Dorn-Therapie bei Säuglingen und Kindern

von: Ina Burgath

Haug, 2015

ISBN: 9783830477815 , 120 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 39,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Dorn-Therapie bei Säuglingen und Kindern


 

2 Grundzüge der Dorn-Therapie


Die Dorn-Therapie ist eine sehr sanfte Form der manuellen Behandlung, mit der reversible Dysfunktionen der Wirbelsäule und aller peripheren Gelenke behandelt werden können. Die Behandlung der Gelenkdysfunktion erfolgt immer unter aktiv-assistiver Mitbewegung des Patienten, und findet stets im schmerzfreien Bereich statt. Es wird so wenig Kraft wie möglich aufgewendet, und es erfolgt kein Einsatz von passiven, manipulativen Impulstechniken oder von Hebelkräften.

Der Zugang zur Methode ist im positiven Sinne einfach. Anfangs benötigt der Behandler wenige theoretische Grundlagen. Zu Beginn geht es darum, Gelenkdysfunktionen, insbesondere die der Wirbelsäule, in Bezug auf die Ebenen der Dysfunktion präzise auf-zu-spüren und ertasten zu lernen. Je mehr Hintergrundwissen der Behandler erwirbt, umso mehr wird er in der Lage sein, die auslösenden Faktoren für eine Dysfunktion im Sinne der Ganzheitlichkeit herzuleiten und zu behandeln. Entsprechend erfolgreich, anhaltend und ganzheitlich wird der Behandlungserfolg sein.

Befund und Behandlung sind klar strukturiert und folgen einem meist gleichbleibenden Ablauf. Dies stellt sicher, dass kein behandlungsbedürftiges Gelenk vergessen wird.

Die Arbeit des Therapeuten stellt einen Teil der Behandlung dar. Die zweite unverzichtbare Säule sind die Eigenübungen, die der Patient nach jeder Behandlung gezeigt bekommt. Die regelmäßige, mehrmals tägliche Durchführung der Eigenübungen ist für den anhaltenden Behandlungserfolg maßgeblich. Der Klient ist somit eigenverantwortlich an seinem Genesungsprozess beteiligt. Darüber hinaus kann er mit Hilfe der Eigenübungen dem Entstehen von weiteren Beschwerden an der Wirbelsäule und den Gelenken vorbeugen.

2.1 Gelenkdysfunktion aus Sicht der Dorn-Therapie


Der Begriff „Gelenkblockade“ taucht sehr häufig im allgemeinen Sprachgebrauch auf, und es bestehen sehr unterschiedliche Auffassungen von diesem Begriff.

Daher wird hier definiert, was im Zusammenhang mit der Dorn-Therapie unter dem Begriff „Gelenkdysfunktion“ verstanden wird. Dieses Verständnis einer Gelenkdysfunktion verdeutlicht, wie weitreichend die Auswirkungen, vor allem bei Säuglingen und Kindern, sein können.

Eine Dysfunktion reduziert sich nicht auf das reine Geschehen am Gelenk, sondern es werden sämtliche Strukturen und Systeme, die mit dem Gelenk assoziiert sind, in die Betrachtung miteinbezogen.

Die Symptome der Dysfunktion bleiben nicht auf das betroffene Gelenk begrenzt. Die Beschwerden können über Muskelketten in die Umgebung ausstrahlen und auf reflektorischem Weg Beschwerden in anderen Körperregionen oder Organen auslösen. Umgekehrt können Muskelspannungsstörungen und Störungen der Organe Dysfunktionen der ihnen zugeordneten Wirbel auslösen.

Die Leitbahnen können ebenfalls mit Gelenkdysfunktionen in Zusammenhang gebracht werden. Störungen auf den Leitbahnen können Dysfunktionen der ihnen zugeordneten Wirbel verursachen, oder der Gelenke, über die sie verlaufen, und umgekehrt (Kap. ▶ 2.6, ▶ [20]).

Merke

Eine Gelenkdysfunktion ist aus Sicht der Dorn-Methode nicht nur ein gelenkmechanisches Geschehen, sondern muss auch aus neurophysiologischer Sicht erklärt werden.

Damit ein Gelenk biomechanisch optimal funktioniert, müssen die am Gelenk beteiligten Strukturen (▶ Tab. 2.1) intakt sein und störungsfrei miteinander arbeiten.

Tab. 2.1 Anatomische Strukturen des Gelenks.

Struktur

Funktion

Knochen

Je nach Form der Gelenkpartner lässt das Gelenk entsprechende Bewegungen zu, d.h., die Form bestimmt die Funktion. Umgekehrt kann die Funktion auf die Dauer auch die Form des Gelenks bestimmen. (Wird beim Säugling ein Gelenk in einer unphysiologischen Weise benutzt bzw. belastet, kann sich dieses fehlerhaft ausbilden. Dieses Prinzip kommt z.B. bei der mangelhaften Ausbildung der Hüftpfanne bei einer Hüftdysplasie zum Tragen.)

Knorpel

vermindert die Druckbelastung auf den Knochen und dient als „Puffer“ und Gleitschicht

Gelenkkapsel

besteht aus straffem kollagenem Bindegewebe und geht an ihrem Ansatz in die Knochenhaut über, umschließt die mit Synovia gefüllte Gelenkhöhle und bestimmt die mechanische Festigkeit und Bewegungsfreiheit des Gelenks.

Synovia

Die Gelenkschmiere ermöglicht ein reibungsarmes Bewegen.

Muskulatur

Die Muskeln bewegen das Gelenk und sind über Sehnen mit den Knochen verbunden.

Sehnen/Bänder

stabilisieren das Gelenk und übertragen die Kraft des Muskels auf die Knochen, sodass das Gelenk im physiologischen Ausmaß bewegt wird

Faszien

durchziehen bindegewebig alle Strukturen des Körpers und haben diverse wichtige Aufgaben. Das Fasziensystem sorgt dafür, dass alle Teile des Körpers zusammengefügt bleiben und geben ihm seine Form. Es schützt den Körper vor Kraft- und Gewalteinwirkungen, unterstützt das Gefäß- und Immunsystem und dient dem Stoffwechsel.

Nerven

übertragen die Informationen vom zentralen Nervensystem an die Gelenke und Muskeln und umgekehrt

Rezeptoren

in der Gelenkkapsel, in den Sehnen und im Muskel befinden sich die Propriozeptoren (Ruffini-Körperchen, Vater-Pacini-Körperchen, Golgi-Rezeptoren und Muskelspindeln), die die Stellung des Gelenks, den Spannungszustand und die Längenveränderung des Muskels registrieren. Darüber hinaus befinden sich hier auch die Nozizeptoren, die dem Gehirn Schmerz melden. Die Rezeptoren im Labyrinth und die Propriozeptoren von Nackenmuskulatur und Kopfgelenken registrieren Lageveränderungen des Körpers und führen in der Folge zu muskulären und bindegewebigen Reaktionen.

Durchblutung

Sämtliche Strukturen müssen optimal mit Blut versorgt werden, um den Stoffwechsel der Gewebe zu gewährleisten.

Das Zusammenspiel der oben genannten, an einer physiologischen Gelenkbewegung beteiligten Strukturen, muss jedoch auch entsprechend neurophysiologisch gesteuert und koordiniert werden. Das Bewegungssystem, einschließlich der Gelenke, stellt dabei gleichzeitig ein informationsverarbeitendes und ein dynamisches System dar.

Das Gelenk ist zugleich wahrnehmungsverarbeitende und ausführende Instanz in einer langen Kette von Prozessen. Um physiologische Bewegungen durchzuführen, benötigt das Gelenk vorab...