Intimität - Das Geheimnis des Glücks

von: Safi Nidiaye

Integral, 2009

ISBN: 9783641018658 , 224 Seiten

Format: ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 8,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Intimität - Das Geheimnis des Glücks


 

Intimität in der Paarbeziehung (S. 115-116)

Die schöpferische Kraft der Liebe ist furchteinflößend! Tiefe Liebe und Hingabe macht aus uns den Ton, der in den Händen unseres Geliebten zur Vollkommenheit geformt wird.
Joyce und Barry Vissell: Der gemeinsame Weg

Die Vorstellung, dem Du zu begegnen – »sich einzulassen «, wie man heute sagt –, kann beängstigend sein. Denn, wie Martin Buber sagt: »Beziehung ist Gegenseitigkeit. Mein Du wirkt an mir, wie ich an ihm wirke.«23

Aus einer Beziehung gehe ich nicht unverändert hervor. Ich lasse etwas an mich heran, das möglicherweise gänzlich anders ist als ich. Und ich fürchte um das, womit ich mich identifiziere, um mein gewohntes »Ich-Sein«. Jedoch, wie ich schon sagte, ist es ein himmelweiter Unterschied, ob ich ein Gefühl einfach nur habe und mich von ihm beherrschen lasse oder ob ich es fühle. Solange uns das Gefühl beherrscht, glauben wir unbewusst, das Gefürchtete sei eine Tatsache. Sobald wir aber entdecken, dass es ein Gefühl ist und keine Tatsache, fürchten wir uns nicht mehr davor.

Es gibt viele Ängste, die uns echte Intimität meiden lassen: die Angst vor Vernichtung beispielsweise, die Angst, von einem fremden Willen beherrscht zu werden, die Angst, der Lächerlichkeit, Demütigung, Erniedrigung preisgegeben zu sein, die Angst vor Ablehnung, die Angst davor, entdecken zu müssen, wie wertlos, uninteressant, unattraktiv man ist, die Angst, bloßgestellt, verraten oder verlassen zu werden. All diese Ängste rühren aus traumatischen Erlebnissen der Vergangenheit, meist der Kindheit, her. Den Schmerz, den diese Erlebnisse in uns hinterließen, haben wir nie gefühlt, und ebenso wenig die Angst, die wir vor diesem Schmerz haben.

Der Schmerz erscheint uns deshalb so schrecklich, weil wir ihn mit einer Tatsache verwechseln.24 Wenn wir unbewusst davon überzeugt sind, lächerlich oder wertlos zu sein (weil wir das aus dem Verhalten unserer Eltern oder bestimmten Ereignissen schlussgefolgert haben), so ist dies natürlich eine unerträgliche Tatsache, mit der wir uns lieber nicht konfrontieren (lassen). Sobald wir jedoch erkennen, dass es sich nicht um eine Tatsache handelt, sondern lediglich um ein Gefühl, können wir aufatmen. Ganz befreit sind wir von der Angst allerdings erst, wenn wir dies nicht nur erkennen, sondern den Schmerz tatsächlich auch fühlen. Sonst bleibt er in den Zellen unseres Körpers und auf dem Grunde unseres Unterbewusstseins trotz aller Erkenntnis zurück wie das Monster von Loch Ness und hört nicht auf, uns zu ängstigen.