Neue Lebensschule - Bd II: Macht der Persönlichkeit. Ein Jahresplan der Lebens- und Erfolgsbemeisterung II. Semester 27.-52. Wochenlektion

Neue Lebensschule - Bd II: Macht der Persönlichkeit. Ein Jahresplan der Lebens- und Erfolgsbemeisterung II. Semester 27.-52. Wochenlektion

von:

Reichl Verlag, 2015

ISBN: 9783876676876 , 100 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 16,99 EUR

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Neue Lebensschule - Bd II: Macht der Persönlichkeit. Ein Jahresplan der Lebens- und Erfolgsbemeisterung II. Semester 27.-52. Wochenlektion


 

28. WOCHE:

SICHERES AUFTRETEN

„Jeder Mensch gilt in der Welt soviel, als wozu er sich selbst macht.“    Knigge

In jedem Kreise gibt es Menschen, die wie von selbst zum Mittelpunkt der Gesellschaft werden, die Zuneigung der meisten gewinnen, neue Kräfte auch aus ihrer Umgebung schöpfen.

Was unterscheidet diese Menschen von anderen? Ist es ihre Stellung, ihre Schönheit, ihr Äußeres, ihr Auftreten? Sie wirken vor allem durch das Selbstvertrauen, das in der Art ihres Auftretens zum Ausdruck kommt, durch die starke Selbstachtung, die sie auf das Unterbewußtsein der Menschen um sie übertragen. Sie betrachten ihre Umwelt als den würdigen Rahmen ihres eigenen Wesens, fühlen sich daher nirgends fremd, sondern überall Herr der Lage. –

Den meisten Menschen fehlt dieses innere Freisein: sie leiden unter gesellschaftlichen Hemmungen, unter Selbstvorwürfen mangelnder Kinderstube, unter der quälenden Furcht, sich Blößen zu geben, dies oder jenes falsch zu machen und dadurch das Ansehen zu verlieren, in diese oder jene Gesellschaft nicht hineinzupassen.

Es ist falsch, solchen negativen Gefühlen nachzugeben. Der Lebensschüler wird das Gefühl der Schüchternheit und Zaghaftigkeit mit den Wurzeln ausrotten, sich mit den Voraussetzungen erfolgbringenden Benehmens vertraut machen und bewirken, daß die Aufmerksamkeit der Umwelt – deren Verhalten zu ihm vor allem durch das bestimmt wird, was ihr an ihm Sympathisches oder Antipathisches auffällt – auf Züge an ihm gerichtet wird, die sie zu positiven Reaktionen veranlassen. Er wird solche Züge planmäßig züchten.

Was einer heute als ,Lücken‘ empfindet, braucht ihn morgen schon nicht mehr zu bedrücken. Wie wenig Menschen waren in der Lage, die Sicherheit im Umgang mit andern schon in der Jugend sich an zueignen. Sie haben sie erst später errungen. Eine Not bleibt nur so lange, als der Mensch sie festhält.

Wichtiger als die Kenntnis dieser oder jener gesellschaftlichen Gepflogenheiten ist die innere Sicherheit und Selbständigkeit. Sie läßt uns erkennen, daß wir meist erst dadurch, daß wir durch dies oder jenes aufzufallen fürchten, und durch das daraus erwachsende unsichere, nervös linkische Gebaren die Aufmerksamkeit der Umwelt darauf ziehen. An einen Mangel nicht denken heißt ihn weitgehend unsichtbar machen. Zuerst für innere Haltung sorgen, die rechte äußere Haltung ergibt sich dann von selbst.

In zweiter Linie ist die Schulung des Instinkts für das jeweils Schickliche notwendig, die Weckung des natürlichen Taktgefühls und edlen Geschmacks, die uns instinktiv das Rechte tun lassen. Die Erweckung dieses Schicklichkeitssinnes geht in der LS von selbst vor sich. Inzwischen wird der Lebensschüler die nachgenannten sechs Regeln rechten Auftretens zu befolgen suchen:

1. Rechte Haltung: Jeder wird so behandelt, wie er sich benimmt. Wer die gebeugte Haltung eines Bittstellers einnimmt, wird von der Umwelt entsprechend behandelt. Wer Überlegenheit zeigt, sich wie ein Sieger verhält, aufgerichtet und doch bescheiden, der wird als Großmacht behandelt. Der Erfolgreiche steht innerlich über dem Konventionellen, ohne es doch zu verletzen. Seine Haltung und sein Benehmen sind Ausdruck inneren Herrschertums und machen ihn zum Mittelpunkt jedes Kreises, in den er sich begibt. Diese Stellung ist ihm und schließlich auch den andern als etwas Selbstverständliches bewußt.

2. Rechter Blick: Das Auge des Lebensschülers soll die Lichtwärtsgerichtetheit seiner Hoffnungen wie seine freundliche Haltung zur Umwelt offenbaren. Die nötigen Anleitungen dazu gibt die 30. LW.

3. Rechte Gesten. Jede Geste ist eine Selbstanzeige: so ist mein Charakter, so mein geistiger Zustand, so meine Erziehung. Gesten, die andere abstoßen, können durch Selbsterziehung in solche, die die Umwelt sympathisch stimmen, verwandelt werden. Übertriebene Gesten, die Schwächen verraten, sind zu meiden. Hände, die gern Knöpfe abdrehen oder sonst Unnützes treiben, werden beim Sitzen gefaltet, beim Stehen und Gehen häufig auf den Rücken gelegt: Ausdruck der Ruhe und besonnenen Sicherheit.

4. Rechtes Auftreten: Wie ein Mensch auftritt, so tritt er wieder ab. Das Auftreten darf nie Bluff sein, nie Überfall; denn diesen folgen negative, erfolghindernde Reaktionen. Es muß ebenso überlegen wie zurückhaltend sein, geheimer Anzeiger Eines, der weiß, was er will, und der weiß, daß er das, was er will, auch erreicht.

5. Rechter Gang. Auch beim Gehen kommt es auf das Auftreten an: der sichere gleichmäßige Gang kündet den überlegenen, Selbst bewußten an, das Leisetreten den Ängstlichen oder Versteckten, der elastische Gang die Anpassungsfähigkeit, der zierliche Gang den Leichtlebigen, der rasche Gang den Lebhaften, der schleichende Gang den Mißtrauischen oder Berechnenden. Man schwenke beim Gehen nicht den Oberkörper hin und her, weil das Unsicherheit verrät, und vermeide Äußerungen der Hast oder Unruhe, da diese sich leicht auf andere übertragen.

6. Rechter Händedruck: Die Hände seien warm, fest, geschmeidig und magnetisch. Das eine wird durch Pflege erreicht, das letztere durch die Sonnen Übung der letzten Woche. Unser persönlicher Magnetismus kann beim Händedruck auf andere übertragen werden: es gilt, beim Händedruck lebendig zu fühlen, wie unsere Gedanken durch die Telegraphendrähte der Nerven vom Hirn bis in die Fingerspitzen getragen und von dort gewissermaßen auf den an deren übertragen werden, wobei der Kreis durch den Blick geschlossen wird. Im Blick wie im Händedruck komme der Gedanke zum Ausdruck: „Du hast mich gern!“ Dabei wird die Hand des andern möglichst ganz umschlossen, nur eine Sekunde fest gedrückt. Man vermeide den schlaffen, nichtssagenden Händedruck ebenso wie den übertriebenen Boxer Händedruck.

Nicht nur der Künstler braucht einen ,Manager‘, jedem, der im Leben vorwärts kommen will, können Menschen, die sein Ansehen steigern und ihm überall Eingang verschaffen, nützen: ein flußreiche Freunde oder Gönner. Ein Teil ihrer Autorität geht auf ihn über.

Wer einen Begleiter von Ansehen hat, steigert den eigenen Wert in den Augen der Umwelt. Zudem kennzeichnet Freundschaft mit Erfolgreichen einen guten Geschmack.

Weiter gilt es, wenn man unter andere Menschen geht, den Alltag abzustreifen, Mißstimmungen und Sorgen draußen zu lassen. Vor dem Zusammentreffen mit andern gehe man gegebenenfalls einen Augenblick in die Stille und erfülle sich mit etwa folgenden Gedanken:

„Alle Menschen, mit denen ich jetzt zusammenkomme, haben mich gern. Jeder bringt mir Sympathie entgegen und hat den Wunsch, mir zu dienen. Ich werde in diesem Kreise der Mittelpunkt, die lebenweckende und -spendende Sonne sein. Ich strahle Kraft und Freude aus, Harmonie und Wohlgefühl, und erwecke das Gute und Edle in allen, die ich anblicke.“

Man achte darauf, daß man in jedem Kreise von Menschen möglichst die Mitte einnimmt, beiderseits etwa gleich viele Zuhörer hat und möglichst keinem der Anwesenden den Rücken zukehrt.

Noch ein Wort zur Frage der erfolgbringenden Unterhaltung: Rechtes Auftreten heißt keineswegs, daß man nach drei Minuten bereits den Ton angibt. Vornehme Zurückhaltung gibt in der Regel mehr Einfluß als aufdringliches Sich Herausstellen. „Nicht aufzufallen ist das erste Gebot des guten Tones“, sagt Langbehn.

Sich andern aufdrängen heißt seinen eigenen Wert herabsetzen. Was Wert hat, ist oder macht sich selten. Gern gesehen ist, wer nur kommt, wenn er ersehnt wird. Insbesondere wer in der Nähe leicht verliert, wird durch die Entfernung gewinnen.

Das Benehmen sei sympathischer Ausdruck der inneren Harmonie: immer gleich freundlich und froh, immer sich selber gleich. Dann wird auch der Empfindsamste nicht verletzt, sondern angezogen.

Das oberste Gebot jeder Unterhaltung heißt: verständnisvolle Rücksichtnahme. Immer den andern zuerst reden lassen, Voreiligkeiten vermeiden, sich erst später einschalten und dann unmerklich die Führung übernehmen. Bei aller Zuneigung und freundlichen Gesinnung aber im Letzten zurückhalten und insgesamt so wenig wie möglich von sich selbst reden.

Zuweilen mag das rechte Auftreten im Nicht Auftreten liegen. Immer dabei zu sein, ist nicht in jedem Falle ein Ruhm. Man kann auch durch Abwesenheit gewinnen.

ÜBERWINDUNG DER SCHÜCHTERNHEIT

Zu den einem erfolgreichen Auftreten entgegenstehenden inneren Hemmungen gehört die Schüchternheit: sie läßt den Menschen sich kleiner fühlen und kleiner aussehen, als er ist; sie engt sein Bewußt sein ein und damit das Reich seiner Herrschaft. Sie macht seinen Atem stockend und unentschlossen, sein Denken eng und kraus, und spinnt ihn schließlich in Mißgefühle der Weltfremdheit und Menschenfeindschaft ein.

Der Schüchterne fragt nicht, wieso die Meinung der ,Leute‘ wichtiger sein soll als seine eigene Meinung. Er sieht nicht, daß ihn niemand erniedrigt als er selbst und daß niemand ihn von seiner Kleinsucht befreien kann als er selbst – indem er sich auf seine innere Kraft besinnt und sich auf seine eigenen Füße stellt.

Denn: Niemand kommt schüchtern auf die Welt. Alle Befangenheit ist anerzogen und kann aberzogen werden – durch rechtes Denken, rechte Blickrichtung und sympathische Einstellung zur Umwelt.

Der Schüchterne ist so groß wie der, der vor ihm steht, oft größer, denn Zurückhaltung der Seele kann Zeichen eines aristokratischen Geistes sein, Anzeichen einer „Natur edlerer Art“, wie Schopenhauer sagt. Da aber dieses Anzeichen leicht mißdeutet wird, ist es weiser,...