Aktuelle Aspekte des M&A-Geschäftes - Jahrbuch 2016

von: Christoph Schalast

Frankfurt School Verlag, 2016

ISBN: 9783956470677 , 352 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 47,99 EUR

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Aktuelle Aspekte des M&A-Geschäftes - Jahrbuch 2016


 

M&A-Trends 2015: Deutschland fällt zurück


Eric Fellhauer
 
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1  Einleitung


Während sich der globale Markt für M&A-Transaktionen weiterhin in einem ungebrochenen Aufschwung befindet, insbesondere im Bereich der multi-milliarden „Mega Deals“, fällt das deutsche M&A-Volumen im laufenden Jahr 2015 hinter das Vorjahr zurück. Dieses Phänomen soll im Folgenden erörtert werden. Es folgt eine Diskussion der wesentlichen thematischen Trends und Entwicklungen, die im deutschen M&A-Umfeld derzeit zu beobachten sind.

2  Der deutsche und europäische Markt für
M&A-Transaktionen im Jahr 2015


Abbildung 1: M&A Volumen in Europa[1]
Quelle: Dealogic
Abbildung 2: Regionale Verteilung des M&A Volumens (Sept. 2015)[2]
Quelle: Dealogic
Abbildung 3: M&A Volumen „inbound‟/„outbound”[3]
Quelle: Dealogic
Der weltweite Anstieg des M&A-Volumens hat seit 2014 auch Europa erfasst, was sich im Verlaufe des Jahres 2015 fortgesetzt hat. Traditionell machen die Transaktionen mit Beteiligung britischer Unternehmen den größten Teil des Gesamtvolumens aus, was durch die lange Kapitalmarkt-Tradition und den relativ hohen Anteil von börsengelisteten Unternehmen erklärt wird. Überraschend ist der hohe Anteil von Transaktionen unter Beteiligung von Unternehmen aus Benelux, was geprägt wurde durch mehrere sehr große Deals wie z.B. der Merger von Ahold und Delhaize (€ 31 Mrd.). Deutschland ist im Verhältnis zu seiner Wirtschaftsleistung und der positiven wirtschaftlichen Stimmung der letzten Jahre deutlich unterrepräsentiert. Hinsichtlich der Richtung der Kapitalflüsse im M&A-Geschäft ist eine Umkehr zu beobachten von Outbound-Deals, die im Jahre 2014 einen erheblichen Zuwachs erlebten, zu Inbound-Deals, die in 2015 bislang das Marktgeschehen dominieren. Letzteres lässt sich zum Teil über Wechselkursentwicklungen erklären, im Wesentlichen aber durch die ökonomische Trendwende bzw. zumindest Bodenbildung in wichtigen europäischen Volkswirtschaften.
Abbildung 4: Deutsches M&A Volumen & Sektorenverteilung in Deutschland 2015 (Sept.)[4]
Quelle: Dealogic
Tabelle 1: TOP 10 Transaktionen 2015

DATUM

TARGET

SEKTOR

KÄUFER

VERKÄUFER

DEAL VOLUMEN
(€ MRD.)

Jul-15

K+S

Chemie

Potash

Aktionäre

 

Jul-15

Italcementi

Baugewerbe

HeidelbergCement

Italmobiliare

6,0

Jul-15

Elster Group

Computer

Honeywell International

Melrose

4,7

Aug-15

Autobahn Tank & Rast

Immobilien

Allianz, MEAG, Borealis,Infinity

Terra Firma Capital Partners

3,5

Jun-15

GALERIA Kaufhof

Einzelhandel

Hudson's Bay

Metro

2,8

Jun-15

Douglas Holding

Verbraucher

CVC Capital Partners

Advent International

2,8

Aug-15

Here

Computer

Audi, BMW, Daimler

Nokia

2,8

Jul-15

Roxane Laboratories

Gesundheit

Hikma Pharmaceuticals

Boehringer Ingelheim

2,5

Jul-15

GETRAG Getriebe- und Zahnradfabrik

Auto-Teile

Magna International

Hagenmeyer family

2,5

Jan-15

Springer Science
+Business Media

Verlagswesen

Holtzbrinck

BC Partners Limited

2,4

Quelle: Dealogic
a
Abgesagt im Okt. 2015.
Das Volumen von M&A-Transaktionen mit Beteiligung deutscher Unternehmen lag im Jahresverlauf 2015 durchweg unter dem des Vorjahres, und zwar nicht nur im 3. Quartal, das im Jahre 2014 durch eine außergewöhnliche Häufung von Mega-Deals geprägt war. Wie im Jahr 2013 gibt es einen hohen Anteil an Transaktionen im Immobiliensektor, während sich der Rest auf viele unterschiedliche Industrien verteilt. Einer der stärksten und wichtigsten Sektoren der deutschen Industrie, nämlich Automotive, erscheint eindeutig unterrepräsentiert. Auf der Liste der größten Transaktionen in Deutschland befinden sich einige, die von großer strategischer Bedeutung für die jeweiligen Unternehmen sind bzw. geradezu transformativ sind für die jeweiligen Industriesegmente. Dabei geht es zum Teil um notwendige Konsolidierung von Märkten (weltweit bzw. europäisch) wie im Falle des (inzwischen abgesagten) Erwerbs von K+S durch die kanadische Potash Corp. oder des Kaufs von Italcementi durch HeidelbergCement. Bei anderen Transaktionen steht der Erwerb von wichtigen Technologien im Vordergrund, wie im Falle des Kaufs von Nokia Here durch ein Konsortium deutscher Autohersteller. Letztere haben sich dadurch den Zugang zu hoch-präzisen Straßenkarten bzw. relevanten Technologien verschafft, die bei der Entwicklung von autonom fahrenden Fahrzeugen von entscheidender Bedeutung sein werden. Ähnliches gilt für die „Smart Metering“-Technologien, die der amerikanische Mischkonzern Honeywell mit dem Erwerb von Elster erhält oder die Technologie der stark wachsenden Doppelkupplungsgetriebe, die Magna sich mit dem Kauf von Getrag sichert.
Abbildung 5: M&A-Aktivität deutscher Unternehmen in den USA & Top 5 Transaktionen 2005-2015 (Sept.) – US Target & Deutscher Käufer
Quelle: Dealogic
Abbildung 6: M&A-Aktivität von US Unternehmen in Deutschland & Top 5 Transaktionen 2005–2015 (Sept.) – Deutsches Target & US Käufer
Quelle: Dealogic
Die fünf größten transatlantischen Unternehmenskäufe von deutschen Erwerbern in den USA der letzten zehn Jahre fanden im Jahr 2014 statt (vier davon wurden innerhalb einer Woche im September verkündet). Dies entsprach der damaligen Einschätzung des US Marktes als Investitionsstandort mit überdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig hoher Rechts- und Transaktionssicherheit und hoher Liquidität, also Verfügbarkeit von Akquisitionszielen. Dazu kommen relativ geringe kulturelle Differenzen[5], was die Integration von übernommenen Unternehmen erleichtert. Diese Welle hat sich nicht fortgesetzt, sondern ist im Jahre 2015 auf ein im langjährigen Vergleich minimales Niveau zurückgefallen, was nur teilweise über die deutlichen Wechselkursverschiebungen erklärt werden kann. In umgekehrter Richtung, nämlich Akquisitionen von US-amerikanischen Unternehmen in Deutschland, zeigt sich ein relativ konstantes Niveau seit der Finanzkrise in 2008, das bislang durch das für US-amerikanische Erwerber günstige Wechselkursverhältnis noch keinen wesentlichen Impuls erhalten...