikation zwischen den Staaten der ausschlaggebende Grund für die verheerenden Folgen und tausenden Todesopfern. Die amerikanischen Forscher der Erdbebenwarte im Bundesstaat Colorado waren die ersten, die das Seebeben in der Nacht zum 26. Dezember 2004 auf der Richterskala feststellten. Es kam jedoch kein direkter Kontakt zwischen den Experten der USA und den Behörden in den betroffenen Regionen zustande, da es keinen Adressaten gab, den die Amerikaner auf die drohende Gefahr hätten aufmerksam machen können.

Der Tourismus:

Tourismus ist ein wichtiger Indikator für Globalisierung. Seine internationale Verflechtung der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Bereiche fördert den Anstieg des Reisens, sowie die Entwicklung in den Quellländern selbst. Die ständig wechselnden Konsummuster der Touristen bringen multioptionale Veränderungen in die Reisebranche und lösen damit einen harten Wettbewerb unter den Destinationen aus. So steht dieser Sektor gerade bei Ausbruch einer touristischen Krise unter erheblichem Druck, Nachfrageeinbrüchen zu entgehen. Die Erwartungen der persönlichen Sicherheit im Zielland spielen nach wie vor bei Reisenden eine große Rolle. Daher sind immer wieder Rückgänge der Touristenzahlen während aktuellen Krisenzeiten zu verzeichnen. So auch nach der Flutwelle in Südostasien. Vor dem Hintergrund des immer stärker werdenden Konkurrenzkampfes unter den Destinationen, müssen die Zielgebiete sich entwickeln und neue, für den Konsumenten attraktive Angebote schaffen, um ihren Platz auf dem touristischen Markt zu sichern oder ihn neu zu positionieren. Bisher noch nicht erschlossene Kundenschichten können so angesprochen werden und verleihen der Destination ein verändertes Image.

Ob Thailand nach der Flutkatastrophe von 2004 diesem harten Wettbewerb gewachsen ist oder ob das Image des „Land des Lächelns“ ausreicht, die Touristen weiterhin anzulocken, werden die nachfolgenden Untersuchungen dieser Arbeit zeigen.