Die Erfolgsgeheimnisse der Börsenmillionäre - Vom Einstein der Börse bis zum König der Spekulanten

von: Peter Balsiger, Frank B. Werner

FinanzBuch Verlag, 2016

ISBN: 9783862488933 , 300 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 21,99 EUR

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Die Erfolgsgeheimnisse der Börsenmillionäre - Vom Einstein der Börse bis zum König der Spekulanten


 

Mark Twain
Der
heimliche Räuberbaron


© Topical Press Agency/Hulton Archive/Getty Images

Als Schriftsteller erlangte er Weltruhm, und mit seinen humorvollen und satirischen Büchern wie »Tom Sawyer« oder »Die Abenteuer des Huckleberry Finn« verdiente er Millionen. Kaum bekannt ist das andere Leben von Mark Twain: Er war Spekulant, Unternehmer und Erfinder, getrieben von der Gier nach dem schnellen Reichtum. Noch heute werden seine bissigen Kommentare über die Börse an der Wall Street zitiert.

So kennt die Welt den Erfolgsschriftsteller Mark Twain: Als scharfzüngigen Kritiker des »American Way of Life« und der Verlogenheit der bürgerlichen Gesellschaft. In seinen Büchern und Reportagen schilderte er bissig und entlarvend das Leben der Armen in den USA, prangerte die religiöse Heuchelei, die Polizeiübergriffe auf Minderheiten, die bestechlichen und betrügerischen Politiker an. Er brandmarkte die Gier nach Macht und die »Geldlust«, die er als Amerikas Krankheit bezeichnete.

Sein Leben war eine aufregende Achterbahnfahrt durch das Amerika der industriellen Revolution. Der prominente Gesellschaftskritiker verfolgte im Stil eines Räuberbarons kompromisslos sein Ziel, ein Superreicher zu werden. Er machte ein Vermögen in der Welt des Big Business. Aber er verlor es auch wieder mit riskanten Spekulationen.

Die faszinierende, aber selten erzählte Seite seines bunten und abenteuerlichen Lebens: Twain hatte ein eigenes Verlagshaus gegründet und mit den Memoiren des Bürgerkriegsgenerals und späteren Präsidenten General Ulysses S. Grant 2,5 Millionen Dollar verdient, er war ein Wagniskapitalgeber, der sich an rund 20 Start-ups beteiligte, er war ein Wall-Street-Investor mit einem beträchtlichen Aktien-Portfolio, er war ein genialer Verkäufer und Erfinder, der sogar seine Arbeiten an Huckleberry Finn unterbrach, um sich auf seine Erfindungen zu konzentrieren. Er war ein gewiefter Geschäftsmann, der Tycoons wie Andrew Carnegie oder Henry Rogers, Rockefellers rechte Hand, zu seinen Freunden zählte.

Berühmt sind auch seine satirischen Bonmots zum Thema Börse, die noch oft zitiert werden. Zum Beispiel: »Oktober ist ein besonders gefährlicher Monat für Aktien-Spekulationen. Die anderen gefährlichen Monate sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Februar.« Von den Banken hielt er nicht viel: »Ein Banker ist ein Mensch, der dir seinen Regenschirm leiht, wenn die Sonne scheint – aber der den Schirm zurückhaben will, wenn es zu regnen beginnt.«

Mark Twain, der mit bürgerlichem Namen Samuel Langhorne Clemens hieß, kam 1835 als sechstes Kind einer verarmten Familie zur Welt. Die Familie wohnte in der Hafenstadt Hannibal am Mississippi, sie diente ihm später als Kulisse für sein Buch »Tom Sawyer«. Samuel war elf, als sein Vater starb. Er musste deshalb die Schule abbrechen und begann zunächst eine Lehre als Schriftsetzer, arbeitete später als Drucker, Journalist und Autor von Glossen im Verlag seines Bruders und verbrachte viel Zeit in öffentlichen Bibliotheken, um seine Allgemeinbildung zu verbessern.

1857 heuerte er als Lotse auf einem Mississippi-Dampfer an. Ein geachteter und einträglicher Beruf, der junge Samuel verdiente jetzt im Monat mehr als ein Arbeiter in einem ganzen Jahr. Aus dieser Zeit stammte auch sein Künstlername: Der Ausdruck Mark Twain bedeutet in der Sprache der Flussschiffer eine Wassertiefe von zwei Faden (3,69 Meter). Dies war die sichere Tiefe für die großen Raddampfer, um in dem flachen und trüben Fluss nicht auf Grund zu laufen.

Der Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs bedeutete das vorläufige Ende der Schifffahrt. Samuel, nun arbeitslos geworden, meldete sich als Freiwilliger bei der Konföderierten Kavallerie, quittierte aber nach zwei Wochen bereits den Dienst für die Südstaatenarmee und setzte sich nach Nevada ab.

Das große Abenteuer lockte ihn jetzt. Es war die Zeit, als Amerika vom Goldfieber infiziert wurde. Zehntausende gaben damals ihre Jobs auf und zogen – teilweise samt ihren Familien – in den Südwesten der USA, wo sie nach Gold schürften. Auch Samuel Clemens erlag den Verlockungen des schnellen Geldes und suchte in der neu gegründeten Siedlung Virginia City in der Sierra Nevada als Goldgräber sein Glück. Er stellte aber schnell fest, dass die Arbeit in den Minen hart und der Verdienst gering war.

Ab 1862 arbeitete er als Reporter für die Zeitung Territorial Enterprise in Virginia City und schrieb Klatschgeschichten aus den Saloons der Goldgräberstadt. Aber bereits ein Jahr später musste er nach einem Streit die Stadt fluchtartig verlassen. Er zog nach San Francisco, schrieb unter dem Pseudonym Mark Twain sein erstes Buch (»Der berühmte Springfrosch von Calaveras County«) und machte erstmals die Literaturwelt auf sich aufmerksam.

Er verdiente nun sein Geld als Vortragsredner und Reiseschriftsteller, unternahm zwei Europareisen, die ihn 1878 auch nach Deutschland führten. In seinem Buch »Bummel durch Europa« schilderte er die Eigenheiten und Schwierigkeiten der deutschen Sprache. In einer auf Deutsch gehaltenen Rede vor dem Heidelberger Bürgermeister sagte er: »Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben Zeit, diese Sprache zu lernen.«

In den 1870er- und 1880er-Jahren erschienen viele seiner bekanntesten Bücher wie »Tom Sawyer« oder »Die Abenteuer des Huckleberry Finn«, in denen er bissig die Welt der Armen und der unteren sozialen Schichten beschrieb. Die Bücher waren so entlarvend, dass sie für die Jugendausgaben entschärft oder gekürzt werden mussten.

Das Manuskript für »Huckleberry Finn« schrieb er übrigens auf einer Remington-Schreibmaschine, die er in Boston gekauft hatte. Er war der erste Autor, der seinem Verlag ein maschinengeschriebenes Buchmanuskript abgeliefert hatte.

Mark Twain war jetzt ein sehr erfolgreicher Autor, er kassierte große Summen für seine Buchmanuskripte, Zeitungsartikel und seine Auftritte als Redner. Aber das war ihm nicht genug, er wollte unbedingt Teil der High Society sein. Er kaufte ein Haus, beschäftigte Diener, veranstaltete Feste. Aber er erkannte schnell, dass er ein Superreicher werden musste, um von den vornehmen Kreisen wirklich akzeptiert zu werden.

Er fing an, die Schriftstellerei zu vernachlässigen, und suchte stattdessen nach dem Mega-Deal, der ihn so reich machen würde, dass er sich einen extravaganten Lifestyle leisten und einen Platz in der feinen Gesellschaft sichern könnte. So Twains Biograf Peter Krass.

Seine Karriere als Kapitalist begann 1869. Er kaufte Anteile an der Zeitung Buffalo Express, beteiligte sich später am Verlag Charles Webster, dessen Biografie von General Grant zum Bestseller wurde und Mark Twain zum Millionär machte.

Seine größte Fehlspekulation war das Investment in eine automatische Setzmaschine, den »Paige Compositor«, der die Druckindustrie revolutionieren sollte. Mark Twain beteiligte sich mit 300.000 Dollar (nach heutigem Wert rund sechs Millionen Dollar) – er riskierte nicht nur seine Ersparnisse aus der Schriftstellerei, sondern auch einen großen Teil der Erbschaft seiner Ehefrau Olivia. Die Maschine erreichte nie Serienreife, weil die Entwicklung 14 Jahre dauerte. Als sie schließlich fehlerfrei funktionierte, waren längst bessere und billigere Konkurrenzprodukte auf dem Markt. Mark Twain hatte zu hoch gepokert und gegen ein ehernes Börsengesetz verstoßen, dass man nie mehr Geld investieren sollte, als man auch verlieren könne.

Weitere Fehlspekulationen folgten. So finanzierte er beispielsweise die Entwicklung einer neuen Dampfmaschine, die nie funktionierte. Auch seine Verlagsbeteiligung erwies sich nach einem guten Start schließlich als Fehlinvestition. Mit 59 Jahren war der Bestseller-Autor bankrott. Er hatte Schulden in Höhe von über 144.000 Dollar.

»Ich war noch nie so verzweifelt in meinem Leben«, schrieb er später. »Und zwar aus einem guten Grund, denn ich habe keinen Penny mehr.«

Eine Riesenchance, mit der Investition in ein Start-up wieder zu großem Reichtum zu kommen, verpasste er. Graham Bell hatte ihm persönlich angeboten, in seine neue Erfindung, das Telefon, zu investieren. Twain antwortete, er sei nicht interessiert, er hätte sich mit riskanten Beteiligungen schon zu oft die Finger verbrannt.

Twain erinnerte sich später, dass ein alter Lebensmittelhändler in Hartford, wo er inzwischen wohnte, für 5000 Dollar eine große Menge dieser Telefon-Aktien gekauft hätte. »Das waren die gesamten Ersparnisse dieses Mannes. Es ist schon eigenartig, wie dumm die Menschen sein können und auf welch ruinöse Risiken sie sich einlassen …«

Als Twain nach einer 14-monatigen Europareise wieder in Hartford ankam, sah er als Erstes, wie der alte Händler in einer prächtigen Kutsche mit livrierten Dienern herumgefahren wurde. »Seine Telefon-Aktien haben ihm so viele Dollarnoten auf sein Grundstück gespült, dass er sie nur noch mit einer Schaufel wegtransportieren konnte.« Und verbittert fügte er hinzu: »Es ist schon eigenartig, wie die Dummen und Unerfahrenen so oft und so unverdient zu Erfolg kommen, während die Erfahrenen verlieren.«

1891 reiste Twain erneut nach Europa. Er blieb neun Jahre, ging auf Vortragstournee, um seine Schulden abzuzahlen. Er lebte mehrere Monate in Berlin (»Eine wundervolle Stadt … ein leuchtendes Zentrum der Intelligenz«), wo eine Gedenktafel im Tiergarten an seinen Aufenthalt erinnert, zog dann...