Die Geschichte des Skateboardings. Von den Anfängen bis heute

von: Felix Hälbich

Diplomica Verlag GmbH, 2008

ISBN: 9783836618724 , 97 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: frei

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Preis: 33,00 EUR

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Die Geschichte des Skateboardings. Von den Anfängen bis heute


 

Kapitel 3.3.3, Skateparks:

Als Mitte der 70er Jahre vertikales Skateboarden populär wurde, entstanden die ersten Skateparks. Öffentliche Einrichtungen in denen die Skateboarder ungestört ihrem Hobby nachgehen konnten, ohne dabei den Unmut der Anwohner auf sich zu ziehen, oder Probleme mit der Polizei zu bekommen. Die Skateparks waren aus Beton und den Schwimmbecken nachempfunden, in denen sich das vertikale Skateboarden ursprünglich entwickelt hatte. Dabei waren die Parks oftmals viel größer als einzelne Swimmingpools und ganze Beton-Landschaften bestehend aus Wellen, Pools, Halfpipes und Röhren (so genannte Fullpipes) entstanden. Außerdem gab es in den meisten Parks eine ebene Fläche für die Freestyler.

Die Skateparks waren einerseits der Versuch Skateboarden von der Straße zu holen und somit Unfällen vorzubeugen. Die Idee war einen kontrollierbaren Raum zu schaffen, in dem sich die Skateboarder bewegen konnten ohne Angst haben zu müssen in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden. Im Zuge dessen bestand in den Parks Schutzkleidungspflicht. Das heißt die Fahrer mussten Helm, Knie -und Ellenbogenschoner tragen, um auf dem Gelände fahren zu dürfen.

Neben dem Sicherheitsaspekt gab es noch einen zweiten entscheidenden Faktor, weshalb in den 70er Jahren in kürzester Zeit eine ganze Reihe von neuen Skateparks eröffnet wurden: Mit Skateboarden ließ sich durch das Eintrittsgeld viel Geld verdienen. Die Parks wurden von privaten Trägern gebaut und betrieben und die Tatsache, dass es bis zum Anfang der 80er Jahre hunderte von Skateparks entstanden, zeigte wie populär der Sport inzwischen war. Dabei waren die Kosten, die mit dem Bau einer solchen Anlage verbunden waren, nicht unerheblich. Der Park in Carlsbad, Kalifornien, der zweite je gebaute Skatepark, kostete immerhin 250 000 Dollar. Eine Woche vor Carlsbad eröffnete 1976 der Skateboard City Park in Port Orange Florida und war somit der erste Skatepark der Welt. Weitere Einrichtungen folgten und die bekanntesten befanden sich fast ausschließlich in Kalifornien: „The Ranch“ in Del Mare, nördlich von San Diego, die Parks in Lakewood und Whittier, und der „Pipeline“ Skatepark in Upland einem Stadtteil von Los Angeles, der als letzter Park der ersten Generation 1989 geschlossen wurde.

Da die Parks extra für das Skateboarden gebaut wurden, konnte man gezielt auf die Bedürfnisse der Skateboarder eingehen. Während dem vertikalen Skateboarden am Anfang eine natürliche Grenze durch die Swimmingpools gegeben war, konnte man nun Betonparks mit immer extremeren Formen bauen. Die Pools der Skateparks wurden immer tiefer und es entstanden die ersten Fullpipes. Die Bauweise der Betonparks war damit ganz entscheidend für die Entwicklung des modernen Skateboardens. Außerdem konnten sich die Fahrer nun ungestört bewegen und sich voll und ganz dem Erfinden von neuen Tricks widmen.

„All these parks had an undeniable effect on the evolution of Skateboarding. They pushed skating forward in an even more significant way than had the drought that caused all the empty backyard pools. Skateboarders now had a controlled, somewhat safer enviroment to experiment in, and they took advantage of it”.

In den späten 70er Jahre wurde die Association of Skatepark Owners (ASPO) gegründet, die zwei bis drei Mal im Monat Wettbewerbe in den Skateparks von Kalifornien veranstaltete. Dadurch fand ein reger Austausch zwischen den Fahrern statt und es entstand schnell eine Vielzahl neuer Tricks. Die bekanntesten Skateboarder jener Zeit waren Dave Andrecht, Eddie Elguera, Doug Saladino, Steve Cathey, Brad Bowman und Bert Lamar.

Ende der 70er Jahre ließ die Popularität des Sports wieder einmal stark nach. Schuld daran waren indirekt die Skateparks. Auch wenn die Parks die Entwicklung der Tricks weiter forcierte, so spielte sich Skateboarden doch fast ausschließlich in eben diesen Einrichtungen ab. Die Versicherungssummen, die die Betreiber an die Stadt zahlen mussten, stiegen an und wurden schließlich so teuer, dass sich die Parks nicht mehr rentierten. Als dann immer mehr Anlagen schließen mussten, ging auch das Interesse am Skateboarden schlagartig zurück. Bis 1981 wurden die meisten Parks abgerissen und die Skateboarder hatten keine Möglichkeit mehr ihren Sport auszuüben. Aber genau wie Mitte der 60er Jahre, als Skateboarden wegen des hohen Verletzungsrisikos von der Bildfläche verschwand, blieben auch diesmal einige Fahrer dem Sport treu. Und so wie damals die Erfindung der Polyurethan-Rolle den zweiten Boom begründete, sollte später das vertikale Skateboarden auf Holzrampen und besonders das Street-Skaten mit der Erfindung des Ollies, eine neue Ära des Sports einleiten.

Die Erfindung des Ollie:

Kein anderer Trick hat das Skateboarden so nachhaltig beeinflusst wie der Ollie. Mullen und Mortimer schreiben: „It`s impossible to overstate the importance of this trick (...) and skateing might easily have petered out due to lack of progress if nobody had invented the trick.” Alan Gelfand erfand den Ollie 1977 als sich Skateboarden auf Parks beschränkte und das vertikale Fahren sehr beliebt war. Die Tricks unterteilte man in die Liptricks, die auf der Kante der Pipes und Pools ausgeführt wurden, und den Airs, bei denen sich der Skateboarder in der Luft über dem oberen Abschluss der Rampe befindet. Die übliche Technik war, das Board schon in der Rampe mit der Hand zu greifen, den Sprung über die Kante der Rampe auszuführen und dabei das Board mit der Hand unter den Füßen zu halten, um dann kurz vor der Landung das Board wieder los zu lassen. Der 13-Jährige Alan Gelfand aus Florida war der erste, der es schaffte einen Air zu landen, ohne dabei das Board zu greifen. Seine spezielle Technik, bei der er kurz vor dem Absprung das Tail des Skateboards belastete, bewirkte, dass das Board unter seinen Füßen haftete, ohne dass er es mit der Hand festhalten musste. Da sein Spitzname Ollie war, wurde der Trick nach ihm benannt und der Ollie-Air war geboren. Schnell entwickelten sich aus dem normalen Ollie-Air eine ganze Reihe neuer Ollie-Variationen innerhalb des vertikalen Skateboardens. Aber erst die Übertragung des Ollies von der Vertikalen in die Horizontale eröffnetem dem Sport völlig neue Möglichkeiten und begründeten das moderne Fahren auf der Straße, das Street-Skaten.

Rodney Mullen war der erste, der auf die Idee kam, den Ollie auf die Straße zu übertragen. Mullen war Freestyler und zeigte 1982 den neuen Trick das erste Mal bei einem Wettbewerb in Whittier, Kalifornien. Es bedurfte einer leichten Modifikation der Technik um den Trick auf der Ebene auszuführen, weshalb es auch verhältnismäßig lange dauerte bis der Ollie den Weg aus der Rampe herausfand. Aber dann entwickelten sich schnell unzählige Möglichkeiten, die sich aus dem neuen Trick ergaben. Rodney Mullen war auch verantwortlich für die ersten Variationen wie zum Beispiel den Ollie-Kickflip, der aus dem Repertoire eines heutigen Skateboarders nicht weg zu denken ist. Mullen und Mortimer schreiben in der Biographie von Mullen: „To me, it served as a key that opened the door to an unlimited number of new tricks“.

Hier befindet sich in der Originalarbeit ein Foto von einem Monster-Ollie von Mullen. Leider nicht an dieser Stelle. Zu sehen in Kürze im Katalog zur Skateboardfieber-Ausstellung. Stay tuned to „skateanddestroy.de“ for more infos (siehe Abb. 21: Mullen beim Ollie, Schweden 1984).

Aber erst einmal war es der normale Ollie, der das Street-Skating von heute mit begründete. Tony Hawk, der erfolgreichste Skateboarder aller Zeiten, ist sogar der Meinung, dass Street Skating ohne den Ollie gar nicht existieren würde. Bis heute, gut zwei Jahrzehnte später, ist der Ollie immer noch der wichtigste Trick beim Skateboarden. Er ist Grundlage für fast alle anderen Tricks und das erste Manöver auf einem Skateboard, welches ein Anfänger lernt.

„Der Durchbruch des Ollies als wegweisender Skateboard-Trick wurde nicht zuletzt durch das Sterben der Skateparks in den Staaten in den frühen Achtziger beeinflusst. Möglichkeiten zum Skaten wurden rar und die logische Konsequenz war das Übertragen von Vert- und Freestyle-Manövern auf ein neues Terrain – die Straße.“ Der Ollie markiert damit einen Wendepunkt in der Geschichte des Skateboardens, die entscheidend vom Street-Skaten profitiert hat, und begründet den dritten Boom Anfang der 80er Jahre."