Ewige Blütenkraft - Neue Techniken des Design-Anbaus zur ganzjährigen Hanfernte

von: Tom Flowers

Nachtschatten Verlag, 2012

ISBN: 9783037882443 , 118 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 11,99 EUR

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Ewige Blütenkraft - Neue Techniken des Design-Anbaus zur ganzjährigen Hanfernte


 

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Die Kraft


Pflanzen zum Blühen zu bringen, ist eine Wissenschaft, die vor allem im 20. Jahrhundert entwickelt worden ist. Sie ist in der kommerziellen Blumenproduktion weit verbreitet und wird in den Treibhäusern rund um den Globus angewendet. Züchter, die die Blumen durch Techniken zur Blüte zwingen, tun dies mit Tricks. Sie simulieren die gleichen Umweltbedingungen, die diese Pflanzen in der Natur zur Blüte treiben.

Mit Hilfe dieser Techniken des Blütezwangs erzeugen die Züchter viele Pflanzen während des ganzen Jahres. Ohne diese Techniken wären viele Treibhausblumen, wie Chrysanthemen, Amaryllis oder Tulpen, nur während einer bestimmten Jahreszeit verfügbar. Durch das Verständnis des Lebenszyklus der gezüchteten Pflanzen, sind die Züchter in der Lage, viele Arten von Pflanzen nach Belieben zur Blüte zu bringen. Die Ernten werden dann oft auf die Zeit der grössten Nachfrage hin geplant.

Nicht alle Pflanzen sind dazu geeignet, auf Zwang hin zu blühen, aber bei denen, die es sind, lösen bestimmte Umweltfaktoren unumgänglich die Blüte aus. Beim Marihuana braucht die Pflanze eine bestimmte Anzahl von Stunden ununterbrochener Dunkelheit während jedes Tages, oder einer 24-Stunden-Periode, damit die Pflanze blüht.

Obwohl die Dunkelperioden der Hauptfaktor sind, um die Blüte bei der Marihuanapflanze herbeizuführen, gibt es noch mehrere andere Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Auch wenn diese Faktoren für sich selbst genommen nicht ausreichen, die Blüte zu erzwingen, so können sie sie doch stimulieren oder behindern.

Zu diesen Faktoren gehören der Nährstoffgehalt des Mediums, in dem die Pflanze wächst, das Farbspektrum des Lichts, die Kohlendioxidkonzentration in der Umgebung und die Gesundheit und allgemeine Kraft der Pflanze.

Cannabis war Gegenstand der ersten Experimente, die definitiv zeigten, dass bestimmte Pflanzen dazu gebracht werden können, auch ausserhalb der Saison zu blühen. Da der betreffende Botaniker nie wirklich gewürdigt worden ist, will ich hier ein wenig von seiner Arbeit schildern.

1910 veröffentlichte der französische Botaniker Julien Tournois einen Beitrag, in dem er beschrieb, wie er seine Hanfpflanzen im Treibhaus dazu gebracht hatte, im Frühsommer zu blühen. Tournois’ Entdeckung bildete das Fundament für die Methoden, die heute von der kommerziellen Blumenindustrie genutzt werden.

Tournois’ Ausgangsbeobachtung war, dass der Hanf in seinem Treibhaus während der Wintermonate in einem sehr jungen Pflanzenstadium blühte. Er vermutete, dass es die kurzen Wintertage waren, die seine Pflanzen zur Blüte stimuliert hatten, und führte eine Reihe von Experimenten durch, um seine Hypothese zu testen.

In einigen seiner Experimente benutzte er speziell entworfene, lichtundurchlässige Boxen, in die er die Pflanzen auf einem Karren für bestimmte Zeiten pro Tag hineinstellte. Damit verkürzte er künstlich die Zeit des Tageslichts. So gelang es ihm, seine Pflanzen nach seinem Willen zum Blühen zu bringen.

Aber Tournois lag nur zum Teil richtig – es waren nicht wirklich die kurzen Tage, die das Blühen herbeiführten. Spätere Forschungsarbeiten anderer Wissenschaftler wiesen nach, dass es tatsächlich die langen Nächte ununterbrochener Dunkelheit waren, die den Hanf veranlassten, Blüten zu produzieren. Wenn die Dunkelheit nur wenige Minuten durch Licht, sogar von einer verhältnismässig schwachen Quelle unterbrochen wird, kann Cannabis am Blühen gehindert werden. Die Unterbrechung der Lichtperiode durch Dunkelheit hat einen kleinen Effekt auf das Blühen des Cannabis.

Doch die Klassifizierung war damit schon gegeben. Und so haben wir heute eine etwas verwirrende Bezeichnung, um Pflanzen wie Cannabis zu beschreiben.

Marihuana wird heute als Nachtschattengewächs bezeichnet. Dieser Ausdruck beschreibt den Mechanismus, der das Blühen auslöst. Obwohl er andeutet, dass es die Nacht braucht, wäre »Lange-Nacht-Pflanze« eine genauere Klassifizierung von Marihuana.

Der Ausdruck »Photoperiode« (Licht- und Dunkelperiode) wird benutzt, um die Länge der Zeit zu bezeichnen, die eine Pflanze jeden Tag dem Licht ausgesetzt ist. Er wird in bezug auf die Blüte oft benutzt. (Die meisten Arten von Marihuana blühen zum Beispiel bei einer Photoperiode von zwölf Stunden.) Das klingt zunächst richtig, aber es könnten sechs Stunden Licht sein, denen sechs Stunden Dunkelheit folgen, dann sechs weitere Stunden im Licht und sechs Stunden Dunkel. Ihre Pflanzen werden unter diesen Umständen nicht blühen. Wir werden den Ausdruck »Photoperiode« in diesem Buch benutzen, weil er allgemein üblich ist. Ich meine allerdings damit eine bestimmte Zahl aufeinanderfolgender Stunden, denen eine gewisse Zahl von Stunden ununterbrochener Dunkelheit folgen, die zusammengenommen 24 Stunden ergeben. Ein 13-stündige Photoperiode bedeutet zum Beispiel eine 11-stündige Dunkelheit. Einer 12-stündigen Photoperiode folgen 12 Stunden ununterbrochener Dunkelheit. Es wird keine Probleme geben, solange klar ist, dass es für Marihuana die Nacht, die ununterbrochene Dunkelheit ist, die die Blüte auslöst.

Neben der Darlegung der Grundlagen der Blütensteuerung lösten Tournois’ Forschungsbeiträge eine Suche nach dem Mechanismus in Pflanzen aus, der die Länge der Nacht bestimmen und auch die Produktion der Chemikalien auslösen könnte, die die Pflanze produzieren muss, um zu blühen. Die Wissenschaftler waren dessen so sicher, dass sie dieser Substanz den Namen »Florigen« gaben. Es war ihre Hoffnung, dass, sobald diese Chemikalie oder dieses Hormon gefunden war, Pflanzen leicht behandelt und dazu gebracht werden könnten, dann zu blühen, wenn es der Züchter will.

Florigen hat sich jedoch als Illusion herausgestellt. Es wurde nie gefunden, auch wenn viele andere Pflanzen-Hormone und Bausteine des Lebens seitdem verstanden worden sind. Doch ist noch möglich, dass eine Substanz oder Gruppe von Substanzen entdeckt werden, die das Blühen bestimmter Pflanzen auslösen. Auch ohne Florigen hat Tounois’ Arbeit den Weg zu vielen Techniken geebnet, die Pflanzen wie Marihuana zur Blüte bringen.

Wie eine Pflanze die Zeit erfährt, bleibt vorerst ein Geheimnis, obwohl man weiss, dass diese Aktivität in den Blättern der Pflanzen stattfindet. Pflanzen wie Marihuana kennen sich genau aus in der Zeit. In der Natur hängt das Leben der Pflanze davon ab. Die Samen müssen vor dem Frost gesetzt werden. Die Pflanze weiss von dem Frost durch das Längerwerden der Nächte nach der Sommersonnenwende. In manchen Gewächsräumen kann man die Pflanzen geradezu hören, wie sie wie empfindliche Uhren ticken.

Verschiedene Techniken zur Blütensteuerung bei Marihuana


Marihuana gehört zu der sehr vielfältigen aber einzigartigen Spezies der Pflanze Cannabis Sativa. Diese Art umfasst viele verschiedene Drogen-Variationen sowie auch Hanfpflanzen, die zur Gewinnung von Fasern und Samen dienen. Es sind mindestens zwei verschiedene Arten von Marihuana bekannt, Cannabis Sativa und Cannabis Indica. Eine andere Art, Cannabis Ruderalis, hat einen unbekannten Ursprung, aber wird als natürlicher Hanf (Cannabis Sativa) angesehen, der keinen bestimmten Unterschied aufweist. Einige Wissenschaftler sehen jede dieser Arten als verschieden an. Man kann jedoch diese Arten leicht miteinander kreuzen und Samen erzeugen, die die Eigenschaften einer einzelnen Art besitzen.

Nur einige wenige Sorten von Marihuana kann man nicht zur Blüte zwingen. Da die meisten davon eher reine Hanf- als Drogenpflanzen sind, werden Marihuana-Züchter selten erleben, dass lange Nächte die Blütenproduktion nicht stimulieren. Sowohl männliche als auch weibliche Marihuanapflanzen werden blühen, wenn sie langen Nächten mit ununterbrochener Dunkelheit ausgesetzt werden.

Die meisten Marihuanapflanzen werden blühen, wenn sie zwölf Stunden ununterbrochene Dunkelheit während eines 24-Stunden-Rhythmus haben. Das ist die durchschnittliche Photoperiode für alle, die in geschlossenen Räumen züchten.

Die genaue Nachtlänge, die es braucht, um eine besondere Sorte von Marihuana zur Blüte zu bringen, ist genetisch programmiert. Der Breitengrad des Ursprungs der Pflanze ist entscheidend für das Licht und die Dunkelheit, die sie braucht. Allgemein gesagt, um so weiter im Norden der Ursprung der Pflanze liegt, um so früher im Jahr wird sie im Freien blühen. Einige Arten aus Afghanistan zum Beispiel (35. Breitengrad) werden nach 10-stündigen Nächten blühen.

Der 35. Breitengrad ist die Grenze, wo die Vielfalt von Marihuana als Droge entweder heimisch oder seit dem Altertum kultiviert worden ist. Cannabis ist seit so langer Zeit kultiviert worden, dass wirklich natürliche Arten, die als einheimisch angesehen werden können, nicht mehr auszumachen sind. Ausser den Arten von Cannabis, die der Kultivierung entflohen sind und sich wieder naturalisiert haben, sind die Genome in Menschenhand.

Tropische Variationen von Marihuana wie thailändische oder kolumbianische brauchen gewöhnlich längere Nachtzyklen als einheimische Pflanzen gemässigter Regionen, um zu blühen. Tag- und Nachtlängen in äquatorialen Gebieten sind weniger unterschiedlich als in nördlichen Regionen. Obschon die meisten tropischen Arten von Marihuana den Kreislauf von 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit gewohnt sind, werden einige besser bei längeren Dunkelzeiten gedeihen. Tropische...