Müde Pferde munter machen - Mit Motivation zu neuem Schwung

von: Birgit van Damsen

Cadmos Verlag, 2015

ISBN: 9783840463259 , 80 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 6,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Müde Pferde munter machen - Mit Motivation zu neuem Schwung


 

Die fünf Prinzipien der Aktivierung:

So bringen Sie Ihr Pferd auf Trab

Nur wer an sein Pferd glaubt und Zuversicht ausstrahlt, kann Erfolg haben.

Eine Mobilisierung des trägen Pferdes kann nur gelingen, wenn ein paar wichtige Grundregeln beachtet werden: Zuversicht und Zielstrebigkeit sind Voraussetzungen für das geplante Vorhaben. Eine Zusammenarbeit mit dem Pferd basiert auf Vertrauen und Verständigung. Das Training selbst erfordert ein ausreichend gelöstes Pferd, schrittweises Vorgehen und entsprechende Pausen zur Erholung.

1. Positive Einstellung und entschlossenes Auftreten

Wer bereits mit einer negativen inneren Haltung in den Stall kommt und nicht daran glaubt, Erfolg haben zu können, hat schon verloren! Denn Pferde besitzen sehr feine Antennen für Stimmungen, auch wenn man versucht, sie vor ihnen zu verbergen. Wittert das Pferd also miese Laune, reagiert es mit Misstrauen und Abweisung. Alle Aktivierungsversuche sind dann sinnlos, weil das Pferd verspannt und quasi erstarrt.

Damit das Vorhaben überhaupt funktionieren kann, darf man dem Pferd nicht per se Faulheit unterstellen, sondern muss ihm glaubhaft das Gefühl vermitteln, dass man ihm das erhoffte Ziel prinzipiell zutraut, zum Beispiel durch entspannte Gesichtszüge oder mit einem freundlichen Lächeln. Hierzu ist es hilfreich, sich immer wieder die enormen Vorteile eines Pferdes mit phlegmatischen Neigungen ins Gedächtnis zu rufen: Selbst wenn es nie nennenswerte Eigeninitiative entwickeln wird, so zeichnet es sich doch durch viele positive Eigenschaften wie Nervenstärke, Zuverlässigkeit und Umgänglichkeit aus, um die einen etliche Pferdebesitzer beneiden! Denn Probleme wie Durchgehen oder überhöhte Schreckhaftigkeit kommen bei diesen Gemütstieren in der Regel nicht vor.

Mit Musik geht alles besser

Rhythmische oder schwungvolle Melodien heben die Stimmung und machen gute Laune. Das weiß jeder aus Erfahrung. Deshalb ist es durchaus förderlich, auch beim Reiten oder Bewegen des Pferdes musikalische Unterstützung zu nutzen – sei es durch eine vorhandene Musikanlage in der Reithalle, mittels eines kleinen tragbaren Gerätes oder einfach nur mit eigenem Gesang. Positiver Nebeneffekt: Flotte Klänge wirken auf Pferde ebenfalls motivierend. Durch diesen zusätzlichen Ansporn werden sie oftmals deutlich agiler.

Eine grundsätzlich bejahende Ausstrahlung allein genügt jedoch nicht, um das Pferd zu überzeugen. Eine weitere entscheidende Bedingung ist, dass man ihm seine Entschlossenheit eindeutig vermittelt. Dominante Pferde tun das, indem sie mit Erfolg den Anschein erwecken, genau zu wissen, was sie wollen. Voraussetzung hierfür ist allerdings der Respekt und das Vertrauen der rangniederen Tiere. Leittier kann demnach nur dasjenige Pferd sein, dem die übrige Herde bedingungslos folgt, weil sie sich in seiner Anwesenheit sicher fühlt. Will man also, dass das Pferd willig mitarbeitet, muss man in die Rolle des Herdenchefs schlüpfen und es durch souveränes, bestimmtes Auftreten beeindrucken, indem man beispielsweise eine selbstbewusste, aufrechte Körperhaltung mit zurückgenommenen Schultern und erhobenem Kopf einnimmt. Weder Einschüchterungsversuche noch Gewaltandrohung, weder unsicheres noch zögerliches Verhalten wären hierfür zweckmäßig, sondern würden nur Vertrauens- und Respektverlust zur Folge haben. In beiden Fällen würde das Pferd unsicher, was die Arbeitsbereitschaft erheblich hemmen oder gar gänzlich blockieren kann.

2. Wirkungsvoll kommunizieren

Neben einer positiven Ausstrahlung und einem geklärten Dominanzverhältnis muss auch die Verständigung zwischen Mensch und Pferd stimmen, damit eine produktive Zusammenarbeit möglich wird. Ist die Kommunikation gestört oder für das Pferd unverständlich, ist es nicht in der Lage zu kooperieren.

Die menschliche Sprache verstehen Pferde nicht. Deshalb hat es wenig Sinn, unentwegt auf sie einzureden. Das Pferd weiß dann nicht, was man von ihm will. Allerdings kann man ihm kurze, einprägsame Kommandos beibringen, wenn bestimmte Verhaltensmuster verlangt werden. Diese Stimmhilfen müssen sich jedoch deutlich voneinander unterscheiden, damit das Pferd sie zuordnen kann. Auch müssen stets dieselben Kommandos verwendet werden – also nicht heute „Hüh“ und morgen „Hopp“ –, sonst kann es sich die Kommandos nicht merken und ist verwirrt. Je nachdem, wie wir unsere Stimme betonen, kann sie zusätzlich aufmunternd klingen und die Absicht unserer Kommandos unterstützen.

Eine wirksame Interaktion mit dem Pferd macht Fortschritte möglich.

Die Körpersprache ist bei Pferden sehr ausgeprägt, Sie kommunizieren hauptsächlich mittels Gestik und Mimik. Das können wir uns zunutze machen, indem wir eine Art Zeichensprache entwickeln, die zusammen mit den Stimmhilfen angewendet wird. Diese Signale übt man vorwiegend mit den Händen und Armen aus, wobei Hilfsmittel wie zum Beispiel der Führstrick oder die Gerte als Armverlängerung hinzukommen. Auch die Zeichensprache muss für das Pferd klar erkennbar sein. So bedeutet beispielsweise der angehobene Arm mit geöffneter Hand, der seitlich von hinten treibt, dass das Pferd vorangehen soll.

Die Signale vom Sattel aus müssen für das Pferd ebenfalls unmissverständlich sein. Die reiterlichen Hilfen dürfen weder zu lasch noch zu heftig oder permanent durchgeführt werden, sondern müssen richtig dosiert und gezielt eingesetzt werden. Anderenfalls provoziert man Ignoranz, Abwehr oder Abstumpfung. Ganz falsch wäre es also, ein träges Pferd durch ständig klopfende Schenkel, krampfhaftes Kreuzanspannen oder überzogenen Gerten- oder Sporeneinsatz antreiben zu wollen. Das Pferd würde sich verspannen und „zumachen“. Alle Anstrengungen verliefen nicht nur im Sande, sondern würden überdies Frustration bei Reiter und Pferd bewirken. Leistungssteigerung kann nicht gegen, sondern nur mit dem Pferd erreicht werden. Deshalb gilt es, alle treibenden Hilfen auf ein Minimum zu begrenzen und diese zu verfeinern, anstatt zu verstärken, mit dem Ziel, das Pferd für die Hilfengebung zu sensibilisieren. Nur bei einem Pferd, das keine Gertenangst hat, sondern diese als Hilfe versteht, genügt die bloße Anwesenheit, damit es frischer vorwärts geht. Auch beim Reiten kann die Stimme von Nutzen sein und die treibenden Hilfen verbal unterstützen.

Sporen und Gerte dürfen nicht als „Treibwerkzeuge“ missbraucht werden.

 

3. Richtig aufwärmen und lösen

Zu Beginn eines jeden Trainings sollte das Pferd grundsätzlich mindestens zehn bis fünfzehn Minuten im Schritt auf die anstehende Arbeit vorbereitet werden. Durch diese schonende Bewegung werden Muskeln, Sehnen und Bänder besser durchblutet und so elastischer. Gleichzeitig wird mehr Gelenkflüssigkeit produziert, die vom Knorpel aufgenommen wird und für die ausreichende Gleitfähigkeit der Gelenke bei höherer Beanspruchung sorgt. Wer zu ungeduldig ist und die Aufwärmphase vorzeitig abbricht, riskiert nicht nur unnötige Verletzungen, sondern auch Verspannungen der Muskulatur infolge mangelnder Blutzufuhr. Nicht wenige vermeintlich faulen Pferden wird einfach nicht genügend Zeit zum Aufwärmen zugebilligt. Deshalb sollte man im Zweifelsfall besser fünf Minuten mehr investieren. Auch mental muss sich das Pferd erst „aufwärmen“ und braucht eine gewisse Zeit, um sich ganz auf seinen Trainer einstellen und konzentrieren zu können.

Mit der eigentlichen Arbeit darf erst dann begonnen werden, wenn sich das Pferd locker und frei im Takt bewegt, Genick und Halsansatz entspannt und sich problemlos biegen und wenden lässt. Ziel der sogenannten Lösungsphase ist es, das Aufwärmen, Entspannen und Loslassen des Rückens zu erreichen. Erst dann kann das Pferd sein Bewegungspotenzial voll nutzen. Die Losgelassenheit ist dann erzielt, wenn das Pferd in allen drei Gangarten gleichmäßig und mühelos vorwärts geht, den gelösten Rücken schwingt, Kopf und Hals entspannt fallen lässt und durch Kaubewegungen Anlehnung sucht. Nur dann ist es in der Lage, Hilfen durchzulassen und weiterreichende Anforderungen zu erfüllen.

Wie sich Pferde am besten lösen und wie lange sie dazu brauchen, ist individuell sehr verschieden und hängt sowohl vom Ausbildungsstand als auch von der Grundkondition ab. Einige sind schon nach wenigen Minuten gelöst, andere benötigen eine halbe Stunde. Erlaubt ist alles, was effektiv locker und wach macht, aber nicht vorzeitig ermüdet. So ist für konditionsschwache Pferde ausgedehntes Vorwärtsabwärts-Traben nicht die Ideallösung, weil sie dann keine Kraft mehr für die eigentliche Leistung haben. Viele triebige Pferde lassen sich durch kurzzeitig zügiges Galoppieren im Entlastungssitz oder rasche Tempowechsel besser lösen als durch Schrittübungen, die sie schnell langweilen. Wieder andere vertragen kein Tempo beim Lösen und werden durch konzentrierte Gymnastik lockerer. Manche Pferde sind allerdings so verspannt, dass sie sich gar nicht durch Bewegung lösen können, sondern zunächst die Hilfe eines Physiotherapeuten, Chiropraktikers oder Osteopathen benötigen, um...