Mit Hund und Fahrrad unterwegs - Vom ersten Training bis zur Radreise mit Hund

von: Marion N. Fiedler

Cadmos Verlag, 2016

ISBN: 9783840463976 , 80 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 7,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Mit Hund und Fahrrad unterwegs - Vom ersten Training bis zur Radreise mit Hund


 

DAS FAHRRAD

(Foto: Marion Fiedler)

Die Einsatzmöglichkeiten für Fahrräder sind so vielfältig wie ihre Varianten in Bau und Ausstattung. Es gibt Stadt- oder Straßenfahrräder, Trekking- oder Reiseräder und für unwegsames Gelände Mountainbikes. Grundsätzlich eignet sich fast jedes Fahrrad für das Mitführen Ihres Hundes. Jedoch sollten in Sachen Ausstattung und Fahrtüchtigkeit keine Kompromisse eingegangen werden. Ein für Sie unbequemes Fahrrad verstaubt sonst schnell im eigenen Keller. Nehmen Sie sich beim Kauf eines neuen Fahrrads also ausreichend Zeit, probieren Sie ein Rad gleicher Bauart vielleicht schon einmal bei einem Verleih aus und lassen Sie es auf Ihre Körpermaße einstellen. So fährt es sich nicht nur besser und gesünder, sondern der Ausflug mit dem Vierbeiner macht auch einfach mehr Spaß.

Hinweise zur verkehrsgerechten Ausstattung des Fahrrads finden Sie in der StVZO. Oder lassen Sie vom Fahrradhändler des Vertrauens einen Verkehrscheck Ihres Rads durchführen. (Foto: Marion Fiedler)

Die richtige Ausrüstung

Legen Sie sich in jedem Fall ein verkehrstüchtiges Fahrrad gemäß der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) zu. Wollen Sie einen Hundeanhänger an das Fahrrad anhängen, sollte das Zweirad zudem über eine Schaltung verfügen, die das Anfahren oder Überwinden von Steigungen erleichtert. Grundsätzlich eignen sich alle Räder für Hunderunden. Voraussetzung ist, dass Sie sich mit Ihrem Zweirad wohlfühlen und es zu jeder Zeit sicher unter Kontrolle haben. Für erste Hunderunden empfehle ich jedoch, die Finger vom Rennrad zu lassen. Durch die übergebeugte Fahrhaltung, die schmale Sportbereifung und die daraus resultierende relative Instabilität sind Rennräder nur etwas für erfahrene Radler und Hunde.

Nahezu jedes Fahrrad kann an die Nutzungsart und Ansprüche des Fahrers angepasst werden. So lassen sich auch situativ Ausstattungsänderungen vornehmen. Zum Beispiel wechsle ich bei meinem Mountainbike für Straßenfahrten auf Slicks, die das Fahren deutlich erleichtern. Für Mehrtagesfahrten bringe ich einen Gepäckträger an. Es gibt solche, die Lasten von bis zu 25 Kilogramm tragen können. Für längere Reisen hingegen ist ein Tubusgepäckträger die sinnvollste Lösung, da er für Gepäck bis zu 40 Kilogramm zugelassen ist. Wichtig bei jeder Beladung ist es, auf eine gleichmäßige Verteilung des Gepäcks zu achten, besonders, wenn Sie viel laden möchten. Ein tiefer Schwerpunkt ist beim Fahren immer am sichersten.

 

Es empfiehlt sich, jährlich beziehungsweise alle 2000 Kilometer und auf jeden Fall vor einer längeren Fahrradtour einen Fahrradcheck durchzuführen. Hierzu kann man vom ADFC oder anderen Fahrradclubs beziehungsweise der Verkehrswacht zusammengestellte Checklisten nutzen. Wer nicht selbst Hand anlegen will oder kann, sollte sein Rad regelmäßig in einer Fachwerkstatt überprüfen lassen.

Für die Verkehrssicherheit ist neben voll funktionsfähigen Bremsen die Fahrradbeleuchtung am wichtigsten. Vorgeschrieben sind hier ein weißer Frontscheinwerfer sowie ein rotes Rücklicht. Auch ein nach vorn wirkender weißer Rückstrahler, ein roter Großflächenrückstrahler (erkennbar am Buchstaben „Z“) sowie ein kleiner roter Rückstrahler hinten sind obligatorisch. Eine Kombination von Scheinwerfer, Rückleuchte und Reflektor ist heutzutage üblich. Für die gute Sichtbarkeit von der Seite sind wahlweise weiße retro-reflektierende Streifen in der Bereifung oder zwei gelbe Speichenrückstrahler (Reflektoren) pro Rad vorgeschrieben. Je besser Sie gesehen werden, desto sicherer fahren Sie. Ich empfehle, eine Fahrradbeleuchtung zu wählen, die auch im Stand leuchtet. Hierfür können Sie zwischen einem Seitenläuferdynamo oder Nabendynamo wählen. Letzterer funktioniert auch bei Nässe zuverlässiger, da er direkt mit der Achse des Rades verbunden ist. Mittlerweile sind aber auch rein batteriebetriebene Beleuchtungen zugelassen, sofern sie eine Bauartgenehmigung besitzen. Ich selbst nutze einen Nabendynamo, der Geräte wie Handy oder GPS-Empfänger laden kann, und fahre auch am Tag mit Beleuchtung.

Umstritten, aber wichtig ist die Frage nach dem Tragen eines Fahrradhelms. Er kann ein Lebensretter sein und ist in vielen Sportarten inzwischen ein Muss geworden. Dennoch hat sich in Deutschland noch keine Helmpflicht im Straßenverkehr durchgesetzt. In Ländern wie Australien, Finnland, Malta, Neuseeland oder Südafrika informiert der Deutsche Verkehrssicherheitsrat aktuell über eine Helmpflicht für alle Radfahrer. In weiteren Ländern besteht eine eingeschränkte Helmpflicht, so zum Beispiel in Spanien. Dort muss man im Moment mit einer Geldbuße von 90 Euro rechnen, wird man außerhalb geschlossener Ortschaften ohne Helm erwischt.

Alles für den Hund

Sind Sie mit Ihrem Vierbeiner unterwegs, bieten sich zudem weitere Ausrüstungsgegenstände an, mithilfe derer das gemeinsame Radeln so angenehm und sicher wie möglich wird.

HALSBAND ODER GESCHIRR?

Sind Hund und Halter noch keine erfahrenen Radprofis, ist Ihr Tier mit einem Geschirr meist besser bedient. Gesundheitliche Schäden beziehungsweise Risiken sind auch am breiten Halsband recht hoch. Die Halsmuskulatur des Hundes kann die Halswirbelsäule nicht gegen Einwirkungen schützen, die zum Beispiel durch einen plötzlichen Ruck am Halsband entstehen. Außerdem führt das permanente Anspannen der Halsmuskulatur zu Verspannungen und Schmerzen in Hals und Rücken. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in Rückenprobleme beim Hund von Anders Hallgren. Besser eignet sich deshalb ein Geschirr, das die Einwirkung auf Brust und Bauch verteilt. Ich persönlich trainiere manchmal mit Bagheera am Halsband, da ich sie so punktuell mit auch kleinen Einwirkungen besser lenken kann. Wenn Ihr Hund gut an der Leine geht, ist dies eine Option. Spannen Sie aber Ihren Vierbeiner niemals mit Halsband an einen Leinenabstandshalter. Das Risiko und die Intensität der Einwirkung sind einfach zu hoch, da keine nachgebende Hand die Leine führt.

DER LEINENABSTANDSHALTER

Wer beide Hände für das Radfahren frei haben möchte, kann einen Leinenabstandshalter (auch „Führhalter“ genannt) einsetzen. Diesen gibt es auch in Gürtelform oder Sie können einfach einen Jogginggurt nutzen. Zum Thema Leinenführung am Fahrrad kann keine universell gültige oder abschließende Empfehlung ausgesprochen werden, denn alle Techniken oder Hilfsmittel haben ihre Vorund Nachteile. Grundsätzlich ist es natürlich nicht gefahrenfrei, den Hund am Fahrrad zu führen. Dennoch können die Risiken mit entsprechender Erziehung, Vorbereitung und Ausrüstung auf ein Minimum reduziert werden. Ich empfehle Ihnen, sich deshalb immer erst ausführlich über die jeweiligen Hilfsmittel zu informieren und sie dann in verkehrsarmen Gegenden auszutesten.

Der Leinenabstandshalter verhindert, dass Ihr Hund den Speichen des Fahrrads zu nahe kommt. Es gibt verschiedene Varianten: Am besten eignen sich solche, die mittels einer Feder Ruckbewegungen flexibel ausgleichen können.

Des Weiteren befinden sich auch starre Leinenabstandshalter auf dem Markt, die allerdings nur für bestimmte Hundegrößen oder in Verbindung mit zusätzlichen Federvorrichtungen zwischen Hund und Fahrradhalter zugelassen sind. Die Nutzung eines Leinenabstandshalters ist nie vollkommen gefahrenlos, weshalb sie von manchen Fachverkäufern als umstrittene Hilfsmittel bezeichnet werden. Es macht Sinn, sie kritisch zu hinterfragen, denn mit beispielsweise einem sehr starken oder schreckhaften Hund kann es zu Gefahrensituationen und Stürzen kommen.

Es liegt in der Natur dieses Ausrüstungsgegenstandes, dass der Hund nicht viel Bewegungsraum hat. Er ist an das Fahrrad gebunden und kann auch im Falle eines Sturzes nicht ausweichen. Zwar haben die meisten Leinenabstandshalter eine Sollbruchstelle, jedoch musste ich beim Training die Erfahrung machen, dass sie nicht sehr zuverlässig nachgeben. Zudem können Sie den Hund nicht ständig im Auge behalten, da er schräg hinter Ihnen läuft.

Um dieses Manko zu umgehen, macht es Sinn, einen Fahrradspiegel am Lenker anzubringen. So können Sie auch kleine Anzeichen von Ermüdung des Hundes oder andere Probleme direkt wahrnehmen.

Da der Hund an dem im hinteren Teil des Fahrrads angebrachten Leinenabstandshalter nicht ziehen darf, muss zuerst zu Fuß ein spezifisches Hörzeichen für „Langsam“ trainiert werden (siehe Kapitel „Gewöhnung an den Leinenabstandshalter“).

Der Leinenabstandshalter kann zum Problem werden, wenn Sie unterwegs auf andere Tiere beziehungsweise Hunde treffen. Fühlt Ihr Vierbeiner sich bedroht, kann er gestresst reagieren und extreme Kräfte entwickeln. Im Ernstfall kann er auch mal den Gehorsam komplett verweigern.

Nichtsdestotrotz schwören einige Hundebesitzer auf den Leinenabstandhalter, denn er bietet durchaus einige Vorteile:

Nicht nur der Hund muss konzentriert bei der Sache sein — auch Frauchen muss den Vierbeiner gut im Blick behalten. (Foto: Marion Fiedler)

Logan kann es in seinem Zuggeschirr kaum abwarten, bis sein Frauchen ihn...