Buddha - Die großen Reden

von: Buddha

Anaconda Verlag, 2016

ISBN: 9783730690949 , 480 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 2,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Buddha - Die großen Reden


 

10. Die ersten Predigten


Buddha würde die von ihm erkannte Wahrheit zuvörderst seinen ehemaligen Lehrern, Alara Kalama und Uddaka, des Rama Sohn (oben S. 24), verkünden. Doch beide sind nicht mehr am Leben. So beschließt er, zu den fünf Asketen zu sprechen, die einst an seinen Kasteiungen teilgenommen und ihn dann verlassen haben (S. 31). Sie weilen bei Benares. Dorthin macht er sich auf.

Da erblickte Upaka, ein Asket der Ajivakasekte, den Erhabenen, wie er zwischen Gaya und dem Baum der Erkenntnis seine Straße zog. Ihn erblickend, sprach er zu dem Erhabenen: »Hell, Freund, ist deiner Züge Ausdruck. Rein und klar ist deine Farbe. Wem folgend, Lieber, hast du das Weltleben verlassen? Wer ist dein Meister? Wessen Lehre bekennst du?« Als er so redete, sprach der Erhabene zu Upaka, dem Ajivaka, die Verse:

»Allüberwindend bin ich und allwissend;

Von allem, was da ist, bin unbefleckt ich,

All-losgelöst, befreit durch Durstvernichtung,

Erkenner bin ich selbst – wem sollt ich folgen?

Mein Lehrer kann niemand heißen;

Meinesgleichen nicht findet man.

An Hoheit kommt mir gleich niemand

Hienieden und im Götterreich.

Denn ich bin in der Welt heilig,

Ein Meister, über den nichts geht

Höchster Buddha allein, weil’ ich

In des Nirwana kühlem Reich.

Auf dass der Lehre Rad rolle,

Ziehe ich hin zur Kasistadt47.

In dieser blinden Welt rühr’ ich

Die Trommel der Unsterblichkeit.«

»So behauptest du, mein Lieber, dass

Du der Heilige, der unendlich Siegreiche bist?«

»Meinesgleichen48 die Siegreichen

Aller Gefahr entnommen sind.

Alles Böse besiegt hab’ ich:

Sieger drum heiß ich, Upaka.«

Als er so redete, sagte Upaka der Ajivaka: »Das mag so sein, mein Freund!«, schüttelte das Haupt, nahm einen anderen Weg und ging von dannen.

Der Erhabene aber wanderte weiter von Ort zu Ort und kam nach Benares, zum Gazellenhain Isipatana49, wo die Schar der fünf Mönche war. Da erblickten die fünf Mönche den Erhabenen, wie er von fern einherkam. Ihn erblickend, verabredeten sie miteinander: »Da kommt der Asket Gotama, meine Freunde, der im Überfluss lebt, dem geistlichen Streben untreu geworden ist, sich dem Überfluss zugewandt hat. Den darf man nicht ehrfurchtsvoll begrüßen oder vor ihm aufstehen oder ihm Almosenschale und Obergewand abnehmen. Doch mag man ihm einen Sitz hinstellen; wenn er will, mag er sich setzen.« Je näher aber der Erhabene zu den fünf Mönchen herankam, um so viel weniger vermochten die fünf Mönche bei ihrer Abrede zu bleiben. Sie gingen dem Erhabenen entgegen, und der eine nahm dem Erhabenen Almosenschale und Obergewand ab, der andere bereitete ihm einen Sitz, wieder ein anderer brachte ihm Fußwasser, Fußbank, Fußschemel (?). Und der Erhabene setzte sich auf den Sitz, der ihm bereitet war, nieder; dort sitzend wusch der Erhabene seine Füße. Sie aber sprachen den Erhabenen mit seinem Namen an und redeten ihn an »mein Freund«. Als sie so redeten, sprach der Erhabene zu den fünf Mönchen also: »Sprecht nicht, ihr Mönche, den Vollendeten mit seinem Namen an und redet ihn nicht an ›mein Freund‹. Der Vollendete, ihr Mönche, ist der heilige, höchste Buddha. Tut euer Ohr auf, ihr Mönche: Die Erlösung vom Tode ist gefunden. Ich unterweise euch; ich predige euch die Lehre. Wenn ihr nach meiner Unterweisung wandelt, so werdet ihr über ein Kleines das, um dessen willen edle Jünglinge ganz und gar von der Heimat lassen und in die Heimatlosigkeit gehen, diese höchste Vollendung heiligen Wandels unter Erschauen der Lehre selbst erkennen, sie von Angesicht zu Angesicht sehen und darin verweilen.«

Als er so redete, sprachen die fünf Mönche zu dem Erhabenen also: »Durch jenen Wandel, lieber Gotama, durch jene Übungen, durch jene Kasteiungen hast du nicht die übermenschliche Vollkommenheit, die volle Herrlichkeit edlen Wissens und Schauens erreichen können. Wie willst du denn jetzt, wo du im Überfluss lebst, dem geistlichen Streben untreu geworden bist, dem Überfluss dich zugewandt hast, die übermenschliche Vollkommenheit erreichen, die volle Herrlichkeit edlen Wissens und Schauens?«

Als sie so redeten, sprach der Erhabene zu den fünf Mönchen also: »Der Vollendete, ihr Mönche, lebt nicht im Überfluss, ist nicht dem geistlichen Streben untreu geworden, hat sich nicht dem Überfluss zugewandt. Der Vollendete, ihr Mönche, ist der heilige, höchste Buddha. Tut euer Ohr auf … wie oben, bis und darin verweilen.«

Und zum zweiten Mal sprachen die fünf Mönche … ihre Rede und des Buddha Antwort wie oben. Und zum dritten Mal sprachen die fünf Mönche ihre Rede wie oben.

Als sie so redeten, sprach der Erhabene zu den fünf Mönchen also: »Gebt ihr mir zu, ihr Mönche, dass ich nie zuvor also zu euch geredet habe?«

»Das hast du nicht, Herr.«

»Der Vollendete, ihr Mönche, ist der heilige, höchste Buddha. Tut euer Ohr auf … wie oben, bis und darin verweilen.« Der Erhabene aber vermochte die fünf Mönche zu überzeugen. Und die fünf Mönche hörten von neuem auf den Erhabenen; sie taten ihr Ohr auf und richteten ihre Gedanken auf die Erkenntnis. Da redete der Erhabene zu den fünf Mönchen also: »Zwei Enden gibt es, ihr Mönche, denen muss, wer dem Weltleben entsagt hat, fern bleiben. Welche zwei sind das? Hier das Leben in Lüsten, der Lust und dem Genuss ergeben: Das ist niedrig, gemein, ungeistlich, unedel, nicht zum Ziele führend. Dort Übung der Selbstquälerei: Die ist leidenreich, unedel, nicht zum Ziele führend. Von diesen beiden Enden, ihr Mönche, sich fernhaltend, hat der Vollendete den Weg, der in der Mitte liegt, entdeckt, der Blick schafft und Erkenntnis schafft, der zum Frieden, zum Erkennen, zur Erleuchtung, zum Nirwana führt. Und was, ihr Mönche, ist dieser vom Vollendeten entdeckte

Weg, der in der Mitte liegt, der Blick schafft und Erkenntnis schafft, der zum Frieden, zum Erkennen, zur Erleuchtung, zum Nirwana führt?

Es ist dieser edle achtteilige Pfad, der da heißt: rechtes Glauben, rechtes Entschließen, rechtes Wort, rechte Tat, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken, rechtes Sichversenken. Dies, ihr Mönche, ist der vom Vollendeten entdeckte Weg, der in der Mitte liegt, der Blick schafft und Erkenntnis schafft, der zum Frieden, zum Erkennen, zur Erleuchtung, zum Nirwana führt. Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden. Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden, mit Unliebem vereint sein ist Leiden, von Liebem getrennt sein ist Leiden, nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden: kurz die fünferlei Objekte des Ergreifens50 sind Leiden.

Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Entstehung des Leidens: Es ist der Durst, der zur Wiedergeburt führt, samt Freude und Begier, hier und dort seine Freude findend: der Lüstedurst, der Werdedurst, der Vergänglichkeitsdurst51.

Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: die Aufhebung dieses Durstes durch restlose Vernichtung des Begehrens, ihn fahren lassen, sich seiner entäußern, sich von ihm lösen, ihm keine Stätte gewähren.

Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Wege zur Aufhebung des Leidens: Es ist dieser edle achtteilige Pfad, der da heißt: rechtes Glauben, rechtes Entschließen, rechtes Wort, rechte

Tat, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken, rechtes Sichversenken.

›Dies ist die edle Wahrheit vom Leiden‹: Also, ihr Mönche, ging mir über diese zuvor nicht vernommenen Ordnungen der Blick auf, ging mir die Erkenntnis auf, ging mir das Verstehen, das Wissen, das Anschauen auf. ›Diese edle Wahrheit vom Leiden muss man begreifen‹ … ›Diese edle Wahrheit vom Leiden habe ich begriffen‹: Also, ihr Mönche, ging mir über diese zuvor nicht vernommenen Ordnungen der Blick auf, ging mir die Erkenntnis auf, ging mir das Verstehen, das Wissen, das Anschauen auf.

Entsprechende dreifach gegliederte Äußerung über die andern drei Wahrheiten.

Und solange ich, ihr Mönche, nicht von diesen vier edlen Wahrheiten solche dreifach gegliederte, zwölfteilige, wahrhafte Erkenntnis und Schauen in voller Klarheit besaß, so lange, ihr Mönche, hatte ich auch nicht das Bewusstsein, in der Welt samt Göttern, samt Mara, samt Brahma, unter allen Wesen samt Asketen und Brahmanen, samt Göttern und Menschen die höchste Erleuchtung gewonnen zu haben.

Seit ich aber, ihr Mönche, von diesen vier edlen Wahrheiten solche dreifach gegliederte, zwölfteilige, wahrhafte Erkenntnis und Schauen in voller Klarheit besaß, von da an, ihr Mönche, war ich mir dessen bewusst, in der Welt samt Göttern, samt Mara, samt Brahma, unter allen Wesen samt Asketen und Brahmanen, samt Göttern und Menschen die höchste Erleuchtung gewonnen zu haben.

Und Erkenntnis ging mir auf, und Schauen ging mir auf: Unverlierbare Erlösung des Geistes ist mein; dies ist die letzte Geburt; nicht gibt es hinfort Wiedergeburt.«

So sprach der Erhabene. Mit Freude begrüßten die fünf Mönche des Erhabenen Rede. Und als diese Lehrrede vorgetragen wurde, ging dem ehrwürdigen Kondanna der Wahrheitsblick frei von Dunst und Unreinheit auf: Was immer dem Gesetz des Entstehens untertan ist, alles das ist auch dem Gesetz des Vergehens untertan. Aus den himmlischen Welten erklingen die Beifallsrufe der Götter, welche die Verkündigung der Lehre feiern. Erdbeben; Lichtglanz geht durch alle Welten.

Der Erhabene aber tat diesen Ausruf: »Wahrlich,...