Personalabbau im Pflegedienst der Krankenhäuser - Hintergründe, Ursachen, Auswirkungen

von: Michael Simon

Hogrefe AG, 2008

ISBN: 9783456945811 , 127 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 26,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Personalabbau im Pflegedienst der Krankenhäuser - Hintergründe, Ursachen, Auswirkungen


 

7 Zur Bedeutung der internen Umverteilung für den Stellenabbau im Pflegedienst (S. 75-76)

Wie die Analyse der Krankenhausstatistik gezeigt hat, waren die verschiedenen Berufsgruppen und Dienstarten in sehr unterschiedlichem Maße von der Verschlechterung der ökonomischen Rahmenbedingungen für Krankenhäuser betroffen. Im Reinigungs-, Wirtschafts- und Versorgungsdienst wurden Stellen in erheblichem Umfang abgebaut, vor allem durch Outsourcing oder durch Ausgründung in gemeinsam mit privaten Dienstleistern betriebene Servicegesellschaften. Im Rahmen des Outsourcing oder der Ausgründung eines Bereiches verloren die dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Regel ihren Arbeitsplatz im Krankenhaus und wurden in ein neues Arbeitsverhältnis ‚übergeleitet’, nicht selten mit geringerer Entlohnung und schlechteren Arbeitsbedingungen.

Der Pflegedienst wurde zunächst bis 1995 auf Grund der gesetzlich vorgegebenen Pflege-Personalregelung aufgestockt. Seit 1996 unterliegt er ebenfalls einem Stellenabbau, der dazu geführt hat, dass innerhalb weniger Jahre die durch die PPR geschaffenen Stellen wieder gestrichen wurden und die Gesamtzahl der Vollkräfte im Pflegedienst der Allgemeinkrankenhäuser mittlerweile sogar unter dem Wert des Jahres 1991 liegt. Insbesondere in den 2003 und 2004 war der Pflegedienst überproportional von Stellenstreichungen betroffen. Im Unterschied zu den anderen Dienstarten wurde der ärztliche Dienst über den gesamten Zeitraum ausgebaut. Unter den Bedingungen der Budgetdeckelung ließ sich dies nur durch eine Umverteilung von Ressourcen finanzieren. Bei insgesamt knapper gewordenen Mitteln konnten zusätzliche Stellen im ärztlichen Dienst nur durch überproportionale Kosteneinsparungen in anderen Kostenarten finanziert werden.

Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, in welchem Umfang Mittel zu Gunsten des ärztlichen Dienstes umverteilt wurden und welchen Anteil diese Umverteilung am Stellenabbau im Pflegedienst der Allgemeinkrankenhäuser hat. Dieser Frage nachzugehen ist insofern von besonderer Bedeutung, als der Stellenabbau im Pflegedienst offensichtlich nicht allein durch Budgetdeckelung und DRGSystem erklärt werden kann.

Er ist folglich kein den Krankenhäusern in diesem Umfang von Außen aufgezwungenes Phänomen, sondern auch Resultat interner Entscheidungen auf der Ebene des Topmanagements der Kliniken. Sofern Kritik am Stellenabbau geübt wird, hat sie sich somit nicht nur gegen die Politik zu richten, sondern muss auch die Frage aufwerfen, welchen Anteil das jeweilige Kranken hausmanagement des einzelnen Krankenhauses daran hat. Dies schließt die Frage ein, ob der erfolgte Stellenabbau in dem vollzogenen Umfang tatsächlich aufgrund der Budgetentwicklung notwendig war und – wenn diese Frage zu verneinen ist – warum in einigen Berufsgruppen überproportional Stellen abgebaut wurden, um dadurch Stellen in anderen Berufsgruppen zu finanzieren.

7.1 Umfang der Umverteilung zu Gunsten des ärztlichen Dienstes

Da die Gehälter im ärztlichen Dienst deutlich über denen der übrigen Berufsgruppen im Krankenhaus liegen, führt eine Ausweitung des Stellenplans im ärztlichen Dienst auch zu einer überproportionalen Ausweitung des Anteils der Personalkosten des ärztlichen Dienstes an den Gesamtpersonalkosten (Tab. 19). Wird unter den Bedingungen eines gegebenen Gesamtbudgets eine neue Stelle im ärztlichen Dienst eingerichtet, ohne dass das Krankenhaus dafür zusätzliche externe Mittel erhält, muss zur Refinanzierung mehr als eine Vollkraftstelle in einer anderen Berufsgruppe entfallen. Dies wird auch an einem Vergleich der Entwicklung der Zahl der Vollkräfte und der Personalkosten des ärztlichen Dienstes deutlich. Zwischen 1996 und 2001 stieg die Zahl der Vollkräfte im ärztlichen Dienst um 5,6 % und die Personalkosten nahmen um 15,7 % zu.