Auf die Ressourcen kommt es an - Praxis der Ressourcenaktivierung

von: Uta Deppe-Schmitz, Miriam Deubner-Böhme

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2016

ISBN: 9783840926112 , 316 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 30,99 EUR

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Auf die Ressourcen kommt es an - Praxis der Ressourcenaktivierung


 

Kapitel 2 Die Schatzkarte entziffern Eine kurze theoretische Abhandlung über ressourcenorientierte Psychotherapie (S. 18-19)

Eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Gestaltung einer Expedition ist die Kompetenz, die Karte zu entziffern. Dazu gehört, dass wir den Umgang mit der Karte erlernt haben und Botschaften und Hinweise verstehen. Genau das ist unser Ziel einer kurzen theoretischen Abhandlung über ressourcenorientierte Psychotherapie. Im Rahmen einer ressourcenorientierten Psychotherapie unterstützen wir Patienten darin, wieder einen Zugang zu ihren Ressourcen zu finden. Damit erfahren unsere Patienten einerseits eine Stärkung ihres Wohlbefindens und andererseits können sie Belastungen und störungsbezogene Probleme besser bewältigen. Genau das ist das Anliegen unseres Praxisleitfadens für Ressourcenaktivierung.

Was verstehen wir nun genau unter Ressourcen? Welche Rolle spielen sie für unsere körperliche und seelische Gesundheit? Und wie können wir mit den Ressourcen unserer Patienten in der Therapie arbeiten? Zu diesen Fragen wollen wir Sie in diesem Kapitel mit Erkenntnissen aus der Wissenschaft vertraut machen. Uns geht es dabei weniger darum, einen umfassenden Forschungsüberblick zu geben. Wir wollen uns vielmehr auf die Aspekte konzentrieren, die aus unserer Sicht für die ressourcenorientierte Praxis bedeutsam sind. Wir wollen den Bezug zur therapeutischen Praxis allgemein und zu den von uns vorgestellten Interventionen in den Vordergrund stellen. Das geht sicherlich zulasten einer Komplexität der Darstellung sowie zulasten eines wissenschaftlichen Diskurses. Wenn Sie an „mehr Stoff“ interessiert sind, empfehlen wir Ihnen hierzu das Buch mit dem Titel Ressourcen … ein Hand- und Lesebuch zur psychotherapeutischen Arbeit von Schemmel und Schaller (2013), in dem ein wirklich guter Überblick zum aktuellen Stand der Thematik in verschiedenen Feldern der klinischen Forschung sowie Einblicke in verschiedene Anwendungsfelder gegeben werden. Wir beginnen nun ganz grundsätzlich damit, was wir genau unter Ressourcen in der ressourcenorientierten Psychotherapie verstehen.

2.1 Ressourcen – eine Begriffsklärung

Eine Ressource (lat. resurgere: hervorquellen, wiedererstehen) wird im Duden beschrieben als „… natürlich vorhandener Bestand von etwas, was für einen bestimmten Zweck, besonders zur Ernährung der Menschen und zur wirtschaftlichen Produktion ständig benötigt wird sowie als Bestand an Geldmitteln oder als Geldquelle, auf die jemand zurückgreifen kann …“ (www.duden.de). Zentrale Aspekte von Ressourcen sind also Bindung an einen Zweck, Funktionalität und Existenzsicherung. Was sind Ressourcen, wenn wir an seelische Gesundheit denken? Sind Ressourcen gleichzusetzten mit den gesundheitsförderlichen Faktoren, die seit den 1980er Jahren in der Gesundheitspsychologie als gut erforscht gelten?

Nestmann versuchte 1996, die Vielzahl an Definitionen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen: Letztlich alles, was von einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation wertgeschätzt wird oder als hilfreich erlebt wird, kann als eine Ressource betrachtet werden… Eine Sache ist nicht an sich eine Ressource, sondern wird erst dann zu einer solchen, wenn sie von einem Menschen für dessen individuelle Zwecke genutzt wird. (1996, S. 362) Grawe betont den Bezug zu psychischen Grundbedürfnissen (1998, 2004): Als Ressource gilt nur, was zur Befriedigung angeborener Bedürfnisse führt und somit der Lebenserhaltung und Lebensverbesserung dient (Gutscher, Hornung & Flury-Kleubler, 1998).