Supply Chain Collaboration - Kollaborative Logistikkonzepte für Third- und Fourth-Tier-Zulieferer

von: Rainer Völker, Jens Neu

Physica-Verlag, 2008

ISBN: 9783790819540 , 366 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 74,62 EUR

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Supply Chain Collaboration - Kollaborative Logistikkonzepte für Third- und Fourth-Tier-Zulieferer


 

2.2.2 Theoretische Grundlagen (S. 25-27)
2.2.2.1 Entwicklung und Stand der betriebswirtschaftlichen Logistik

Die betriebswirtschaftliche Logistik hat mehrere Entwicklungsphasen durchlaufen. Trotz der immer wieder geäußerten Kritik an der mangelnden Trennschärfe und den Überschneidungen in den Datierungen der einzelnen Entwicklungsphasen besteht seit kurzem Einigkeit darüber, dass sich die Entwicklung der Logistik in vier Phasen vollzogen hat. Im Folgenden werden diese Phasen dargelegt und erläutert (Weber und Kummer 1998, Engelsleben und Niebuer 1997, Weber 1999, Weber und Dehler 1999). Die entsprechende Darstellung befindet sich auf der nächsten Seite.

Logistik als funktionale Spezialisierung
Als Beginn der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der betriebswirtschaftlichen Logistik wird der Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg gesehen (Eccles 1954, Morgenstern 1955, Busby 1955, Lewis et al. 1956). Die erste Entwicklungsphase wird durch den grundlegenden Wandel von Verkäufer- zu Käufermärkten in den USA während der 50er-Jahren maßgeblich beeinflusst (Fleischmann 2002, Göpfert 2000). Dies führte zu einer Verbreiterung des Produktangebots und zu einer Zunahme des Wettbewerbsdrucks. Die Anzahl an Basisprodukten und Varianten stieg, daraus resultierten komplexere Produktionsprogramme, eine größere Teilevielfalt an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie eine erhöhte Anzahl an Versendungen bei entsprechend kleineren Sendungsvolumina (Shapiro und Heskett 1995). Hiermit verbunden waren höhere Lager- und Transportkosten.

Gleichzeitig gewannen Lager-, Transport- und Umschlagsfunktionen an Bedeutung. Als Reaktion auf diese Entwicklung hat man diese Teilfunktionen mit der physischen Distribution unter eine spezielle Funktion zusammengefasst (outbound logistics) mit dem Ziel, Spezialisierungsvorteile zu realisieren (Coyle et al. 1996, Semmelroggen 1988). In dieser ersten Entwicklungsphase wird die Logistik als Funktionsspezialisierung begriffen, die als eigenständige Grundfunktion in Form der Distribution neben die traditionellen Funktionen wie Forschung und Entwicklung, Beschaffung, Produktion und Absatz tritt. In diesem Sinn beinhaltet die Logistik, in Form der Distribution, die Zusammenfassung aller Lager-, Transport- und Umschlagstätigkeiten unter einheitlicher Leitung (Dehler 2001).

Logistik als Koordinationsfunktion
In den 70er- und 80er-Jahren wurde die Logistik von der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Situation (Ölkrise, Rezession) beeinflusst. So hat man in den Unternehmen erstmals festgestellt, dass sich die Schnittstellen zwischen den Funktionsbereichen der Beschaffung, der Produktion und der Distribution effektivitäts- und effizienzmindernd auswirken (Göpfert 2000, Weber 1998, Weber 1992). Mit Hilfe der verbesserten Informations- und Kommunikationstechnik war es dann aber schon möglich, die betrieblichen Funktionsbereiche miteinander zu vernetzen (Dehler 2001). Die Folge war, dass viele Unternehmen über die Produktion die Inbound (Materials-Management) mit der Outbound Side (Physical Distribution) verknüpften, um auf diesem Weg die notwendigen Leistungssteigerungen und Kosteneinsparungen zu erzielen. Noch heute stehen hierfür die Begriffe „Business Logistics" und „Integrated Logistics Management" (Coyle et al. 1996, S. 6). Der Logistik kam in dieser Phase eine material- und warenflussbezogene Koordinationsaufgabe zu (Göpfert 2000, S. 20). Ziel war die Bildung funktionsübergreifender Logistikketten, die die drei Funktionsbereiche unter einem umfassenden Logistikverständnis zusammenfassten (Dehler 2001). Die Logistik entwickelte sich zu einer unternehmensinternen Querschnittsfunktion und gewann weiter an Bedeutung (Weber und Kummer 1998).

Logistik als Durchsetzung der intraorganisationalen Flussorientierung Seit Beginn der 90er-Jahre wirken neue Einflüsse auf die Unternehmen und deren Funktionsbereiche, wie der Anstieg der Wettbewerbsintensität, die weltweiten Überkapazitäten, die schnellere internationale Angleichung der Produktqualität, die kürzer werdenden Innovationszyklen, die hohe Markttransparenz und die steigende Individualisierung der Kundenwünsche (Simon 1988).