Externe Unternehmensberichterstattung nicht kapitalmarktorientierter Unternehmen - Ableitung von Vorschlägen zur konzeptionellen Ausgestaltung einer differenzierten Rechnungslegung

Externe Unternehmensberichterstattung nicht kapitalmarktorientierter Unternehmen - Ableitung von Vorschlägen zur konzeptionellen Ausgestaltung einer differenzierten Rechnungslegung

von: Benedikt Kormaier

Herbert Utz Verlag , 2008

ISBN: 9783831607884 , 357 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 49,99 EUR

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Externe Unternehmensberichterstattung nicht kapitalmarktorientierter Unternehmen - Ableitung von Vorschlägen zur konzeptionellen Ausgestaltung einer differenzierten Rechnungslegung


 

3 Theoretische Untersuchung zur externen Unternehmensberichterstattung nicht kapitalmarktorientierter Unternehmen (S. 21-23)

3.1 Identifikation und Analyse von Rechnungslegungsadressaten


Mit dem Abrücken von den traditionellen, eindimensionalen Konzepten der Unternehmungstheorie kam es in den letzten Jahrzehnten vermehrt zu einem Wandel in der Bilanztheorie. Aus organisatorisch geprägter Perspektive handelt es sich bei der „Unternehmung“ um ein produktives, soziales System und im Sinne eines Interessenausgleiches, um ein Instrument der Zielrealisation sämtlicher an ihr beteiligter Parteien. Auf die bilanztheoretische Diskussion zur Ermittlung von Jahresabschlusszielen übertragen, wird deshalb überwiegend von den finanziellen Zielvorstellungen der Rechnungslegungsadressaten (Zielträger) ausgegangen. Für eine sachgerechte Normierung muss daher zunächst die Frage beantwortet werden, um welche Anspruchsgruppen bzw. Rechnungslegungsadressaten es sich bei nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen im Einzelnen handelt, um dann deren (finanzielle) Ziele und die damit in Verbindung stehenden, jeweiligen Informationsbedürfnisse zu erörtern. Im Hinblick auf das untersuchte Unternehmenssegment der nicht kapitalmarktorientierten Gesellschaften ist allerdings im Vorfeld der Interessenanalyse auf Besonderheiten bzgl. der Adressatenstruktur sowie deren tatsächlich vorliegende Einblicksmöglichkeiten außerhalb der normierten Rechnungslegung einzugehen. Daneben erfolgt auch eine Analyse von möglichen Informationsasymmetrien im Rahmen von institutionenökonomischen Überlegungen.

3.1.1 Stakeholder-Theorie und externe Rechnungslegung

Um möglichst viele Einflüsse und Interessen aus entscheidungsorientierter Sicht zu erfassen, erscheint die vergleichsweise weit gefasste Stakeholderbzw. Koalitions-Theorie als geeigneter Weg zur Bestimmung von Rechnungslegungsadressaten. Sie ermöglicht die Aufteilung der Adressaten in inhaltlich fassbare Teilgruppen mit relativ homogenen Informationsbedürfnissen, was durch den sog. Shareholder-Ansatz nicht möglich ist. In der Tat hat das Management nicht nur gegenüber den Anteilseignern eine Verantwortung, da neben den Eigentümern auch andere Gruppen einen Teil (Stake) des wirtschaftlichen Risikos der Unternehmung tragen und somit ein legitimes Interesse an der Gesellschaft besitzen. Des Weiteren führt die bei KMU regelmäßig vorzufindende Verschmelzung von Eigentum und Unternehmensleitung zu Besonderheiten, die eine reine Betrachtung aus der Shareholder-Perspektive als nicht zielführend erscheinen lässt. Gemäß dem Stakeholder-Ansatz, und damit dem Gedanken der Sozialpartnerschaft folgend, handelt es sich bei der Unternehmung um eine Koalition, der eine Vielzahl von Koalitionsteilnehmern, auch Stakeholder genannt, angehören. Das schließt für die Zwecke dieser Arbeit in zunächst unbestimmter Reihenfolge die Unternehmensleitung, Gesellschafter bzw. Anteilseigner, Gläubiger, Arbeitnehmer, Lieferanten, Kunden und die „allgemeine Öffentlichkeit“ ein. Diese Gruppen stellen dem Unternehmen beispielsweise Kapital, Arbeitskraft, Produktions- oder finanzielle Mittel sowie andere (Kollektiv-)Güter zur Verfügung und erwarten hierfür eine Gegenleistung. Der Stakeholder-Ansatz sieht das Unternehmen somit als interessenpluralistisches, soziales Gebilde zum Zwecke der Bedürfnisbefriedigung der mit dem Unternehmen in (ökonomischer) Beziehung stehenden Parteien. Grundsätzlich sind alle Anspruchsgruppen am Erhalt des Unternehmens interessiert, was empirischen Ergebnissen zufolge auch auf Familienunternehmen zutrifft.

Aufgrund der relativ großen Bandbreite verfügen die Stakeholder aber nicht automatisch über eine gemeinsame Zielfunktion, obgleich sie als Koalition dem Unternehmen gegenüber in ihrer Gesamtheit auftreten. Stattdessen ist die Unternehmensfortführung eng mit der individuellen Bedürfniserfüllung verknüpft, wobei die von den aktuellen und potenziellen Partnern gemäß ihrer Zielvorstellung gestellten Anforderungen bzw. deren Erfüllung als Preis für den Verbleib in oder für eine Beteiligung an der Koalition gelten. Um Entscheidungen über die Zugehörigkeit zur oder den Eintritt in die Koalition treffen zu können, sind die einzelnen Parteien auf regelmäßige finanzielle und nicht finanzielle Leistungen, wie z.B. durch das Unternehmen bereitgestellte Informationen, angewiesen. Das heißt sie benötigen unter anderem verlässliche und aussagekräftige Beurteilungsmaßstäbe über die finanzielle und wirtschaftliche Lage der Unternehmung, um Ausmaß und Sicherheitsgrad der zu erwartenden Zielrealisation ihrer Beteiligung abschätzen zu können.